0431 - Der Gentleman-Killer
Frühstück aus der Kantine ‘raufkommen und sausen zum Krankenhaus!« sagte Phil. Ich nickte. Er telefonierte kurz und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück.
»Die Lösung liegt in der Bank!« knurrte er.
»Ja, die Gang hatte eine bisher unfehlbare Methode, Banken auszurauben und das Geld so lange zurückzuhalten, bis sie es unauffällig unter die Leute bringen konnten. Vermutlich haben sie auch da eine besondere Methode. Vielleicht Rennplätze, wo die großen Summen aufgesplittert werden können, Wettbüros oder so etwas Ähnliches. Wir werden es herausbekommen. Aber diesmal muß etwas schiefgegangen sein. Wahrscheinlich hat Quingley etwas entdeckt, das durch eine Unvorsichtigkeit nicht vertuscht worden war. Vielleicht hat er den Boß erpreßt, vielleicht wußte er selbst noch nicht, was er da entdeckt hatte. Susan Delane schien sich in unserer Gegenwart plötzlich an etwas zu erinnern, das sie vermutlich nie mit den Überfällen in Verbindung gebracht h,atte. Sie hatte kein Vertrauen zu uns. Sie dachte, sie allein könnte die Männer fangen.«
»Bis jetzt bin ich deiner Meinung. Hast du Fenton Conelli schon Bescheid gesagt?«
Ich nickte. Conelli ist ' vereidigter Buchprüfer, ein Genie auf seinem Gebiet. Er arbeitet mit uns zusammen und ist auf frisierte und gefälschte Bücher geeicht.
»Was machen wir jetzt?« fragte Phil. Die Antwort ergab sich von selbst, denn unser Frühstück war fertig.
***
Auf der Fahrt zum Krankenhaus waren wir ziemlich einsilbig, denn jeder grübelte über einen Weg nach, etwas Greifbares in die Hände zu bekommen. Wir mußten uns an die Direktoren der Eastern National halten, soviel stand fest. Sie waren die einzigen, die einen wirklich umfassenden Überblick hatten. Außer Roger Huxley, der armseligen Schießbudenfigur, der nur von seiner Frau auf diesen Posten gesetzt worden war. Natürlich durften wir die anderen auch nicht aus den Augen verlieren, aber wir hatten nichts, an das wir uns halten konnten. Außer vier Toten, einen gestohlenen Geldbetrag, dessen Summe zwischen 20 000 und 40 000 Dollar schwankte und zwei Direktoren einer Bank, die unter Umständen überhaupt nichts mit der Sache zu tun hatten.
Es war, als hätte Phil genau dieselben Gedanken gehabt, denn plötzlich sagte er:
»Komisch ist nur, da'ß Susan Delane behauptete, es fehlten 20 000 Dollar, während sich die Chefs der Bank einig darüber waren, daß es genau die doppelte Summe war.«
»Einer irrt sich eben!« sagte ich.
Phil war drastischer.
»Einer lügt!«
»Wenn ich nur wüßte, was in Susan Delanes Kopf vorging, als sie uns die Summe nannte und sich dann plötzlich verschloß wie eine Auster. Hoffentlich findet Fenton Conelli etwas heraus.«
»Entweder alles stimmt, dann irrte sie sich, oder er findet einen Fehler, dann bleibt uns nur noch die Frage, wer ihn gemacht hat.«
Wir schwiegen wieder. Der Tag versprach genauso heiß zu werden wie sein Vorgänger. Der Asphalt der Straße war noch nicht richtig fest geworden, da begann er an der Oberfläche schon wieder zu glänzen. Die Menschen, die aus den Häusern kamen und zu den U-Bahnstationen oder ihren Büros strömten, sahen übermüdet und schlapp aus. Ich hatte im Office den Anzug gewechselt und die ganze Nacht durchgearbeitet; mein Hemd klebte auf der Haut. Der Himmel war noch fahlgrau, aber die Sonne fing schon an, ihn gelb zu färben. Es sah aus, als glühten die Spitzen der Wolkenkratzer.
»Bist du dir eigentlich darüber im klaren, daß der alte Ken Lammont in Gefahr ist?« murmelte Phil.
»Er wird von vier Cops bewacht«, sagte ich müde. Ich glaubte nicht, daß er in Gefahr war, aber ich spürte eine gewisse Unruhe.
Das Krankenhaus wirkte angenehm kühl. Die weißlackierten Türen und Wände strömten Frische aus, genauso wie die »frischgestärkte« Schwester, die vor uns den langen Gang entlang trippelte und vor einer Tür stehen blieb. Auf einem Stuhl saß ein Kollege mit tiefumschatteten Augen.
»Alles okay?« fragte ich. Er nickte und grinste matt. Die Schwester drückte die Klinke der Tür herunter und öffnete die Tür.
Der Cop in seinem dunkelgrauen Anzug wirkte in dem weißgestrichenen Zimmer wie ein Fremdkörper. Er saß auf einem kleinen weißlackierten Sesselchen. Er war eingeschlafen. Lammont lag friedlich schlummernd da, sein Atem ging regelmäßig.
Die Schwester drängte sich an uns vorbei und weckte Lammont.
Er grunzte unwillig dnd wälzte sich auf den Rücken. Er kam dabei unbeabsichtigt auf seine verletzte
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