0432 - Die Rache der Kobra
Es erklärte nicht, weshalb seinerzeit im Palast des Königs von Fanorar die Echsenmenschen eine eher schwache Rolle gespielt hatten, wenngleich sie schließlich als Intrige gegen Zamorra recht wirkungsvoll gewesen war. Aber hätten nicht zusätzlich auch noch andere Umstände gegen Zamorra gesprochen, wäre das Komplott der Echsenmänner nicht gelungen…
Dennoch blieben Rätsel.
Wieso setzte dieser Rarrek seine enormen Para-Kräfte nicht ein, um sich zu wehren und Zamorra abzuschütteln? Wieso hing er fast hilflos in dessen Armen und setzte sich nicht einmal körperlich zu Wehr?
Eine Finte?
Wollte er seinen Gegner täuschen, um dann überraschend handeln zu können? Zamorra hielt es für möglich. Er überlegte, ob er sein Amulett einsetzen konnte, um die magische Kraft des Sauroiden zu testen.
Aber die Dorfbewohner lieferten ihm die nächste Überraschung.
Noch ehe Zamorra eine Forderung stellen und die Position seiner Geisel ausnutzen konnte, warfen die Dörfler ihre Waffen fort und rannten davon!
Blitzschnell leerte sich der große Platz.
Innerhalb weniger Augenblicke blieben nur vier Personen zurück - die drei »Silberteufel« und der Sauroide…
***
Nebeneinander stürzten Carlotta und Teri in die Tiefe.
Teri Rheken hatte eine kurze Schrecksekunde. Innerhalb eines Augenblicks erkannte sie, daß keine Zeit mehr blieb. Sie streckte ihre Hand aus, bekam Carlottas Kleid zu fassen und hatte damit den nötigen Kontakt hergestellt. Als sie den nächsten zeitlosen Sprung auslöste, war es schon fast zu spät.
Die beiden Frauen befanden sich nur noch ein paar Zentimeter über dem Straßenbelag! Und Autos rasten unmittelbar auf sie zu, in breiter Front! Fahrer, die das blitzschnell aus der Höhe herabstürzende menschliche Doppel-Hindernis sahen, traten unwillkürlich auf die Bremsen. Die Wagen stellte sich schräg, Blech berührte Blech. Hupen gellten. Passanten wirbelten hemm, stöhnten auf.
In der gleichen Sekunde aber waren die beiden stürzenden Frauen von der Straße verschwunden.
Teri hatte einen verzweifelten Notsprung durchgeführt, ohne konkretes Ziel. Sie hatte sich nur mit aller Macht darauf konzentriert, aus der unmittelbaren Todesgefahr zu verschwinden.
In gut vierzig, fünfzig Metern Höhe über den Dächern Roms fand sie sich wieder - und befand sich schon wieder im freien Fall! Sie spürte, wie Stoff riß, und Carlotta entglitt ihrer Hand!
»Nein!« keuchte Teri auf und wußte, daß sie schon wieder viel zu wenig Zeit hatte. Bei einer Fallgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde blieb ihr keine Chance, als noch zweimal zu springen.
Einmal direkt unter Carlotta, so daß sie sie diesmal besser fassen konnte, und dann ein zweites Mal gezielt -dorthin, wo ein Rest-Absturz nicht mehr ganz so gefährlich war.
Über dem Tiber-Fluß tauchten sie beide auf und sausten ungebremst in die trüben Fluten. Wasser spritzte empor. Teri und Charlotta tauchten unter. Teri schluckte Wasser, kam aber dann wieder nach oben. Immer noch hielt sie die Römerin fest, die von der ganzen Aktion noch viel mehr überrascht worden war.
»Kannst du schwimmen?« keuchte Teri und spie Wasser an Carlotta vorbei. »Ans Ufer, schnell!«
Carlotta wußte zwar nicht, wie ihr geschah, aber sie sah Teri vor sich, und sie begann automatisch mit Schwimmbewegungen, als sie merkte, sich im Wasser zu befinden. Hintereinander erreichten sie das betonierte Tiber-Ufer und kletterten hinauf.
Teri streckte sich erschöpft auf der Betonkante aus. Die nasse Kleidung klebte ihr am Körper, und der Stoff des T-Shirts war dabei recht durchsichtig geworden. Carlotta in ihrem klatschnassen Mini-Kleid kauerte neben der Druidin, schnappte nach Luft und ließ sich dann nach hinten wegkippen. Sie stützte sich auf die Ellenbogen.
»Was - was ist passiert? Wieso sind wir hier draußen?«
Teri schwieg. Sie war noch nicht wieder in der Lage zu antworten. Auch ihren Druidenkräften waren Grenzen gesetzt. Durch die verzweifelten Not- sprünge hatte sie sich viel stärker verausgabt, als hätte sie sie von Anfang an bedachtsam vorbereiten können. Immerhin - sie lebten beide, und das allein zählte.
»Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast«, sagte Carlotta nach einer Weile leise, »aber ich glaube, du hast mir das Leben gerettet. Ich dachte schon, ich sei tot, als ich den Asphalt unter mir und die Autos vor mir sah. Ich danke dir.«
Sie beugte sich über die verblüffte Teri und küßte sie auf die Wange. »Vielleicht gibt es für mich
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