0434 - Die Rache der Menschengeier
ein Reißen am Körper spürte.
Der Fallschirm war offen.
Er riß mich hoch, ich hatte das Gefühl, wieder zur Maschine zurückschwingen zu müssen, drehte den Kopf und legte ihn gleichzeitig in den Nacken, um den offenen Fallschirm über mir zu sehen, der mir ein so beruhigendes Gefühl gab.
Es hatte geklappt!
Nun schwebte ich.
Herrlich, wunderbar. Ich kam mir vor wie ein Vogel, das Gefühl der grenzenlosen Freiheit kehrte zurück, mein Blick glitt über die Insel hinweg, ich sah das Meer, die lange Dünung der durchsichtig wirkenden Wellen, es war einfach phantastisch.
Ewig dauert nichts. Der Untergrund kam näher, so daß es mir gelang, Unterschiede auszumachen. Am liebsten wäre ich in Strandnähe gelandet, dort sah das Gelände ebener aus, aber ich war zu spät abgesprungen, und der Wind trug mich auf das Zentrum der Insel zu.
Dabei spielte er auch mit mir, er schwang meinen Körper vor und zurück, ohne daß ich dagegen etwas unternehmen konnte und ich mir vorkam wie das Pendel einer Uhr.
Einfach würde sich die Landung nicht gestalten, das stand fest. Ich behielt meinen forschenden Blick bei, schaute nach ebenen Plätzen und suchte Geländefalten ab, wo ich auf keinen Fall landen wollte. Ein routinierter Springer hätte das alles steuern können, aber ich gehörte nicht zu diesen Leuten.
Es war mein erster Sprung nach der Ausbildung. Ich lobte mich selbst, daß es so gut geklappt hatte, aber auch, um mir Mut zu machen. Allem Anschein nach würde ich Glück haben, denn das Gelände, auf das ich zufiel, sah so schlecht nicht aus.
Ich mußte mich konzentrieren. Hatte ich vor Sekunden noch daran gedacht, wie langsam ich doch trieb, so merkte ich nun, daß ich verdammt schnell war und der Untergrund entsprechend rasch näher kam. Wie leicht hatte man sich beim Aufprall ein Bein verstaucht oder sogar noch einen Fuß gebrochen. Es war alles schon dagewesen.
Unter mir lag eine Senke. Gefüllt mit Sand und Staub. Nur an den Rändern ragten Steine in die Höhe, und dort wuchsen auch verkrüppelte, blattlose Bäume. Sie sahen aus wie die Kulisse zu einem Grusel-Film.
Zum Glück glitt ich nicht auf die Bäume zu. Ich würde so ziemlich genau in der Senkenmitte landen und hoffte, mich dort gut halten zu können.
Die letzten Yards.
Auf einmal fuhr der Wind wie mit gewaltigen Schaufelhänden unter die Fallschirmseide, bauschte sie auf, gab dem Schirm und mir noch einmal Schwung, und der trieb auch mich weiter.
Ich begann zu laufen. Noch bewegten sich meine Beine in der Luft, einen Moment später bekam ich Kontakt mit dem Boden, wirbelte die ersten Staubund Sandwolken hoch, wurde trotz meiner Bemühungen zu Boden gerissen, wo mich der Fallschirm weiterzog und ich durch den Sand rutschte, eingehüllt in Wolken aus Staub.
Der Boden war nicht eben. Kantige Steine bedeckten ihn, es gab Rillen und Vertiefungen, über beide glitt ich hinweg und hing in den Halteseilen des Fallschirms, dessen Seide noch immer aufgewölbt war und erst nahe des Senkenrandes keinen Wind mehr bekam und zusammensank.
Ich blieb liegen und schaute zu, wie der Fallschirm eine helle Insel auf dem Boden bildete.
Und ich atmete auf.
Über meine Lippen zuckte ein Lächeln. Als ich gegen den Himmel schaute, sah ich die Cessna. Der Pilot hatte sich davon überzeugen wollen ob ich gut gelandet war und flog erst jetzt weg, wobei er zum Gruß mit den Tragflächen wackelte.
Ich setzte mich hin, atmete tief durch und dachte an den Grund, weshalb ich mich hier auf dieser einsamen Atlantik-Insel befand. Ich sollte vier Dämonen töten!
***
Es war dunkel geworden. Eine plötzliche Finsternis, sternenlos, schattendüster. Im Licht der starken Stablampe hatte ich mich auf den Weg gemacht, die Karte hervorgeholt und war an der Nordseite zu einer bestimmten Stelle am Strand gegangen, die auf der Karte mit einem roten Kreuz markiert war.
Dort sollte ich das Schlauchboot und den Proviant finden. Derjenige, der es abgeworfen hatte, war ein Meister seines Faches gewesen.
Ich konnte nicht sagen, wie lange dieser Einsatz dauerte. Deshalb mußte die Ausrüstung für mindestens eine Woche halten. Nicht weit von mir entfernt gischteten die Wellen gegen die unregelmäßig wachsenden Felsen. Sie warfen eine Brandung schäumend hoch, bevor sich diese am schmalen Sandstrand verlief.
All das interessierte mich nicht, Ich dachte vielmehr an die vier Dämonen, die ich zu erledigen hatte. Wie sie aussahen, war mir ebenfalls nicht bekannt. Das konnten Vampire sein,
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