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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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sicher, das kleine, schmutzbespritzte Kabrio danach noch gesehen zu haben. Also konnte sie nur jetzt von der Straße abgefahren sein.
    Ich sah auf die linke Seite hinüber, wo die Bäume des Parks sich wie eine undurchdringliche Mauer erhoben und die besten Versteckmöglichkeiten boten. Dorthin wäre sie gefahren, wenn sie uns entdeckt hätte.
    Aber das war unwahrscheinlich. Sie hatte es eilig. Sie hatte keine Zeit, in den Park zu fahren. Und wenn sie nicht nach Idlewild wollte, dann blieben noch Brooklyn und der Atlantik.
    Ich beschloß, es darauf ankommen zu lassen und zweigte bei der nächsten Straße ab und gab Vollgas. Ich kam auf die Jamaica Avenue, Phil renkte sich den Hals aus und starrte auf die vorbeiflitzenden Lichter der anderen Autos.
    »Nichts!« sagte er. Ich preschte weiter.
    Wir kamen auf den Woodhaven Boulevard, ich fand gerade eine Lücke und schoß, ohne mich umzusehen, auf die Fahrbahn. Phil kurbelte das Fenster herunter und lehnte sich weit hinaus, um die Straße vor uns besser sehen zu können.
    »Sie ist nicht da!« rief er.
    »Dann ist sie weiter nach Brooklyn gefahren, und wir sind sie endgültig los!« fluchte ich und griff nach der Sprechanlage. Da fiel mein Blick in den Rückspiegel.
    Ich lachte laut auf.
    Sie war hinter uns. Wir hatten den schnelleren Wagen und die kürzere Straße erwischt. Ich gab Gas und zog weiter vor, um sie am Überholen zu hindern. Jemanden beschatten, indem man vorausfährt, ist die sicherste Methode, nicht gesehen zu werden. Und nachdem wir bis jetzt so viel Glück gehabt hatten, glaubte ich auch weiter dran.
    Es war jetzt vollkommen dunkel. Grace Hamilton hatte sich wie eine Klette an uns gehängt.
    »Paß auf, daß du nicht plötzlich bremsen mußt, sonst beißt sie uns die Rücklichter ab«, sagte Phil. Ich fuhr mit dem Handrücken über meine schweißnasse Stirn und kurbelte auch mein Fenster herunter, weil man allmählich die frische Seeluft sogar durch die Auspuffgase hindurch spüren konnte. Wir überquerten die Inselbrücke der Jamaica Bay, und Grace Hamilton blieb unentwegt hinter uns. Ich fuhr gerade so schnell, daß sie uns folgen konnte.
    Plötzlich packte Phil meinen Arm.
    »Sie ist weg!« keuchte er. Ich sah in den Rückspiegel, hinter uns waren die Scheinwerfer eines Wagens, aber sie standen viel zu weit auseinander, um zu einem MG zu gehören. Ich sah kurz über die Schulter und wendete mit quietschenden Reifen. Keine fünfhundert Yard weit lag etwas von der Straße abgelegen eine Fischerkneipe. Ich sah den MG, rollte aber weiter, um den Jaguar außer Sicht zu bringen. Dann rannten wir beide hinüber.
    Der MG war das einzige Auto. Außer der verdreckten Neonreklame gab es keine Beleuchtung, und Phil stolperte über eine Kiste, als wir zur Treppe gingen. Einen Moment warteten wir, aber als niemand kam, öffneten wir die Tür.
    Dahinter lag ein schmaler Gang, der nur durch das Licht erhellt wurde, das durch eine Milchglasscheibe einer anderen Tür fiel. Ein schaler Geruch von abgestandenem Bier, Zwiebeln und angebrannten Kartoffeln kam aus dem Hintergrund des Flurs. Hinter der Tür mit Her Glasscheibe hörte ich plötzlich die erregte Stimme einer Frau. Es war Grace Hamilton.
    Wir konnten nicht verstehen, was sie sagte, aber kurz darauf antwortete ihr eine Männerstimme:
    »Ich sag Ihnen doch, er ist nicht hier!«
    »Und Speedy?« fragte Grace Hamilton.
    »Ich sag es doch, keiner ist hier!« knurrte die Männerstimme, dann hörte man das Gluckern einer Flüssigkeit und Gläserklirren. Sie mußte ein Stück über einen Teppich gegangen sein, denn als wir plötzlich ihr Absatzgeklapper hörten, war sie schon dicht an der Tür, und wir hatten keine Zeit mehr, uns zu verstecken. So flach es ging, preßten wir uns an die Wand. Die Tür flog auf, und mit einem hellen Lichtstreifen kam auch ihr Schatten auf den Gang heraus. Sie blieb in der Türfüllung stehen und wandte sich noch einmal um.
    »Wann wird er da sein?«
    »So wie immer, Miß, aber jetzt gehen Sie bitte!«- Die Stimme des Mannes klang rauh und ungeduldig, aber wir hatten keine Zeit mehr, darauf zu achten. Grace Hamilton fegte an uns vorbei, ohne sich auch nur umzuschauen. Ihr Gesicht war tief gerötet, ihr Haar hing wirr über die Stirn.
    Sie warf die Tür hinter sich zu, und wir warteten nicht lange, um ihr zu folgen. Sie rannte über den Kies, ließ sich in die Lederpolster ihres Wagens fallen und zerrte nervös am Anlasser. Offensichtlich hatte der MG die rauhe Behandlung doch etwas übel

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