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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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zu einer kleinen, runden Bucht, die sich hell gegen die düsteren Felsen abhob. Wir verließen den Jaguar, nachdem wir ihn gewendet hatten, und stapften über den immer noch schwach abfallenden Boden zum Strand hinunter. Ich blieb stehen und kratzte mit den Fingern etwas von der weichen Masse des Bodens ab.
    Phil schirmte seine Stablampe ab und leuchtete auf senffarbenen Lehm.
    »Sieh dir das an!« sagte er, während ich die Erde fortwarf. Er zeigte mit dem abgeschirmten Lichtstrahl auf unsere Fußstapfen, die sich deutlich wie in Gips eingedrückt hatten.
    »Außer uns ist niemand hier gewesen!« stellte ich fest. Phil nahm die Hand etwas von der Lampe und ließ den Lichtstreifen über den glatten Boden gleiten.
    »Nichts!« sagte er. Ich runzelte die Stirn und sah zu den breiten Spuren, die von dem Schuppen ins Wasser führten. Dort hatte man offensichtlich regelmäßig Boote zu Wasser gebracht. Insgesamt paßten ungefähr sechs schmale Motorflitzer in den Schuppen. Einer war noch da. Aber auch von seiner Box ging eine Bahfi zum Wasser hinunter.
    »Wenn die Boys zu ihren Booten nicht geflogen sind, müssen noch andere Spuren da sein!« brummte Phil energisch und hockte sich hin, um den Boden genau abzusuchen.
    »Ha!« rief er nach einer Weile aus. Er leuchtete an eine Stelle, an der der Boden eine scharfe Kante zeigte, die einen harten Schlagschatten zeigte.
    »Sieht aus, als hätte hier jemand ein Brett darübergezogen!« sagte ich. Phil ging vorsichtig der Kante nach.
    »Ja. Und'swar hat hier jemand Spuren verwischt.«
    Man konnte jetzt deutlich den schwachen Abdruck eines ganzen Brettes sehen, das in Richtung Schuppen geführt haben mußte. Jemand hatte zwei Bretter benützt, um die alten Spuren zu verwischen und dann auf den Brettern zu dem Schupen zu balancieren. Plötzlich blieb Phil abrupt stehen und löschte die Lampe.
    »Was ist los?« fragte ich leise.
    »Die Bretter. Sie liegen hier unten, und der Rest der Spuren ist nicht verwischt.«
    Ich spürte, wie sich meine Nackenmuskeln spannten. Trotz der Schwüle begann ich plötzlich zu frieren. Ich nahm meine Pistole aus der Halfter und entsicherte sie. An dem leisen Klick, das von Phil kam, merkte ich, daß mein Freund dasselbe getan hatte.
    Wir standen jetzt reglos und starrten zu dem Schuppen hinüber, in dessen linker Ecke ein Motorboot hell blinkte. Der übrige Raum war schwarz.
    Ich hatte plötzlich das untrügliche Gefühl, daß sich dort jemand befand. Langsam machte ich einen Schritt auf die Seite, um von der offenen Schuppenfront wegzukommen. Wer immer hier die Spuren hatte verwischen wollen, er war unterbrochen worden. Und irgendwo hier in der Nähe mußte sich der Unbekannte aufhalten.
    Phil ging vor mir. Er hielt in einer Hand die entsicherte 38er, in der anderen seine Stablampe, den Finger am Knopf, um notfalls sofort Licht zu haben. Ich sah jetzt auch die beiden Bretter, es waren gewöhnliche Holzbretter, wie sie auch für den Bau des Schuppens verwendet worden waren.
    Phil blieb stehen. Wir lauschten einen Moment und sahen zur Bucht hinüber. Das Wasser leuchtete fahl und reflektierte den trüben Mond, der hinter einer Dunstschicht steckte. Auch über dem Wasser lag weiter draußen eine leichte Nebelschicht, und wir konnten die Lichter des Schiffes nicht sehen, das in gerader Linie von hier aus vor Anker liegen mußte.
    Mr. High hatte uns genau beschrieben, wo es zu finden war — wenn es noch da lag.
    Langsam schlichen wir uns weiter. Phil erreichte die Schuppenwand und wartete wieder einen Moment. Es war nichts zu hören, nur das leise Glucksen der Wellen. Wir preßten uns an die heiße, nach Teer riechende Holzwand, und Phil ließ für eine Sekunde seine Lampe aufblitzen.
    Die schwarzen Schatten in dem Schuppen verschw,anden iür einen Augenblick, und dafür traten ein paar Bretterverschläge hervor.
    Und noch etwas. Ich hielt die Luft an und packte Phils Schulter.
    Hinter einem der Verschläge war deutlich eine weiße Hand zu sehen gewesen, die sich in den staubigen Boden stützte.
    Wir warteten fast eine halbe Minute.
    Kein Schuß fiel. Kein Schritt war zu hören. Nicht einmal das unterdrückte Atmen eines anderen ‘Menschen.
    Phil beugte sich vorsichtig nach vorn und knipste die Lampe ein zweites Mal an.
    Der Schein riß wieder die Holzbretter aus dem Dunkel, zusammen mit der weißen Hand, die ruhig ausharrte. Und jetzt sahen wir, daß sie sich nicht auf den Boden stützte, sondern sich hineinkrallte.
    Wir rannten an dem Motorboot

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