0432 - Magico
Inspektor überhaupt nicht. Als er das Vorzimmer betrat, hob Glenda den Kopf und deutete zum Fenster. »Da, sieh nach draußen. Schnee im April.«
»Das hatten wir doch schon öfter.«
Sie zeigte auf den dichten Schneevorhang. »Aber nicht so schlimm.«
Suko schloß die Tür. »Was willst du machen? Wir leben eben in einer verkehrten Welt.«
Glenda war erstaunt. »He, Suko, so kenne ich dich ja nicht. Was bist du nur für ein Pessimist geworden!«
»So?«
»Ja.«
»Mir kommt es nicht so vor.«
Glenda nickte. »Mir aber. Ärgerst du dich noch immer wegen John?«
»Ich kann es nicht leugnen.« Suko fuhr mit dem rechten Zeigefinger an der Stirnseite entlang. »Ist dir denn in der letzten Zeit an ihm nichts aufgefallen?«
Glenda senkte den Blick und hob gleichzeitig die Schultern. »Meinst du wegen Jane?«
»Das nicht einmal. Ich sehe es allgemein. John hat sich verändert, da kannst du sagen, was du willst.«
»Ich sage ja nichts.«
»Du solltest das auch nicht wörtlich nehmen. Außerdem habe ich es ernst gemeint.«
»Entschuldige. Schließlich konnte ich nicht wissen, daß du auch so empfindlich geworden bist.«
Suko hakte sofort nach. »Was heißt auch, Glenda? Ist dir bei John das gleiche widerfahren?«
»Nein, aber er hat sich verändert, das stimmt. Und ich beziehe dies auf Jane Collins. Denk mal nach, was die beiden miteinander verbunden hat - damals. Das kann man nicht so einfach mit einem einzigen Schnitt trennen.«
»Vielleicht mußt du so denken«, sagte Suko.
»Siehst du es denn anders?«
»Ja!« erklärte Suko bestimmt. »Ganz anders, Glenda.«
»Wieso?«
»Stell dir mal vor, dir sagt jemand, daß du schon zweimal gelebt hast. Einmal als bekannte geschichtliche Persönlichkeit, zum zweiten als Anführer einer Templer-Gruppe und mit einem Wissen ausgestattet, das vieles in den Schatten stellt. Wie würdest du reagieren?«
»Ich wäre zumindest überrascht.«
»Nicht geschockt?«
»Auch das.«
»Und wie sähe es bfi dir wohl innerlich aus? Würdest du dich damit schnell abfinden können?«
»Wohl nicht.«
Suko streckte den Arm aus. »Eben. So wird auch John reagiert haben. Wir sind alle keine Supermenschen, wir stecken weg, wir müssen wegstecken, aber wir sind Menschen und Individuen geblieben, mit Fehlern, mit Ängsten und Hoffnungen. Deshalb schiebe ich Johns Veränderung auf das neue Wissen zurück.«
»Aber Janes Schicksal wird ihn trotzdem beschäftigen.«
»Das streite ich nicht ab, Glenda. Es kommt noch hinzu und vergrößert den Druck.«
Glenda nickte. »Wenn ich ehrlich sein soll, hast du mich verunsichert. Ich weiß nicht mehr weiter.«
»Ich auch nicht.«
»Und was hast du dagegen getan?«
»Yakup angerufen.«
»Kommt er?« Glendas Augen wurden groß und fragend.
»Höchstwahrscheinlich. Ich habe ihn nicht ausdrücklich darum gebeten, aber du weißt ja, wie er zu Jane Collins steht.«
»John berichtete mir davon.«
»Yakup wird mithelfen, Jane zu finden. Mehr können wir für sie im Augenblick nicht tun.«
»Und ich wünsche mir, daß ihr sie findet«, sagte Glenda.
Suko kniff ein Auge zu. »Trotz allem?«
»Ja. Es ist keine Feindschaft, die ich ihr gegenüber empfinde, nur ein wenig Rivalität. Ihr Männer seid da anders.«
»Das glaube ich dir sogar«, entgegnete Suko.
Das Telefon meldete sich. Glenda hob ab, lauschte kurz und begrüßte die Anruferin, es war Shao, wie eine alte Freundin. Dann reichte sie Suko den Hörer. »Sie will dich sprechen.«
»Ja, was ist denn?«
»Hast du mit Yakup gesprochen?«
»Sicher.«
»Kommt er?«
»Möglich. Rufst du deshalb an?«
»Nein, es hat noch einen anderen Grund gegeben. Vorhin hatte ich das Gefühl, Janes Stimme zu hören.«
»Was?«
»Ja, da war ein Flüstern in der Luft, aber ich habe niemand gesehen.«
Suko wurde nachdenklich. »Was hat die Stimme denn gesagt?«
»Ich hörte die Worte zwar, konnte sie aber nicht verstehen.«
»Überhaupt nichts?«
Shaos nächste Antwort klang gequält. »Doch, ein Wort vielleicht, aber ich bin nicht sicher.«
»Sag schon!«
»Magico!«
Da Suko schwieg, wunderte sich Shao, und sie hakte auch sofort nach.
»Was ist? Kannst du damit etwas anfangen?«
»Nein, im Moment nicht.«
»Aber ich habe es verstanden!«
»Du bist dir sicher?«
»Natürlich. Es war Janes Stimme.«
Das wollte Suko nicht so recht glauben. Sehr behutsam sprach er von Einbildung, doch Shao protestierte sofort. »Nein, das lasse ich mir nicht einreden. Es war so, wie ich es dir gesagt
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