0432 - Magico
Eiserne.
Myxin bückte sich. Er fühlte nach dem Puls. Schließlich hob er den Kopf.
Der bange Blick des Eisernen traf ihn.
»Sie atmet tatsächlich nicht«, sagte Myxin leise.
»Ist sie tot?« Die Frage klang erschreckend, aber der Eiserne erhielt eine andere Antwort.
»Wir tragen sie ins Haus.«
»Gut.«
Er selbst hob Kara an. Sie lag auf den starken Armen des Engels, der sich auf die Tür des Blockhauses zubewegte, sie aufstieß und die Hütte betrat.
Myxin ließ sich noch ein wenig Zeit. Er sah zu den Steinen hin, die durch die starken magischen Attacken des Dämons in Mitleidenschaft gezogen waren.
Kara lag auf einer Liege. Der Eiserne stand neben ihr. »Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Myxin. Ich hatte dich gefragt, ob sie tot ist.«
»Klinisch ja, würden die Ärzte sagen.«
»Aber?«
»Körper und Geist haben sich voneinander getrennt. Es ist so wie bei manchen Menschen, die nach einem schweren Unfall klinisch tot waren und ähnliche Dinge erlebten, von denen sie dann berichteten, als sie wieder in die Welt der Lebenden zurückkehrten. Bei Kara ist dieser Zustand zeitlich fast unbegrenzt, wie ich meine. Er kann eine Minute andauern, aber auch 10 000 Jahre.«
»Das macht ihr nichts?«
»Es hat ihr jedenfalls nichts gemacht, denn sie ist ja nach einem zehntausendjährigen Schlaf erwacht.«
»Dann können wir nur für sie und uns hoffen«, sagte der Eiserne Engel.
»Ja - und für John Sinclair…«
***
Mir ging es nicht gut!
Die Kraft Magicos hatte mich dazu gebracht, angestammte Dimensionen zu verlassen, und so trieb ich in eine Welt, die ich nicht sah und mir auch nicht vorstellen konnte, weil die Gedanken meinem Hirn entrissen wurden.
Alles war anders als bei sonstigen Dimensionsreisen. Da hatte ich mir noch meine eigenen Gedanken machen können, aber die waren hier ausgeschaltet. Ich befand mich in den Klauen einer fremden Kraft, die über Raum und Zeit zu herrschen schien.
Nur einmal noch hörte ich die Stimme Magicos. »Verschollen im Mahlstrom der Zeiten, vernichtet und aufgerieben, das ist das Schicksal des Geisterjägers John Sinclair…«
Wiederum sprach Jane Collins, aber ich wußte, daß nicht sie es war, die dies tatsächlich sagte und auch so dachte.
Für mich hatte das Schicksal seinen Lauf genommen…
***
»Verschollen im Mahlstrom der Zeiten, vernichtet und aufgerieben, das ist das Schicksal des Geisterjägers John Sinclair…«
Die gleichen Worte hörte auch eine andere Person. Es war Jane Collins, der es erst nach einer gewissen Zeit bewußt wurde, daß sie es gewesen war, die die Sätze sagte.
Und sie erschrak darüber so sehr, daß sie sich aufbäumen wollte, von den Fesseln aber gehalten wurde.
Das sah van Akkeren, der ihr nicht von der Seite wich und sie beobachtete.
Er trat näher. Jeden seiner Schritte hörte sie. Dicht neben ihr blieb er stehen. »Nun, was hast du?«
Jane schaute ihn mit einem fiebrigem Blick an. Das Fieber der Furcht durchtoste sie.
Noch lebte sie, nein, sie existierte, von einem Leben konnte man da nicht sprechen.
Dann lieber tot sein…
Sie hatte mit einer Rache der Gegenseite gerechnet. Daß sie aber so schlimm und demütigend für sie ausfallen würde, hätte sie nicht gedacht, denn schließlich sprach Magico, dem es gelungen war, John Sinclair in seine Gewalt zu bringen, mit ihrer Stimme.
Für John mußte dies ebenso grausam sein.
Van Akkeren schien ihre Gedanken lesen zu können. Voller Häme fragte er: »Jetzt wünschst du dir, tot zu sein!«
»Ich bin schon gestorben«, erwiderte Jane mit leiser Stimme. »Man hat mich manipuliert. Man hat mir vieles genommen, meine Seele ist fort, ich bin nur noch eine Hülle.«
»So darfst du das nicht sehen. Du liegst vor mir, du besitzt auch noch eine Seele. Sie wird gebraucht als Motor für Magico. Dein Geist wird gebraucht, dein Wissen. Er erfährt alles über die Zeit, über die Welt, so daß er sie bald unter seine Kontrolle bringen kann. Sinclair hat er schon, jetzt sind die anderen an der Reihe.«
»Wer?«
»Das weißt du genau. Seine Freunde, seine Kollegen. Danach kümmert sich Magico um andere Menschen, denn er will, daß ihm alle gehorchen. Eine böse Energie nahm Gestalt an, das hat es bisher noch nicht gegeben. Die Urzeit kehrt zurück mit dem Wissen der Gegenwart.«
Für Vincent van Akkeren war das Gespräch beendet. Er drehte sich um und entfernte sich. Allerdings verließ er nicht den Raum. Neben der Tür drehte er einen Schalter um.
Es wurde hell, so daß sich
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