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0431 - Der Gentleman-Killer

0431 - Der Gentleman-Killer

Titel: 0431 - Der Gentleman-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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Gummimann zu kämpfen.
    In den nächsten Schlag legte ich meine ganze Kraft, aber im gleichen Moment waren auch Hamilton und Joe aufgewacht. Ich sah die schnelle Bewegung neben mir, Hamiltons Flasche zischte durch die Luft, ich konnte mich gerade noch zurückwerfen. Sie zerschellte an der Wand und füllte den Raum mit durchdringendem Whiskygeruch.
    Das schien den Alten plötzlich zur Besinnung zu bringen. Seine Augen klärten sich. Er sah mich an, sein halboffener Mund verzog sich, und ich merkte, daß hinter mir etwas los war. Ich fuhr herum, konnte gerade noch Joes Faust heruntersausen sehen und wurde von ihr an der rechten Kinnseite getroffen. Ich schwankte, der Revolver des Alten hob sich blitzschnell, und als er in Höhe meines Bauches war, krümmte sich der Finger um den Abzug.
    Der Bolzen schlug mit einem harten, metallischen Klicken auf, aber das war alles, was geschah. Sonst nichts. Ich richtete mich langsam wieder auf, ließ aber den Blick nicht von der Waffe.
    Der Alte schien zu glauben, er habe mich getroffen, denn er ließ den Arm mit dem Revolver sinken und lächelte. Dann wich mit einemmal wieder alle Farbe aus seinem Gesicht, er sank langsam in sich zusammen und blieb regungslos liegen. Ich beugte mich über ihn und tastete nach seinem Puls. Niemand hinderte mich daran.
    Langsam stand ich auf.
    »Er ist tot«, sagte ich.
    Zuerst antwortete mir niemand, aber dann drehte sich Speedy schweigend um, hakte den Riegel zurück und verschwand. Ich bemerkte, daß Joe ihm mit den Augen gefolgt war und sprang. Ich erwischte Joes Arm, sein Revolver fiel zu Boden. Ich konnte ihm noch einen Haken verpassen, bevor er reagierte. Dann aber wehrte er sich gemein und verbissen.
    Er trat nach meinem Schienbein, versuchte mir die gespreizten Finger in die Augen zu stoßen und mir die Handkante an den Hals zu schlagen. Ich hielt ihn mit beiden Armen von mir ab und versetzte ihm von Zeit zu Zeit einen Haken, der ihm nicht viel auszumachen schien. Er versuchte, mit mir in einen Clinch zu kommen, aber ich konnte es verhindern. Dann sah ich die hastige Bewegung von Hamilton und warf mich mit der Schulter gegen Joe. Er taumelte, stieß nach, und er stürzte rückwärts auf den Tisch, hinter dem Hamilton saß.
    Hamilton hob eine Hand, schleuderte Joe wieder zurück, und ich sah, daß er eine schwarzglänzende Waffe in der Hand hielt. Ich hatte im gleichen Moment gezogen, unsere Pistolen waren aufeinander gerichtet, und Joe stand genau zwischen uns.
    »Verschwinde!« zischte Hamilton.
    »Bleib stehen!« knurrte ich scharf.
    Joe sah von einem zum anderen. Sein linkes Auge begann, sich blau zu verfärben, sein Kinn war schon leicht geschwollen. Er hob eine Hand und kratzte sich am Hinterkopf, dann schielte er auf meine Pistole. Vermutlich fürchtete er sich vor mir mehr als vor Hamilton.
    »Los, verdammt noch mal!« befahl Hamilton gereizt. »Verschwinde aus der Schußlinie.«
    Joe sah unsicher von einem zum anderen. Dann blieb sein Blick auf den Alten hängen, der zu schlafen schien.
    »Habt ihr seinen Sohn auf dem Gewissen?« fragte ich Joe.
    »Das muß schon zu Al Capones Zeiten passiert sein«, antwortete Hamilton. »Als wir ihn auf gelesen haben, hat er schon davon phantasiert.«
    »Wo habt ihr das Geld versteckt?« Hamilton lachte leise auf. »Sie können das Schiff von vorn bis zum Heck durchkämmen, aber Sie werden nichts finden. Keinen einzigen Buck!«
    »Womit spielt Ihre Bank im Saal?«
    »Nur mit sauberen Scheinen. Ich habe Sie erwartet!«
    »Sie können mir nicht einreden, daß Sie die ganzen Banknoten aus den Überfällen versenkt haben. Das kaufe ich Ihnen nie ab.«
    Hamilton lachte wieder trocken auf. »Was für eine Verbindung habe ich denn mit den Überfällen?«
    »Hamilton, Sie wissen genau, was gespielt wird. Und Sie wissen auch, daß ich es weiß. Sie sind der einzige, der die Bücher so fälschen konnte, daß es sogar den Experten verborgen blieb. Nur Sie waren frei von jedem Verdacht, denn ein Direktor hat es doch gar nicht nötig_ oder? Aber Sie haben schon immer schmutzige Geschäfte nebenher gemacht, und es war für Sie eine besonders feine Gelegenheit, nebenbei noch Ihre Aktionäre zu betrügen. Trötzdem hatte ich Sie nicht in Verdacht. Ich dachte, es müßte ein Mann sein, der auf das Geld angewiesen ist. Das sind Sie nicht, aber Sie brauchen den Reiz der Gefahr und das Gefühl, Macht über andere zu haben. Wie Sie an dieses Schiff und an Speedy herangekommen sind, weiß ich nicht, aber es bot Ihnen

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