Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
Vom Netzwerk:
sagte der Chef. »Vielleicht waren die ersteh Überfälle nur Mittel zum Zweck. Danach hatten sie einen perfekten Ring ausgebaut, um das Geld unauffällig unter die Leute Zu bringen, und sie fingen an, andere Banken zu überfallen.«
    »Wir drehen uns im Kreis!« stellte ich fest.
    »Vielleicht haben wir jetzt eine Spur. Deshalb habe ich angerufen. Kennt ihr den Namen Harold J. Claymore?«
    »Claymore«, überlegte ich. »Doch nicht der H. J. Claymore?«
    »Genau der! Der Herausgeber der Wochenschrift ›NEW WORLD‹. Er hat Selbstmord begangen.«
    Ich pfiff leise durch die Zähne. Die Zeitung Claymores hatte eine hohe Auflage und war berühmt und bekannt geworden durch die scharfen Attacken, die Claymore gegen Verbrechen, Suchtgefahr und Unredlichkeit in der Politik ritt. Er hatte sich viele Feinde in der Unterwelt und viele zahlende Freunde unter den Bürgern und Frauenverbänden gemacht.
    »Selbstmord paßt nicht zu ihm.«
    »Es ist einwandfrei Selbstmord. Ich möchte, daß ihr hinfahrt und euch dort etwas umschaut.«
    »Aber ich verstehe nicht…«, begann ich, aber Mr. High unterbrach mich.
    »Man hat in seiner Brieftasche fast 3 000 Dollar gefunden. Die meisten Scheine stammen aus einem Banküberfall, der vor einem Jahr auf eine Bank in Augusta, Maine, verübt wurde.«
    Eine volle Minute lang sagte ich gar nichts. Ich konnte an Phils Gesichtsausdruck deutlich genug erkennen, daß er ebenso vor den Kopf geschlagen war wie ich. Dann quetschte ich mühsam hervor:
    »Mr. High, wollen Sie damit sagen, daß der ehrbare H. J. Claymore an den Überfällen beteiligt war?«
    »Jerry«, sagte der Chef tadelnd. »Sie sollten mich kennen, daß ich keine voreiligen Rückschlüsse ziehe. Möglicherweise hat Claymore das Geld irgendwo bekommen. Und die Quelle des Geldes ist für ihn sehr kompromittierend.«
    »Und Sie möchten von uns diese Quelle erfahren, Chef?«
    »Richtig, Jerry.«
    »Gut, wir fahren sofort hin.«
    »Augusta Mansions an der Riverside Drive.«
    »Ja, ich kenne den Kasten«, sagte ich noch, dann schaltete Phil aus, und ich lenkte den Wagen zurück zum Hudson. Dann schwiegen wir wieder.
    Nach fünf Minuten begann Phil:
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er ein Laster, zum Beispiel Rauschgift, oder es steckt noch mehr hinter dem Geld.«
    Ich sparte mir einen Kommentar und parkte den Jaguar zwischen zwei Schlitten, die so groß waren, daß sie meinen Wagen zu einem Spielzeug' werden ließen.
    Das Gebäude war knapp zwanzig Stockwerke hoch und sah aus wie ein riesiges, spiegelndes Sandwich. Die Stockwerke waren jeweils der Belag und die rundum laufenden Balkone die Brotscheiben. Aber es waren keineswegs gewöhnliche Balkone oder Terrassen, es waren breit ausschwingende Dachgärten, die mit kleinen Bäumen, Blumen und Bü; ien bepflanzt waren.
    Die Wände der Wohnungen bestanden fast nur aus Glas und gingen zur Riverside hinaus. Wenn man die Grundstückspreise in dieser Gegend kennt, kann man sich ausrechnen, wie hoch die Mieten in einem Haus sind, in dem fast die Hälfte des Platzes auf freischwebende Dachgärten verschwendet ist.
    Im Erdgeschoß des Hauses dominierte ebenfalls Glas. In der Mitte zeigten zwei schmale, silbrige Stahlstreifen an, wo sich die Tür befand, und dahinter sah man eine Empfangshalle von der Größe eines Fußballstadions. Namenschilder gab es nicht.
    Normalerweise fand man hier nur eine Ladung kubistische Sessel aus Tigerfellen und einen Portier, der in der Rolle eines Barkeepers hinter einer funkelnden Theke stand und hinter sich eine Batterie Flaschen hatte, aus denen er die Mieter versorgen mußte, wenn sie nach Hause kamen.
    Aber jetzt sah die Halle nicht sehr vornehm aus. In zwei Sesseln saßen Cops der City Police, und um die Theke herum hatten sich Reporter aufgebaut, während sich von den vornehmen Bewohnern niemand sehen ließ.
    Wir zeigten den Cops unsere Sterne. Einer von ihnen brachte uns in einem fellgefütterten Fahrstuhl in den achten Stock. Vor der Tür der mittleren Wohnung stand ein weiterer Beamter, der uns aufmachte und durch knietiefe Teppiche in ein großes Zimmer brachte.
    Im Gegensatz zu dem supermodernen Bau war es mit alten, gemütlichen Möbeln eingerichtet, dahinter sah man den Dachgarten, den ein Künstler von Gartenarchitekt zu einem kleinen Park gemacht hatte, hinter dem man nur noch den endlos blauen Himmel sah. Eine Klimaanlage ließ es angenehm kühl bleiben, und die Höhe der Wohnung hielt auch den Straßenlärm ab.
    Aber das alles konnte

Weitere Kostenlose Bücher