0432 - Die Rache der Kobra
sein.«
»Das weiß ich«, murmelte Panshurab. »Wehret den Anfängen… nun gut. In der nächsten Nacht werden wir das Dorf überfallen. Wir werden einen Plan ausarbeiten, nach dem wir Vorgehen müssen. Vielleicht sollten wir die Heiligtümer des Dorfes niederbrennen, viele ihrer Krieger verschleppen und zu unseren Opfern machen…«
Sahri schüttelte den Kopf. »Nicht die Krieger. Verschleppe die Frauen in unseren Tempel und opfere sie Ssacah.«
»Aber wenn wir die Krieger zu Ssacahs Opfern und Dienern machen, verstärkt das unsere Kampfkraft.«
»Manchmal bist du ein Narr, Oberhaupt des Kultes«, widersprach Sahri. »Du denkst immer noch wie ein Mann , obgleich du längst eine Schlange bist. Du denkst an Krieg und Kampf. Doch unser Kult ist kein Kriegerkult. Wir brauchen keine Armee, mit der wir nur Schlachten verlieren können. Wir brauchen Macht und magische Überlegenheit. Und Macht gewinnen wir, wenn wir die Gegner demoralisieren. Was wäre dazu besser geeignet, als den Kriegern ihre Unterlegenheit zu beweisen, in dem wir sie während des Überfalls nur in sinnlose Scheingefechte verwickeln, aber während sie kämpfen, ihnen ihre Frauen zu nehmen…?«
»Es wird ihren Zorn steigern. Sie werden sie befreien wollen, und sie werden einen Kriegszug gegen unseren Tempel führen…«
Sahri lachte spöttisch. »Wirklich, Mansur, manchmal denkst du tatsächlich nur mit Schwertern, stjatt mit Hinterlist. Wenn ihre Krieger kommen, werden wir ihnen ihre Frauen wieder entgegenschicken. Sie werden sie in die Arme schließen, darin eine großzügige Versöhnungsgeste unseres Kultes sehen und auf weitere Kämpfe verzichten. Sie werden ihre Frauen wieder heim in ihr Dorf führen. Und dann erst werden sie bemerken, daß die Frauen längst Angehörige des Ssacah-Kultes geworden sind… was wiederum Ssacah stärkt. Es wird nach der Entführung eine Massen-Opferung geben, wie der Kult sie selbst in seinen besten Zeiten kaum erlebt hat… und mit diesem Schlag wird Ssacah erstarken und uns zu neuer Macht und Größe führen.«
Mansur Panshurab starrte die schöne, dunkelhaarige Frau an.
»Du bist klug, sehr klug«, murmelte er. »Aber werde nicht zu klug… nicht in der Öffentlichkeit. Denn ich bin der Führer des Kultes.«
Sahri zischelte. »Wann jemals könnte ich das vergessen, mein hoher Herr?« fragte sie lächelnd in der Sprache der Schlangen.
***
Yorge starrte den toten Schlangenmenschen an, der sich nicht mehr hatte verwandeln können. Sie hatten ihn daran gehindert, wenngleich er auch nicht wußte, wie das geschehen war. Aber irgendwie hatte der Weise Rarrek seine Krallen im Spiel gehabt. Er mußte einen Zauber gewirkt haben, der den Schlangenmann bannte.
Sie hatten ihn verhört.
Er hatte nicht reden wollen. Aber sie hatten ihn dazu gezwungen. Jetzt wußten sie, wo sie den Tempel des Schlangenkultes finden konnten. Über die Bedeutung der Messingschlange hatten sie nichts erfahren, aber danach hatte auch keiner von ihnen gefragt. Yorge hatte die kleine Figur wieder an sich genommen.
Der Leichnam des Schlangen-Zombies wurde in Brand gesetzt. Mitsamt seiner grünen Kutte verging er im reinigenden Feuer. Nur Asche zeugte wenig später noch davon, daß hier einer vom Ssacah-Kult ausgelöscht worden war.
Noch in derselben Stunde machten sich Männer aus dem Dorf auf den Weg, den gefangenen und gefesselten Silberteufel zum Ssacah-Tempel zu bringen. Er lag viel näher, als sie geglaubt hatten; möglicherweise waren die Männer bereits in den frühen Morgenstunden wieder zurück.
Yorge ging nicht mit ihnen. Er hatte andere Sorgen. Er fragte sich, was mit Laniah geschehen war. Auch diesmal war es ihm nicht gelungen, den Schlangenmenschen danach zu fragen, der schon seit langem tot sein sollte, wie der Weise Rarrek behauptete. Für die anderen Männer war das Wissen um den Standort des Schlangentempels wichtiger gewesen, und als Yorge endlich sein Problem hätte zur Sprache bringen können, war der Untote bereits nicht mehr am »Leben«. Seine Existenz war erloschen; er hatte das Verhör nicht überstanden.
Yorge drehte die kleine Messingfigur in den Händen hin und her. »Laniah«, murmelte er bedrückt. »Was, bei den drei Göttern, ist mit dir geschehen?«
***
Das Taxi brachte Teri Rheken in den Süden Roms, in ein Stadtviertel voller enger, schmutziger Gassen, in denen sie noch nie gewesen war. Menschen in abgerissener Kleidung sahen dem Wagen mißtrauisch hinterdrein. Kinder spielten zwischen Mülltonnen,
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