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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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kein Mensch zu sehen.
    Wir gingen um das Haus herum und liefen dann zu dem Steg, an dem eine abgedeckte Jolle müde auf den Wellen schaukelte. Weiter hinten sahen wir ein paar junge Leute, die mit einem Boot herumkurvten und einen ziemlichen Lärm machten. Phil kramte die Schlüssel heraus, die Mrs. Claymore uns gegeben hatte und probierte sie durch. Der dritte paßte zum Bootshaus.
    Es war geräumig und roch nach Holz und Teer. Über uns hingen zwei Ruderboote, in dem rechteckigen Becken lagen ein Segelboot und ein kleiner Motorflitzer. Wir durchsuchten das Bootshaus gründlich, fanden aber nichts Dann gingen wir zum Haus und schlossen die solide gezimmerte Holztür auf. Muffige, abgestandene Luft schlug uns entgegen. Die Fensterläden waren verschlossen, und als wir sie zurückklappten, drang die Sonne wie eine kochende Flüssigkeit in den Raum ein. Auf den Möbeln lagen dicke Staubschichten. Wir durchsuchten die Schränke, fanden Kleidung und Geschirr, aber keine Vorräte und keine Spuren dafür, daß in den letzten Wochen jemand hier gewohnt hatte.
    ***
    Plötzlich wurde uns bewußt, daß die Atmosphäre in dem Haus fast unerträglich drückend und abgestanden war. Wir gingen zur Tür und schnappten frische Luft.
    »Eins steht fest«, knurrte Phil, »dieser Mister Claymore hat seine Frau belogen. Hier war er in den letzten Wochen nicht.«
    »Bleibt nur noch das kleine Problem: Wo war der Mann?« Ich blinzelte über das abfallende Grundstück zum Meer. Ich sah die knorrigen Piniengewächse, den sandigen Boden und den feinen Strand am Bootshaus.
    »Hast du das gelbe Zeug an seinen Sohlen gesehen?« fragte ich Phil. Er nickte:
    »Ja, von hier stammt es nicht. Aber wir haben auch so festgestellt, daß er nicht hier war. Komm, wir hauen ab. Ich möchte mich umziehen und duschen.«
    »Wohnt hier nicht die Familie Hamilton?« fragte ich. Phil warf mir einen vernichtenden Blick zu und holte sein Notizbuch aus der Tasche.
    »5507, Pelham Manor.«
    »Siehst du, ich habe es doch gewußt. Wir werden ihnen einen Besuch abstatten.«
    Phil sagte nichts mehr. Es war ihm vermutlich zu heiß. Wir ließen uns auf die fast glühenden Ledersitze des Jaguar fallen und preschten los. Der Fahrtwind brachte die brodelnde Luft in Bewegung und gab uns wenigstens die Illusion der Abkühlung.
    ***
    Pelham Manor war ein riesiges Gelände, das früher einmal ein geschlossener Besitz gewesen war. Jetzt war es in einzelne Grundstücke mit gutshofähnlichem Charakter aufgeteilt, hatte aber exklusivste Besitzer bekommen. Es war ganz und gar nicht die Art Grundstücke, die sich pensionierte G-men leisten können. Mir schien die ganze Verpackung sogar für einen Bankdirektor etwas zu pompös.
    Es gab keine Schilder, keine Zäune, lediglich einen kleinen Pfosten mit einer Brieftrommel, wie ihn Farmhäuser haben. Es war ein verwitterter kleiner Kasten, der die Zahl 5507 trug. An der Stelle führte ein fast zugewachsener Weg von der Straße ab. Es war eigentlich nur eine Doppelspur von Autoreifen, die von der ungepflasterten Durchfahrtsstraße abzweigte und sich hinter den Bäumen verlor. Der Jaguar hoppelte wie ein Kaninchen über dife Grasbüschel, die ziemlich hochgeschossen und dann von der anhaltenden Hitze ausgetrocknet waren und jetzt gegen die Metallstäbe des Kühlrostes schlugen. Die Spur machte plötzlich einen Knick und verwandelte sich in einen breiten, frisch geharkten Weg aus weißem, sauberem Kies. Der Rasen war plötzlich wie von einem Friseur gestutzt, die Blumen an den Seiten frisch gegossen, das Unkraut gejätet. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Von der Straße war nichts mehr zu sehen.
    Vor uns lag ein schneeweißer Bau im Kolonialstil. Eine weit geschwungene Säulenterrasse zog sich um das Gebäude, das mindestens 20 Zimmer haben mußte. Der Eingang war ein vorgezogenes Dach und eine breite Freitreppe, die im Stil nicht zu dem Haus paßte.
    Auf dem halbrunden Kiesplatz standen drei Autos. Ein offener, cremefarbener MG mit rosaroten Ledersitzen, ein glänzender, schwarzer Cadillac und ein hellgrauer Oldsmobile aus dem Jahr 59, der so aussah, als hätte ihn seit damals kein Mensch mit einem Wasserschlauch berührt. Ich klemmte meinen Schlitten zwischen den MG und die weiße Mauer, weil es dort wenigstens etwas Schatten gab.
    Als wir vor der Tür standen, ging sie auf, als hätte dahinter jemand auf unser Kommen gewartet. Es war ein Butler in gestreifter Weste. Er machte eine knappe Verbeugung, sah etwas zu betont über

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