0431 - Grauen der Lüfte
Galathea ihn rasch. »Götter, die uns helfen werden, die aber nicht verlangen, daß wir uns selbst demütigen. Steht auf.«
Zamorra starrte die alte Priesterin durchdringend an. Sie bemerkte seinen Blick in ihrem Nacken.
»Geht vor«, befahl sie. »Die Götter werden mich begleiten. Geht zu dem Mädchen Taniquel.«
Als die Adepten den großen Raum verlassen hatten, wandte Galathea sich langsam um. Ihre blinden Augen richteten sich auf Zamorra.
»Laßt mein Volk im Glauben, ihr wäret die, auf die wir seit einer Ewigkeit warten. Nehmt ihnen nicht die Hoffnung in dieser Zeit der Gefahr. Seid für sie die Götter, auch wenn ihr es vielleicht nicht wirklich seid.«
»Aber, verflixt, niemand muß vor uns in den Staub fallen«, knurrte Zamorra. »Das gefällt mir nicht! Ich bin kein Herrscher, ich bin keine Gottheit, ich bin ein ganz normaler Mensch!«
»Nein«, widersprach Galathea. »Ihr seid kein ganz normaler Mensch. Ihr seid ein Auserwählter.«
Zamorra zuckte zusammen. Er erinnerte sich an Erlebnisse, die lange Zeit zurücklagen. Damals war er in einer fremden Dimension gewesen, bei den silberhäutigen und superschlanken großen Wesen mit den riesigen Telleraugen, die sich Chibb nannten. Die Chibb hatten Zamorra den Namen »Auserwählter« gegeben, und sein Amulett, Merlins Stern, war ihnen als »Medaillon der Macht« bekannt.
Und hier wurde er wiederum als ein Auserwählter bezeichnet!
Welchen Grund gab es dafür! Wofür war er auserwählt?
Aber wenn er die Priesterin fragte, würde er sicher keine Antwort darauf bekommen, so wie es auch den Chibb unmöglich gewesen war, eine Erklärung abzugeben.
»Nun gut, tun wir so, als seien wir eure Götter. Aber trage Sorge, daß keiner deines Volkes sich selbst vor uns erniedrigt.«
Die Priesterin nickte. Sie schritt hinter den Adepten her und wußte, daß Zamorra und Nicole ihr folgten.
Und dann standen sie in einer Art Aufenthaltsraum mit Tischen und Bänken, kleinen Nischen, einem großen Kamin… und die beiden Adepten und ein Mönch warteten dort.
»Wo ist das Mädchen Taniquel?« fragte die Priesterin. Sie gab dem Mönch, der sich gerade verneigen wollte, einen Wink, er möge seine aufrechte Haltung beibehalten. Der Mönch war verwirrt.
»Taniquel kam aus dem Wald. Sie redete von Ungeheuern, wie diese Welt sie niemals sah. Und ich fühlte in ihr etwas Fremdes, Kaltes«, erklärte Galathea den beiden »Göttern«. »Ich wollte, daß sie Euch ebenfalls davon berichtete, denn sie selbst hätte am besten das Ausmaß der Gefahr beschreiben können… und vielleicht ist sie selbst ein Teil davon.«
»Was bedeutet das?« fragte Zamorra.
Mittlerweile hatte der Mönch sich wieder gefaßt. Er wagte es, erhobenen Hauptes die beiden Götter wider Willen zu betrachten, die ihn dafür nicht bestraften.
»Ich meine das Fremde und Kalte, das ich in Taniquel fühlte«, sagte die Priesterin. »Vielleicht haben die Unheimlichen, von denen sie sprach, sie in ihrer Gewalt, binden sie mit unsichtbaren Fesseln des Geistes.«
»Ich verstehe«, sagte Zamorra. »Sie kam mit letzter Kraft hier an, um euch zu warnen, und währenddessen wandelte sich etwas in ihr zum Negativen.«
»Ja«, sagte Galathea. »So sehe ich es. Doch sprich, Calthan. Wo befindet Taniquel sich jetzt?«
»Ich weiß es nicht, weise Galathea«, sagte der Mönch. »Ich ging, um ihr eine Schlafkammer zu richten, und als ich zurückkehrte, um sie dorthin zu führen, hatte sie diesen Raum verlassen.«
Das war der Moment, in welchem irgendwo draußen der durchdringende, langgezogene Schrei ertönte. Er entstammte der Kehle einer Frau.
»Das ist sie!« entfuhr es Nicole. »Schnell, kommt!«
Und sie stürmte den anderen voraus, um jener Frau, die offenbar in großer Angst um Hilfe schrie und in höchster Gefahr sein mußte, zu helfen…
***
Ted Ewigk berührte seinen Machtkristall, als die anderen gegangen waren. Er konzentrierte sich auf eine bildhafte Vorstellung, die der Sternenstein umsetzen konnte, und befahl ihm, Ted mit einer Art magischem Schutzfeld einzuhüllen.
Es würde nicht einfach sein, an der Steuerung des seltsamen Gerätes zu arbeiten. Denn Ted war jetzt nur in der Lage, eine Hand einzusetzen. Mit der anderen mußte er den Berührungskontakt mit dem Dhyarra-Kristall beibehalten. Ohne den direkten Kontakt wurde der Dhyarra nicht wirksam.
Ted trat direkt vor die Schalttafel. Abermals berührte er die Tasten. Wieder flammte ihm ein greller Blitz entgegen, als er die Rückkehr zu seiner
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