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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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genommen, denn als wir bei dem Jaguar waren, war er immer noch nicht angesprungen. Ich wartete noch etwas und sah mich um.
    An der Rückseite der Kneipe brannte eine trübe Lampe, und erst als ich länger hingesehen hatte, erkannte ich, daß es eine sehr starke Taschenlampe sein mußte, denn der Mann, der sie hielt, zitterte etwas. Und dann hörten wir im gleichen Moment durch das Surren des schon müde werdenden Anlassers hindurch eine brummige Männerstimme, die sagte:
    »Ich sag dir doch, daß Speedy schläft!«
    »Weck ihm auf, es ist wichtig!« sagte offenbar der Mann mit der Lampe. Es war die gleiche Stimme, die eben auch Grace Hamilton geantwortet hatte. Der zweite Mann knurrte:
    »Den weckt keiner…« Der Rest des Satzes ging im Aufheulen des Motors unter, der im gleichen Moment ansprang und von Grace auf Hochtouren gejagt wurde. Ich warf Phil die Autoschlüssel zu:
    »Fahr ihr nach, ich muß mich hier etwas umsehen!«
    Er schnappte die Schlüssel noch in der Luft, und ich huschte durch die niedrigen Büsche zu den beiden Männern hinüber. Der MG surrte davon, kurz darauf folgte ihm der Jaguar. Dann war es wieder völlig still.
    Die beiden Männer waren verschwunden.
    Ich blieb am Rand der Büsche stehen und gewöhnte meine Augen an die Dunkelheit. Der rückwärtige Teil des Gebäudes war fensterlos. Er ging auf eine struppige Wiese hinaus und wurde im Hintergrund von einem Bretterzaun begrenzt, an dessen Ende eine Hütte oder ein Schuppen stand. Ich lief über das freie Feld und sah mir den Kasten aus der Nähe an. Es war eine ziemlich massive Konstruktion, die nur auf den ersten Blick baufällig wirkte. Aber das war es nicht, was mich alarmierte. Es war der Geruch. Ich blieb stehen und konzentrierte mich darauf. Er war kaum wahrnehmbar. Süßlich dumpf vermischte er sich mit dem Geruch von trockenem Seegras und Algen.
    Opium.
    Irgendwo hier in der Nähe hatte jemand Opium geraucht. Vermutlich sogar hier in der Hütte. Ich konnte weder ein Fenster noch eine Tür entdecken und ging vorsichtig um die Hütte herum. Die Tür lag auf der hinteren, fast an den Bretterzaun geschmiegten Seite. Ich hob eine Hand und klopfte leise gegen das Holz. Niemand antwortete. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter. Die Tür war verriegelt.
    Ich ging wieder zurück zu der Kneipe, lief um das Gebäude und öffnete die Tür. Im Gang brannte jetzt eine trübe Birne, an der sich Dutzende von Fliegen die Köpfe einrannten. Die Tür mit der Milchglasscheibe stand noch immer offen. Ich kam in einen Schankraum, der aussah wie fast alle Hafenkneipen. Von einer einzelnen nackten Lampe in der Mitte erleuchtet, an den Wänden mit Reklamedrucken von Bier- und Zigarettenfirmen behängt, mit einer fleckigen Messingtheke und einem zerrissenen Gummiläufer rundherum.
    Hinter der Theke hockte ein grauhaariger alter Mann mit einer blauen Schiffermütze und einer Zeitung. Neben ihm ging's durch einen Vorhang zur Küche. Der Mann sah hoch und musterte mich mit feindseligen Blicken.
    »Kann ich ein Bier haben?« fragte ich. Er schüttelte den Kopf, spuckte neben sich auf den Boden und vertiefte sich wieder in die Rennbeilage der Zeitung.
    »Ist erst um 9 Uhr offen«, knurrte er.
    Ich nahm meinen FBI-Stern aus dem Lederfutteral und ließ ihn vor der Nase des Mannes auf die Theke scheppern. Er beugte sich vor und starrte kurzsichtig darauf, dann hob er den Kopf:
    »Na so was, das FBI!« krähte er überlaut, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
    »Was oder wen wollte die Lady eben hier?« fragte ich. Der Mann grinste mich nichtssagend an.
    »Kenn’ ’ne Menge Ladys, aber wen Sie meinen, weiß ich nicht.« In dem Raum hinter dem Vorhang bewegte sich etwas. Ich hörte eine Tür klappen.
    »Also los, nach wem verlangte sie?« forderte ich ihn noch einmal auf. Er verstärkte sein Grinsen, aber seine Augen blieben ausdruckslos wie zwei Kohlestückchen im Kugelkopf eines Schneemannes.
    »Kann mich beim besten Willen an keine Lady erinnern!«
    Ich drehte mich abrupt um und rannte zurück zur Tür. Als ich wieder bei der Kneipe ankam, sah ich, daß jemand die Tür des Schuppens geöffnet hatte, denn ein breiter, gelber Lichtstreifen fiel auf den ausgetrockneten Rasen. Ich rannte hinüber und blieb vor dem Lichtstreifen stehen. Dicker, süßlicher Qualm drang aus der Öffnung. Ein Mann schnaufte.
    »Los, komm schon!« knurrte jemand. Ich machte einen Satz und stand in der Türfüllung.
    Es waren zwei Männer. Der eine kehrte mir den Rücken zu und

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