0432 - Die Rache der Kobra
fiel noch einmal. Sie rollte über die Kofferraumklappe und kam dann auf der Straße zum Liegen. Als sie sich mühsam wieder erhob, fühlte sie sich durchgestaucht und erschöpfter als zuvor.
Doch da ertönte über ihr das Krachen einer Explosion.
Sie sah nach oben, und Augenblicke später brausten Flammen aus einem Fenster in der zweiten Etage. Scheiben klirrten, und auch aus einem zweiten Fenster loderten sofort Flammen empor. Niemand brauchte Teri zu sagen, welche Wohnung das war, die dort in Flammen aufging…
Plötzlich war der Taxifahrer neben ihr.
»Hostia madonna«, keuchte er und half Teri beim Aufstehen.. »Sind Sie verletzt? Was ist denn passiert? Hat sie einer aus dem - aus dem Fenster geworfen? Oder…« Er schluckte und sah nach oben, wo die Flammen brausten.
»Ich bin in Ordnung«, sagte Teri leise.
»Warten Sie einen Moment, bitte«, stieß der Fahrer hervor. Er wieselte zum Fahrersitz und alarmierte über den Taxifunk die Feuerwehr. Dann kam er zu Teri zurück, die jetzt gerade erst bemerkte, welches Auto ihren Sturz aufgehalten hatte. Obgleich sie ihre Fallgeschwindigkeit wesentlich verlangsamt hatte, gab es doch eine kräftige Beule im Blech.
»Ich dachte, jemand wirft mir etwas aus dem Fenster auf den Wagen«, erklärte der Fahrer hastig. »Ich sprang nach draußen, und da sah ich Sie. Sind Sie tatsächlich…?« Er sah wieder nach oben.
»Ja«, sagte Teri. »Aber machen Sie sich um mich keine Sorgen. Es geht schon wieder.« Sie machte einige Schritte. Einmal taumelte sie leicht, aber das war die Schwäche, die vom letzten Einsatz ihrer Para-Kraft herrührte. Sie fing sich wieder und ergänzte ihre Demonstration durch ein paar hinzugefügte schnelle Tanzschritte. Da erst glaubte der Taxifahrer ihr, daß sie tatsächlich unverletzt geblieben war.
Teri ließ sich vorn auf den Beifahrersitz sinken. Es hatte keinen Sinn mehr, noch einmal nach oben zu gehen. Da gab es nichts mehr zu entdecken. Die Wohnung brannte aus, und Teri hoffte, daß die Feuerwehr rechtzeitig kam, um zu verhindern, daß der Brand auf das gesamte Haus Übergriff. Der Ewige hatte die Spuren gründlich verwischt und seinen hiesigen Unterschlupf aufgegeben. Da war nichts mehr zu machen.
Teri war um ein paar Sekunden zu spät gekommen…
Und Ted Ewigk war weiterhin in Gefahr.
»Fahren Sie mich bitte zur Viale del Forte Antenne«, bat Teri. »Ich habe keine Lust, auf Feuerwehr und Polizei zu warten und eine Aussage zu machen, die man mir ohnehin nicht glaubt.«
Als der Fahrer das Taxi mit dem eingedrückten Dach aus der Stadt hinaus auf die Via Olimpica lenkte, um das Verkehrsgewühl der Innenstadt weiträumig auf der Umgehungsstraße hinter sich zu lassen, lächelte er schon wieder. »Haben Sie sich meine Einladung für heute abend überlegt?«
Teri sah ihn nachdenklich an, dann erwiderte sie sein Lächeln.
»Morgen abend«, sagte sie. »Und das Restaurant suche ich aus, einverstanden? Ich erreiche Sie sicher über die Taxizentrale.«
»Fragen Sie nach Salvatore«, sagte der Fahrer. »Für sie bin ich immer zu erreichen. Morgen abend also…«
Wenn wir alle dann noch leben, dachte die Druidin.
***
Zamorra und Nicole erwachten im Morgengrauen. Der Parapsychologe fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht, und Nicole ging es nicht viel beser, wie sie ihm erklärte. Offenbar hatte der Echsenmann nicht nur körperliche Gewalt benutzt, sondern da war sicher noch etwas anderes im Spiel gewesen.
Echsenwelt-Magie…?
»Hoffentlich sind wir nicht ein paar Tage bewußtlos gewesen«, befürchtete Nicole. »Sei unbesorgt, Helferin des Silberteufels«, ertönte eine Stimme aus dem dunklen Hintergrund der Hütte, in der sie sich aufhielten. Man hatte sie also von der Straße entfernt, auf der der Echsenmann sie überwältigt hatte, und hierher getragen - was an sich nur normal war. Aber weshalb hatte der Echsenmann sie niedergeschlagen, wenn sie jetzt beide nicht gefesselt und nicht sonstwie beeinflußt waren? Welchen Zweck hatte diese gewaltsame Aktion gehabt?
»Ihr wart nur ein paar Stunden ohne Besinnung«, krächzte der Echsenmann aus der Dunkelheit hervor.
Zamorra erhob sich. Er tastete nach seinem Amulett. Es war noch vorhanden. Langsam schritt er der Dunkelheit entgegen, auf den Echsenmann zu. Als er sich ihm näherte, sah er, daß der Sauroide, der immer noch seine Kutte trug, auf einem Lager ruhte. In seiner ausgestreckten Körperhaltung glich er mehr denn je einem Raubreptil. Seine Augen glühten.
»Warum?«
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