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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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als ich plötzlich direkt über mir Stimmen hörte.
    Ich packte die Schaumstoffkissen und zog das Boot näher an den Schiffsrumpf heran, dann richtete ich mich auf und preßte mich so dicht an den Schiffsbauch, daß ich von oben nicht gesehen werden konnte, solange die Männer sich nicht über die Reling beugten.
    Es waren zwei Männer. An ihren Stimmen hatte ich sie schon bald erkannt: Joe und Speedy Crow.
    »Ich sag dir doch; wir müssen zurück«, flüsterte Joe heiser.
    »Du glaubst doch nicht, daß wir alles hier lassen? Ich muß erst ‘runter«, sagte Crow.
    »Doch nicht, solange alle Leute an Bord sind. Das könntest du erst, wenn sie weg sind.«
    »Das wird nicht lange dauern. Höchstens eine halbe Stunde. Wir gehen ‘runter, nehmen das Zeug und verduften.«
    »Und der Boß? Du glaubst, er läßt das zu? Ich fahre an Land und bringe erst mal die Sache beim Bootshaus in Ordnung. Dann kann ich ja noch mal herschauen.«
    »Dann ist er mit dem Kasten abgehauen. Das steht fest.«
    »Aber wieso…?« Joes Stimme brach ab, ich konnte entfernte Schritte hören.
    »Verschwinde, wir treffen uns in zehn Minuten hier wieder!« flüsterte Speedy Crow.
    Ich wartete, bis oben alles still war, dann zog ich mich langsam an dem Strick hoch. Als ich mit dem Kopf die obere Schiffskante erreichte, wartete ich einen Moment, dann zog ich mich vorsichtig weiter. Im ersten Moment erschien mir das ganze Hinterdeck dunkel und voller undurchsichtiger Schatten, im Gegensatz zum hell erleucheten Vorderdeck.
    Meine Augen gewöhnten sich aber schnell an den Unterschied, und ich erkannte, daß keine zwei Fuß vor meinem Gesicht ein Mann stand. Ich erkannte seine messerscharfen Bügelfalten. So langsam ich konnte, ließ ich mich wieder zurückgleiten.
    Das Seil dehnte sich leise knirschend. Ich hielt den Atem an. Der Mann über mir summte vor sich hin. Er mußte Gummisohlen an den Schuhen haben, denn ich konnte nur an dem leisen Summen erkennen, daß er sich wieder entfernte. Als ich mich zum zweitenmal hochzog, war die Luft rein.
    Ich schwang mich über die Reling und huschte über den kurzen Zwischenraum zur Kajütenwand. Mit schnellen Schritten lief ich bis an die Grenze des Lichts, um von Deck zu sein, wenn wieder Leute heraufkamen. Ich merkte, daß ich nicht viel Zeit hatte, aber gleichzeitig wußte ich nicht, wo ich ansetzen sollte. Ich wollte Joe und Speedy nicht verpassen, wenn sie sich wieder trafen, aber in der Zwischenzeit mußte ich das Schiff kennen. Vor einem Bullauge blieb ich stehen. Verblüfft starrte ich in einen von strahlenden Kronleuchtern erhellten Saal, in dem es drei Spieltische gab: Roulett und zwei Kartentische. Mindestens dreißig Ladys und Gentlemen tummelten sich in Abendroben herum, deren Schnitt auf hohe, vierstellige Monatseinkommen schließen ließ. Und mit dem Schmuck, der da unten spazieren getragen wurde, hätte man zehn solcher Jachten bauen können.
    Ich überlegte, wie ich mich unauffällig in das Getümmel stürzen könnte. In meinem verstaubten und verknitterten Anzug mußte ich auffallen wie ein Fußballtor auf einem Golfplatz. Hinter der Glasscheibe des Bullauges brodelte Gesprächslärm und Musik. Hier draußen hörte ich nur das Gurgeln der Wellen. Von Zeit zu Zeit drang eine Kommandostimme vom Oberdeck.
    Ich sah nach der schmalen, mit Kokosteppichen belegten Eisentreppe, die zu dem Saal und den Kajüten führte. Dann blickte ich wieder auf das Getümmel unter mir.
    Eine Sekunde lang dachte ich, es wäre eine Halluzination, aber dann war jeder Irrtum ausgeschlossen. Ich sah ein Gesicht. Die bernsteinfarbenen Augen, die wieder wie bestellt zu dem maßgeschneiderten, goldfarbenen Smoking paßten, in dem jeder wie ein Friseur ausgesehen hätte, jeder, bis auf einen:
    Mortimer Hamilton.
    Er hob den Kopf und sah mich an. Jedenfalls hatte ich eine unangenehme Sekunde lang den Eindruck, er würde mich mustern, aber dann wurde mir klar, daß das Licht der Kronleuchter sich in der Glasscheibe spiegeln mußte und mich deckte. Langsam wich ich zurück. Ich mußte da hineinkommen. Ich mußte mit Hamilton sprechen, bevor er sich etwas ausdenken konnte.
    Aber wie?
    Ich drehte mich um. Fast im gleichen Moment flog eine der massiven Eisentüren auf, und ein Mann torkelte heraus. Er taumelte keine zwei Schritte an mir vorbei, aber er erkannte mich nicht. Ich sah und roch, daß er schwer getankt hatte. Aber das war es nicht, was mich verblüffte. Es war das Gesicht des Mannes.
    Das Gesicht von Wace Olford.
    Ich

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