0430 - Wo die schwarzen Jäger lauern
schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Sie erreichten die Schiebetür. »Dahinter ist der Weinkeller«, sagte sie. »Das heißt, der Getränkekeller. Ein paar Kisten mit alkoholfreien Sachen habe ich gestern gesehen, hoffentlich hat er überhaupt Bier daneben stehen.«
»Ein richtiger Deutscher hat immer Bier im Haus«, stellte Möbius trocken fest. »Was ist denn das? Eine Schiebetür? Sehe ich das richtig, daß die nach zwei Seiten zu öffnen ist? So ein Blödsinn…«
Nicole zuckte mit den Schultern. Sie überlegte, ob sie Möbius das Geheimnis verraten sollte, das sich hinter diesen beiden Richtungen verbarg. Aber dann ließ sie es. Sie wollte Ted nicht vorgreifen. Wenn der später bei der Führung darauf zu sprechen kam, war es seine Sache, wenn nicht - hatte Nicole zumindest nichts falsch gemacht.
Schob man die Tür nach links, konnte man den Weinkeller betreten.
Schob man sie nach rechts, passierte auch nichts anderes - es sei denn, man konzentrierte sich gleichzeitig darauf, das dahinter liegende Arsenal der Dynastie zu erreichen. In diesem Fall öffnete sich beim Verschieben nach rechts eine Art Dimensionstor, und anstelle des Getränkekellers erschien ein etwa zehn Meter langer, metallverkleideter Gang, in dem es schattenloses Blaulicht gab und durch den man die geheime Anlage betreten konnte.
Teds und Zamorras Zufalls-Entdeckung…
Nicole wollte aber jetzt auf jeden Fall in den Getränkekeller und nicht zufällig doch in das Arsenal gelangen, bloß weil sie sich in Gedanken intensiv damit beschäftigte. Also ging sie auf Nummer sicher und schob die Tür nach links. Dann tastete sie nach dem Lichtschalter.
Klick!
Es wurde schlagartig hell.
Und da standen sie.
Totenblaß in ihren schwarzen Anzügen und mit den dunklen Sonnenbrillen. Sie waren zu dritt.
Die gefährlichen Männer in Schwarz…
***
Ted tastete über die Schreibtischplatte, als könne der Dhyarra-Kristall nur unsichtbar geworden sein. Aber er war es nicht; er war tatsächlich verschwunden.
Ted ließ sich in den Sessel sinken.
Täuschte ihn vielleicht seine Erinnerung? Hatte er den Dhyarra an einen anderen Platz gelegt? Aber in den letzten Tagen, seit er in diesem Haus wohnte, hatte er ihn immer auf die Schreibtischplatte gelegt. Warum sollte er es diesmal nicht getan haben? Zumal das Erinnerungsbild deutlich vor ihm stand…
Dennoch!
Er eilte zu seinem Schlafzimmer hinüber, untersuchte die Kleidung, die er bei der nachmittäglichen Aktion getragen hatte. Vielleicht steckte der Kristall noch in einer Tasche? Aber die Hoffnung verflog.
Es gab keinen Zweifel mehr. Jemand hatte den Kristall gestohlen.
Das konnte aber nur eine gezielte Aktion sein. Jemand mußte genau wissen, was er da für einen Gegenstand vor sich hatte, und es konnte auch kein Zufallsdiebstahl sein, denn der Dieb mußte den Dhyarra abgeschirmt haben. Er hatte ihn nicht direkt mit der Hand berührt. Ted hätte es sonst durch den Schmerz bemerkt, durch den Schock, den der auf seinen Geist verschlüsselte Dhyarra ihm sonst versetzt hätte.
Aber wer kannte sich mit Dhyarras aus?
Nur ganz wenige Menschen auf der Erde. Und die Ewigen…
Das würde aber bedeuten, daß Ted enttarnt war. Daß die Agenten der Dynastie bereits ungehindert in seinem Haus ein und aus gingen, ohne daß er es überhaupt bemerkte! Und nur der Lord mit seinem Para-Gespür hatte überhaupt etwas registriert! Weder den Druiden mit ihren telepathischen Kräften noch Zamorra oder Nicole oder gar dem Wolf war die Anwesenheit eines oder mehrerer Fremder aufgefallen…
Eine dumpfe Angst stieg in Ted auf. Wenn das alles stimmte - und es gab keinen Zweifel mehr daran! -, dann war er von dieser Sekunde an seines Lebens nicht mehr sicher. Dann war der Diebstahl des Kristalls nur ein erster Schlag. Jeden Moment konnte der zweite erfolgen, nachdem man ihn zunächst entwaffnet hatte.
Sie würden ihn gefangennehmen und zu Sara Moon verschleppen. Oder sie würden ihn direkt töten…
Und er wußte nicht einmal, wo sie sich verbargen, von wo aus sie den Schlag ausführen würden! Vielleicht befanden sie sich sogar noch im Haus!
Die Party stoppen! durchzuckte es ihn. Absagen, die Leute nach Hause schicken! Sie durften nicht in diese Auseinandersetzung mit einbezogen werden! Carlotta, Lucia… sie waren doch ahnungslos! Er durfte sie nicht in Gefahr bringen!
Er sprang wieder auf und sah aus dem Fenster, sah, wie die Mädchen sich amüsierten. Er schüttelte den Kopf.
Zamorra war hier,
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