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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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der Küste.«
    »Richtig. Erstens in der Gravesand Bay, aber nur ein schmales Stück, und das ist Privatgrund. Zweitens in New Rochelle und in Long Beach. Das ist zwar beides in der Nähe von Claymores Bungalow, aber um an die lehmigen Strandstreifen zu kommen, müßten er oder Grace Hamilton jeweils über die Felsen geklettert sein, die dort ziemlich abf allen.«
    »Das klingt so, als hätten Sie sich eine andere Theorie ausgedacht.«
    Mr. High antwortete nicht sofort, und wir hörten, wie er mit jemand anderem sprach. Dann wandte er sich wieder an uns. »Wir gingen doch von der Annahme aus, daß Claymore irgendeine mehr oder weniger illegale Geldquelle für seine Dollarnoten gehabt haben muß. Da er jedes Risiko vermeiden mußte, war für ihn ein Spielschiff ideal.«
    »Donnerwetter!« entfuhr es mir. Daran habe ich noch nicht gedacht, aber es lag eigentlich auf der Hand.
    »Gibt es ein Spielschiff?« fragte ich Mr. High. Er sprach wieder leise mit jemandem in seinem Office und sagte dann:
    »Sicher ist Captain Hillary nicht, aber seit fast einem halben Jahr liegt vor der Atlantic Beach eine große Motorjacht. Schneeweißer Luxusschlitten, Name: Las Palmas, eingetragener Besitzer: Dominick Latty. Die Jacht lag vorher weiter südlich.«
    »Hat man Besucher beobachtet?« fragte ich.
    »Nein«, gab der Chef zurück. »Auf Funksignale antworten sie immer korrekt.«
    »Was haben Sie in petto?« fragte ich gespannt.
    »Wir haben uns ein wenig umgehorcht. Dominick Latty ist zwar reich, aber über die Herkunft seines Geldes gibt es widersprüchliche Meinungen. Angeblich hat sein Vater während der Prohibitionszeit Verbindungen zu Al Capone gehabt. Da ihm aber nichts nachzuweisen war, kam er immer wieder davon. Jetzt ist er tot, und sein Sohn verbraucht das Geld. Und jetzt der springende Punkt. Am Atlantic Beach gibt es eine Reihe von Bootsvermietern, keiner von ihnen hat angeblich Kunden für das Schiff. Aber einer von ihnen hat ein etwas abgelegenes Grundstück. Und an seinem Strand gibt es diese senfgelbe Lehmerde. Der Name des Mannes ist Joe Gallow.«
    Ich schluckte. »Wir hatten hier einen Joe, einen ziemlich unangenehmen Burschen.« Ich beschrieb ihn kurz. Mr. High gab die Beschreibung weiter und sagte kurz darauf:
    »Könnte derselbe sein. Ihr seid dort in der Nähe, und offensichtlich hatte auch Grace Hamilton vor, zu der Jacht zu fahren. Denn um bei Joes Bootsverleih ein Boot zu bekommen, muß man sich in Petes Bier-Bar melden. Das könnte eure Fischerkneipe sein.«
    »Wir werden uns sofort auf die Socken machen!«
    Mr. High gab uns noch ein paar Instruktionen, dann lenkte ich den Jaguar hinaus auf die Straße.
    ***
    Wir waren schon dreimal daran vorbeigefahren und hatten es nicht gesehen. Erst beim vierten Male fiel uns die Vertiefung auf. Ich lenkte den Wagen vorsichtig in die ausgefahrene Spur, die zwischen dem dürren Seegras zum Strand hinführte.
    Inzwischen war fast eine ganze Stunde vergangen. Es war kurz nach Mitternacht, die Zelte des Wohltätigkeitsfestes waren gerade in dem Moment geschlossen worden, als wir durchkamen, und wir hatten für ein paar hundert Yard über eine halbe Stunde gebraucht.
    Eine Meile weiter war kein einziges Auto mehr auf der Straße. Die Fischerkähne lagen auf dem schmalen Sandstreifen zwischen Straße und Wasser. Dazwischen flüsterten Liebespaare und kicherten die Boys, die Flaschen aufsammelten.
    Dann wurde es immer stiller. Das letzte Bootshaus lag schon ziemlich abseits, danach entfernte sich die Straße vom Strand und stieg etwas an. Phil musterte die schmalen Schneisen, die zum Meer hinunter führten, aber meistens waren es nur die privaten Zufahrten zu kleinen Bootshäusern.
    Wir hatten nach einem Schild ausgeschaut, das Joes Bootsverleih anzeigte. Aber es gab kein Schild. Ganz offensichtlich hatte er kein Interesse an irgendwelchen Saisonkunden. Er hatte bestimmte Kunden, die zu ganz bestimmten Zeiten kamen. Wie das System funktionierte, wußten wir noch nicht.
    Der Jaguar brummte leise, als ich ihn im Leerlauf über den festen Boden rollen ließ, der vom lockeren Sand allmählich in dunklen Fels übergegangen war. Rundliche, oben abgeflachte Steine erhoben sich zwischen den dicht wuchernden Seegrasbüscheln, die fast mannshoch auf beiden Seiten der Fahrrinne an der Karosserie entlangraschelten.
    Der sogenannte Bootsverleih war lediglich ein überdachter Schuppen, der drei Wände hatte und fest an einen höheren Felsen geschmiegt stand. Vor ihm erweiterte sich das Meer

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