0430 - Vampir-Geschwister
Exemplar mit dickem Fell. »Geh rein, Mr. Moon«, sagte McFisher mit dunkler, volltönender Stimme, und der Hund trollte sich.
»Hier sind wir, Fred!«
»Das sehe ich, Parker.« Dann blickte der Lehrer mich an. Prüfend, wie ich fand. Diese Prüfung schien wohl zu meinen Gunsten ausgefallen zu sein, denn er lächelte. »Sie sind also der Mann aus London.« Er reichte mir die Hand. »Seien Sie mir willkommen.«
»Danke sehr. Ich heiße übrigens…«
»Geschenkt, das hat mir Parker schon gesagt. Und der Name Sinclair ist gut zu behalten.«
»Brauchen Sie mich noch?« fragte der Konstabler.
»Nein, eigentlich nicht.«
»Dann gehe ich jetzt. Ich muß noch einen Besuch machen und eine Runde durch den Ort drehen.«
»Das macht er immer«, erklärte der Lehrer. »Oft genug kommt er schwankend ins Büro zurück.«
Parker wurde rot. »Wie kannst du so etwas behaupten, du Starrkopf?«
»Weil es stimmt.« Er nickte mir zu. »Kommen Sie, Mr. Sinclair, drinnen ist es gemütlicher.«
Ich mußte innerlich über die beiden Männer grinsen und folgte McFisher in das Haus. Die Decken waren niedrig, sonst war es gemütlich. Im Arbeitszimmer des ehemaligen Lehrers roch es nicht nur nach Büchern, sondern auch nach Tee, den der Mann inzwischen aufgebrüht hatte.
»Sie trinken doch eine Tasse - oder?«
»Gern.«
»Habe ich mir gedacht.« Er deutete auf einen Lehnstuhl. »Nehmen Sie da Platz, der ist bequem.«
Ein weiches Kissen machte das Sitzen zu einem Vergnügen. Die Beine streckte ich aus und hätte fast den Hund berührt, der es sich zwischen uns auf dem Teppich gelegt hatte.
Der Lehrer brachte den Tee. Auf einem kleinen Tisch neben dem Sessel konnte ich die breite Schalentasse abstellen. Kandiszucker stand auch bereit, ich süßte nur ganz leicht.
Wir tranken, sprachen über London, und ich berichtete, was ich tat.
»Sie gehen also außergewöhnlichen Fällen nach. Mr. Sinclair.«
»Das kann man so sagen.«
»Dann sind Sie ein Einzelgänger. Etwa so wie ich. Die Leute hier, so nett sie auch sein mögen, zeigen für mein Hobby kaum Verständnis. Für sie sind die irgendwie leicht irre, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen.«
»Ist sie denn interessant?«
»Und wie.« Er trank den Tee schlürfend. Daß sich einige Tropfen in seinem Bartgeflecht verirrten, störte ihn nicht weiter. »Jetzt sagen Sie mir nur noch, Mr. Sinclair, weshalb Sie wirklich gekommen sind. Wieso gerade nach Wark?«
»Es basierte auf einem Zeitungsartikel.«
»Diese angebliche Vampirsache?«
»Ja.«
McFisher schüttelte den Kopf. So wie er mich jetzt anschaute, mußte er früher seine Schüler angeblickt haben, wenn sie ihm eine nicht genügende Antwort gaben. Er bewegte schüttelnd seinen Kopf.
»Ich will Ihnen ja nicht den Mut nehmen, aber jagen Sie da nicht einem Hirngespinst nach?«
»Vielleicht. Und ich wäre auch nicht allein wegen des Zeitungsartikels gekommen, wenn es nicht noch einen zweiten Grund gegeben hätte. Der hat einen bestimmten Namen. Richard Löwenherz.«
McFisher verengte die Augen. »Und das meinen Sie im Ernst?«
»Genau.«
Er räusperte sich. »Richard Löwenherz. In der Tat hat er hier gewirkt. Vor allerdings fast 800 Jahren.«
»Spuren lassen sich doch immer finden.«
»Das stimmt. Nur, was hat Richard Löwenherz mit Ihren Vampiren zu tun, Mr. Sinclair?«
»Ich habe über ihn einen Bericht gelesen, in dem er auch als Vampirjäger bezeichnet worden ist.«
Der Lehrer sagte zunächst nichts. Er rührte den Tee um und starrte dabei aus dem Fenster, als hätte er Angst, mir ins Gesicht sehen zu müssen. »Und das haben Sie gelesen?« fragte er.
»Sicher.«
»Wo?«
»In einem alten Buch, das mir eine gute Bekannte gezeigt hat. Mystik des Mittelalters lautete der Titel.«
»Ich kenne es.«
»Dann brauche ich nichts mehr zu sagen. Richard Löwenherz wird Ihnen ebenfalls bekannt sein.«
»Ja, das ist er.«
»Und stimmt es, daß er hier Vampire gejagt hat?«
»Auch. In der Nähe gibt es die Trümmer einer alten Burg, Luna Castle. Diese Burg wurde damals von der Familie Luna bewohnt, dem Earl of Luna und seiner Verwandtschaft. Ihnen sagte man nach, daß sie Vampire waren und diese Gegend terrorisiert hätten, bis es Richard Löwenherz gelungen war, Männer und Frauen um sich zu versammeln, die sich der Brut stellten und sie letztendlich auch vernichteten.«
»Alle?«
Der Mann strich durch seinen Bart. »Das ist so eine Sache«, sagte er leise. »Ob sie die gesamte Vampirbrut vernichtet haben,
Weitere Kostenlose Bücher