0432 - Magico
habe.«
»Wir werden sehen.«
»Soll ich dich wieder anrufen, wenn sich etwas Neues ergibt?«
»Ja, tu das.«
Als Suko aufgelegt hatte, fragte Glenda: »Hat es Ärger gegeben?«
»Vielleicht.« Der Inspektor schnippte mit den Fingern. »Kannst du etwas mit dem Namen Magico anfangen?«
Glenda überlegte. »Magico?« wiederholte sie dabei. »Nein, eigentlich nicht. Tut mir leid.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Suko. »Trotzdem habe ich das Gefühl, daß uns diese Figur oder dieser Begriff noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten wird.« Er lächelte. »Damit es aber nicht so arg wird, darf ich dich um eine Tasse Tee bitten?«
»Gern…«
***
In Toulouse hatte ich den Leihwagen abgegeben und das Flugzeug nach Paris bestiegen. Von dort aus startete die Maschine nach London, nur klappte das nicht reibungslos, ich hatte eine Wartezeit von etwas mehr als zwei Stunden in Kauf nehmen müssen.
Nun kann man auf großen Flughäfen eigentlich alles kaufen, was das Herz begehrt, mir ging es aber nur um eine Tasse Kaffee, die ich in einem der zahlreichen kleinen Lokale nahm, die sich hier Bar nannten.
Ich stand an einem blitzenden Tresen, neben mir hielt sich eine elegante Dame im Pelzmantel auf, die Kaffee und Kirschwasser schlürfte. Sie war Deutsche, das hörte ich, als sie mit ihrem Begleiter sprach.
Ich saß in einer Ecke, bestellte eine zweite Tasse und einen Cognac dazu.
Irgendwie wurde ich schläfrig. Wahrscheinlich forderte der Körper sein Recht. Viel lag hinter mir. Die Sache mit dem Templer-Siegel hatte mich doch sehr mitgenommen.
Ich hatte erfahren, daß ich schon einmal als Richard Löwenherz gelebt hatte, war einer Fährte nach Südfrankreich gefolgt und hatte dort Abbé Bloch und seine Templer getroffen. In der Kathedrale der Angst lag jetzt das silberne Skelett Hector de Valois', der ich ebenfalls gewesen war. Es lag in einem schwarzen Sarg, und man konnte davon ausgehen, daß aus der Kathedrale eine Kultstätte geworden war.
All die Dinge waren neu für mich und zukunftsweisend. Ich wußte, daß die nächsten Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre anders verlaufen würden als bisher, denn ich hatte mit dem Wissen einer zweimaligen Reinkarnation zu leben.
So etwas belastet.
Es gibt aber zum Glück Momente, wo man richtig abschalten kann, sich einfach wegtragen läßt, und so etwas erlebte ich hier. Ich entspannte mich, saß auf meinem Hocker und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Ich war für mich. Das Reden der anderen, ihr Lachen und das Klingen der Gläser war wie eine gedämpfte Geräuschkulisse, die mich überhaupt nicht störte. Ich dachte an London, das wieder auf mich wartete, und auch an Jane Collins, die von Vincent van Akkeren entführt worden war und von uns verzweifelt gesucht wurde. Ich hatte mich leider nicht um sie kümmern können und Suko den Auftrag überlassen. Vielleicht hatte er eine Spur gefunden. Jedenfalls wollte ich vor dem Start noch in London anrufen.
Es ging alles gut bis zu dem Augenblick, als ich das Brennen auf der Brust verspürte.
Das Kreuz hatte sich gemeldet!
Im ersten Augenblick reagierte ich nicht, glaubte an eine Täuschung, aber der zweite Stich ließ nicht lange auf sich warten, er weckte mich regelrecht. Ich öffnete die Augen und mußte wohl etwas dumm aus der Wäsche geschaut haben, denn das Gesicht des Keepers hinter den grauen Schwaden aus Zigarettenqualm verzog sich zu einem Grinsen.
»Noch einen Schluck, Monsieur?«
»Nein, danke.«
»Wie Sie wünschen.«
Das Kreuz hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Weshalb? Ich richtete mich auf, betrachtete meine Umgebung. Die Frau im Pelzmantel war mit ihrem Begleiter verschwunden, ein Farbiger stand neben mir und schrieb etwas in einen Notizblock, aber ich entdeckte nichts und niemand, der etwas mit der Reaktion meines Kreuzes hätte zu tun haben können.
Sehr seltsam.
Der Schwarze blickte mich an und lächelte knapp, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete.
Wo lauerte die Gefahr?
Das Kreuz warnt nicht ohne Grund. Ihrgendwer in diesem Lokal mußte unter einem dämonischen Bann stehen oder selbst ein Dämon sein. Nur - wer war es?
Das konnte jeder sein. Man sieht es den Menschen nun mal nicht an, ob sie den schwarzmagischen Welten zugetan waren oder nicht. Niemand benahm sich verdächtig. Es herrschte eine etwas gespannte Ruhe, unterdrückte Nervosität, denn die meisten warteten nicht gern. Man sah oft zur Uhr, wartete auf die Maschinen, die landeten oder starteten, das alles war
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