Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
Vom Netzwerk:
rannten dann, so schnell es ging, bis zur nächsten Bucht. Ich wollte herausfinden, was sie vorhatten und machte einen Satz aufs freie Gleis hinaus. Das Geräusch der Detonation erreichte mich, als ich den Boden noch nicht berührt hatte. Ich warf mich hin und kroch zurück. Jetzt wußte ich, daß sie auf den Zug warteten.
    Es war totenstill. Kein Mensch schien die Schüsse gehört zu haben, und wenn, dann waren sie niemandem aufgefallen.
    Dann hörte ich das leise Brummen eines näherkommenden Zuges. Ich legte einef Hand auf die Nachbargleise. Sie waren ruhig. Also kam der Zug von Manhattan. Die Männer hatten keine Zeit zu verlieren. Ich auch nicht.
    Ich erreichte den Tunnel, als die Lichter der entgegenkommenden Bahn schon die feuchten Wände heller werden ließen. Von den beiden Gangstern sah ich nichts. Sie mußten schon ziemlich weit sein. Es war drückend schwül. Das linke Gleis war noch frei, wenn jetzt von hinten ein zweiter Zug kam, blieb kein Zwischenraum für meine Figur.
    Ich lief in den schwarzen Schlund hinein und sah mich nach einer Nische um. Alle paar hundert Yard mußten auf beiden Seiten Plätze für die Streckenarbeiter sein, und ich vermutete, daß die Gangster schon eine Nische auf dem Nebengleis gefunden hatten.
    Vor mir war es jetzt fast taghell. Das scharfe Licht der Scheinwerfer ließ die Schienen blitzen und verwandelte die Mauer in eine glitzernde Spiegelwand. Ich war in wenigen Sekunden tropfnaß. Aber ich hatte noch immer keine Nische gefunden. Dann hatte mich der Zug erreicht und donnerte dicht neben mir vorbei. Das Geräusch war irrsinnig laut. Ich merkte, daß ich einen von hinten kommenden Zug nicht hören würde und rannte schneller.
    Meine Nerven waren überreizt, und ich ahnte das plötzliche Vibrieren unter mir mehr, als ich es wirklich spürte.
    Neben mir und hinter mir war ein Zug. Ich sah zu dpn erleuchteten Fenstern hinüber. Die Wagen waren fast leer. Vielleicht war dieser Zug kürzer, vielleicht war er durch, bevor der andere kam.
    In dem Augenblick fuhr er mit einemmal langsamer. Ich überlegte,. ob ich auf den fahrenden Zug springen sollte, als ich vor mir den hohen Schatten einer Nische sah.
    30 Yard vor mir.
    Die Scheinwerfer des zweiten Zuges erfaßten mich wie die Fangarme eines Polypen, aber noch konnte mich der Fahrer nicht erkennen. Und wenn er mich sah, würde es zu spät sein. Ich machte noch ein paar lange Schritte, dann hatte ich die Nische erreicht.
    Ich fiel gegen die warme Steinwand und sah hinaus. Jetzt erfüllte das Donnern von zwei Zügen den Tunnel. Es gab keine Geräuschsteigerung mehr. Meine Ohren waren völlig betäubt.
    Ich sah mich um.
    Hinter mir standen die beiden Mörder.
    Ihre Waffen waren auf mich gerichtet.
    ***
    Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen, nur die Umrisse ihrer wuchtigen Körper und die schimmernden Läufe der Waffen.
    Ich spannte meine Muskeln an, um loszuspringen. Warum schossen sie nicht? Ich sah, daß einer von ihnen, der mit dem Colt, sich langsam nach vorn schob. Der zweite hatte seine MP auf mich gerichtet und seine Zähne gebleckt, daß sie wie weiße Perlen aus der schwarzen Schattenmasse seines Gesichtes herausleuchteten.
    Instinktiv nahm ich plötzlich wahr, daß der erste Zug gerade hinausfuhr. Sein letzter Wagen war vorbei, die Lok des zweiten Zuges war noch nicht ganz auf unserer Höhe. Ich zog mich zusammen und schnellte hinaus.
    Noch zwei Sätze, und ich war auf dem anderen Gleis, die Lok hatte mich fast erreicht und würde sich zwischen die Nische und mich schieben. Ich registrierte, daß keiner geschossen hatte. Ich hörte das Auf kreischen der Bremsen, die der Fahrer gezogen hatte, als er mich aus der Nische springen sah.
    Ich sah eine schnelle Bewegung, und mit dem schrillen Quietschen der Bremsen vermischte sich ein gellender Schrei, der von der Decke und den Wänden zurückzitterte.
    Der Zug stand noch nicht ganz, als ich meine Waffe in der Hand hatte und zwischen zwei Wagen hindurch kletterte. Im Zug kreischte eine Frau, aber es war nur ein leises Flüstern gegen den vorhergegangenen Schrei. Überall klappten Fenster, surrten die automatischen Türen, die von den Leuten mit den Notschaltern geöffnet wurden, riefen Stimmen durcheinander.
    Als ich die Nische erreichte, war sie bereits leer. Jemand packte meinen Arm. Ich sah in das schneeweiße Gesicht des Fahrers.
    »Er muß… dort…« stammelte er und wies mit der Hand auf eine dunkle Masse unter den Rädern seines Triebwagens. Ich stellte mich vor die

Weitere Kostenlose Bücher