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0432 - Die Rache der Kobra

0432 - Die Rache der Kobra

Titel: 0432 - Die Rache der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fremde mußte sich sehr sicher fühlen, daß er es tatsächlich auf eine Auseinandersetzung ankommen ließ.
    Schließlich standen sie sich gegenüber. Es war düster; durch die Nebelschicht am Nachthimmel drang nur wenig Sternenlicht. Aber Yorge hatte den Eindruck, als glommen die Augen des Fremden phosphorhaft.
    »Wer bist du?« fragte Yorge. »Und was hattest du in Laniahs Zimmer zu suchen? Wo ist sie?«
    Er hatte die Fäuste leicht geballt und war sprungbereit. Wenn der Unheimliche ihn angriff, konnte er diesen Angriff leicht abwehren. Gleichzeitig bereitete Yorge sich darauf vor, den Fremden selbst überfallartig niederzuschlagen, falls der nicht freiwillig antwortete.
    Der Fremde sprach nicht.
    Aber irgend etwas an ihm wurde anders. Plötzlich öffnete der Fremde den Mund, und Yorge sah die gespaltene Schlangenzunge daraus hervorzucken. Im nächsten Augenblick fiel das grüne Gewand förmlich von dem Körper des Fremden ab, der sich gleichzeitig verformte.
    Er wurde zu einer riesigen Schlange!
    Aufrecht, wie er gestanden hatte, ragte jetzt auch diese Schlange auf und brauchte sich nur nach vorn fallenzulassen, direkt auf Yorge zu, der vor Entsetzen wie gelähmt war. Er hatte mit vielem gerechnet, nicht aber, daß der Verfolgte sich innerhalb weniger Herzschläge in eine Schlange verwandelte!
    Und die ringelte sich schneller um Yorge, als er in der Lage war, auszuweichen oder sich zu wehren. Wie sollte er sich auch gegen eine Riesenschlange wehren? Er schaffte es gerade noch, einen Arm hochzureißen, als sich das riesige, baumstammgroße Ungeheuer um ihn wand und versuchte, ihn zu erdrücken.
    Die Atemluft wurde ihm aus den Lungen gepreßt, und er glaubte, seine Knochen knacken zu hören. Das war eine Täuschung - noch! Aber die Umschlingung dieser Riesenschlange wurde immer stärker, und unmittelbar vor Yorges Gesicht pendelte der Kopf der Königskobra, und er sah die Giftzähne, die jeden Moment zustoßen konnten.
    Das paßte nicht zusammen. Es gab Giftschlangen und Würgeschlangen, aber beide Eigenschaften in einem Reptil vereint waren nicht normal. Das hier war eine unnatürliche Kreatur! Aber hatte sie das nicht schon bewiesen dadurch, daß sie ursprünglich die Gestalt eines Menschen besessen hatte?
    Einen Arm hatte er außerhalb der Umschlingung und konnte ihn mühsam bewegen, wenngleich er vor Schmerzen und Atemnot kaum noch wußte, ob er nicht schon tot war. Aber dann bekam er den Arm unter Kontrolle, konzentrierte sich nur auf diese Bewegung - und stieß mit den gespreizten, vorgestreckten Fingern nach den Schlangenaugen.
    Er traf.
    Im gleichen Moment zuckte die Schlange zurück und lockerte die Umschlingung. Yorge stieß noch einmal nach, verfehlte das Biest aber diesmal. Dafür bekam er seinen anderen Arm frei, schlug so kräftig zu, wie er nur konnte, und spürte, wie ein Giftzahn brach. Er setzte mit der anderen Faust nach, und auch der zweite Zahn knickte weg. Die Riesenschlange ließ Yorge endgültig los und bewegte sich über dem Boden mit einer geradezu unglaublichen Geschwindigkeit davon. Sie floh, ohne Yorge getötet zu haben!
    Aber er war zu erledigt, um die Verfolgung aufzunehmen. Bei vollen Kräften wäre er jetzt möglicherweise fähig gewesen, der Schlange das Rückgrat zu brechen und sie damit unschädlich zu machen. Aber die Umschlingung hatte ihm alle Kraft aus den Muskeln gezogen. Er keuchte, rang nach Atem und sank mit weich werdenden Knien auf den Boden.
    Es dauerte einige Zeit, bis er sich wieder erheben konnte.
    Von der Riesenschlange war längst nichts mehr zu sehen. Es gab nur eine Spur im Gras, die das Ungeheuer zwangsläufig hinterlassen hatte. Yorge seufzte. Er wog ab, was wichtiger war - die Riesenschlange zu verfolgen, oder das Gewand zu untersuchen, das der Reptilmensch zurückgelassen hatte. Yorge entschied sich für letzteres. Wenn er der Schlange noch einmal über den Weg lief, hatte die sich mittlerweile auch erholt und war dann mit Sicherheit stärker. Und ein zweites Mal würde sie nicht den Fehler machen, einem seiner Arme die Bewegungsfreiheit zu lassen.
    Nur gegen den Menschen hatte er eine Chance. Aber so rasch, wie der sich in eine Schlange verwandelt hatte, konnte Yorge gar nicht kämpfen…
    Er nahm das grüne Gewand auf, das jetzt in der Nacht fast schwarz aussah. Irgendwie ähnelte es der Kutte, die der Weise Rarrek trug. Der Schlangenmensch mochte also zu einer Art Sekte gehören…
    Etwas fiel aus einer Taschenfalte heraus. Unwillkürlich sprang Yorge

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