0434 - Die Rache der Menschengeier
ein ängstliches, schrilles und gleichzeitig erleichtertes Lachen, denn die erste Hürde hatte er bravourös genommen. Er würde es diesem verdammten Geier mit dem Menschenkopf schon zeigen. Zerhacken wollte er ihn, einfach zerhacken.
Noch stand er nicht richtig auf den Füßen, deshalb schnellte Piers hoch, wollte um die Theke herum, als es passierte und die Eingangstür mit einem donnernden Krach aufflog.
Es war nicht der erste Vogel, der sie aufgestoßen hatte, dafür wuchtete sich, zusammen mit den Trümmern, ein zweites Tier in den Raum.
Ebenfalls ein Geier mit Menschenkopf.
Piers Hancock stand auf dem Fleck. Sein rundes Gesicht mit den aufgeblähten Wangen erstarrte zu einer Maske. Der rechte Arm mit dem Eispickel in der Hand stand in der Luft, als würde er an einem Faden hängen.
Der erste Geier war zurückgetaumelt. Er wankte und hüpfte zur gleichen Zeit. Es sah irgendwie lustig aus, aber Piers konnte in diesem Moment alles, nur nicht lachen.
Dafür bekam er Angst.
Er wich zurück. In der Gaststätte war er der Unterlegene, das wußte er.
Also raus aus diesem Gefängnis. Wieder durch die Hintertür, wo auf dem Hof der alte Spitfire, sein Zweitwagen, stand. Zum Glück trug er den Schlüssel in der Tasche.
Bevor die beiden Geier ihn attackieren konnten, war er um die Theke herumgehuscht und hatte die schmale Tür aufgestoßen. Er rammte sie hinter sich zu und hetzte durch den schmalen Gang auf die Hintertür zu, die zum Hof führte.
Da hatte er freie Bahn.
Bis er den dritten Geier sah.
Wie ein Denkmal hockte er vor der auffliegenden Tür und starrte den Eindringling gnadenlos an. Da kam Piers nicht vorbei. Deshalb zog er sich zurück, hämmerte die Tür wieder zu und rannte der Treppe entgegen, die nach oben führte.
Erst jetzt kam ihm der Gedanke, die Polizei zu rufen. Wenn jemand helfen könnte, dann sie.
Er hetzte die Stufen hoch. Dabei peitschte ihn die nackte Angst voran.
Dick stand der Schweiß auf der Stirn. Sein Herz schlug rasendschnell.
So etwas wie hier hatte er noch nie erlebt. Das war der kalte Wahnsinn.
Die erste Etage kam ihm unnatürlich ruhig vor. Aus dem unteren Geschoß vernahm er ein dumpfes Klopfen und hörte auch gellende Schreie, die sehr hoch klangen, als würden die mutierten Geier vor Wut bersten.
Zwei Telefone gab es oben. Das eine stand im Wohnraum, das andere im Schlafzimmer.
Diese Tür lag näher. Er stieß sie auf, torkelte in den Raum und warf sich aufs Bett. Bei der nächsten Drehung gelang es ihm, den Hörer zu schnappen.
Mit zitternden Händen drückte er die Nummern des Notrufs in die Tastatur.
Er kam bis zur dritten Zahl, als ein Schatten über ihn fiel. Der Mann dachte an das Fenster, und schon zersplitterte die nächste Scheibe. Ein Scherbenregen segelte in den Raum. Teilweise ergoß er sich auch über den Körper des auf dem Bett sitzenden Wirts. Der warf sich zurück und riß das Telefon vom Tisch.
Der Geier aber kam.
Wuchtig, gewaltig und unheimlich. Ein riesiger Todesschatten mit einem menschlichen Gesicht dazwischen, in dessen Augen die blanke Mordlust lag.
Zwar konnte sich Piers Hancock noch mit einem gewaltigen Sprung bis an die untere Bettkante retten, aber er kam nicht mehr dazu, sich über den Rand zu rollen.
Der Vogel packte ihn.
Hart schlug er seine Krallen in die Kleidung des Wirts. Diese Krallen waren wie Zangen. Was sie einmal gepackt hielten, ließen sie nicht mehr los.
Auch einen Menschen nicht.
Das wurde dem Wirt plötzlich klar, als ihn der Vogel in die Höhe riß. Er hatte kaum die Bettdecke verlassen, als der Geier ihn drehte, und Hancock diese Drehung mitmachte.
Einen Moment später riß das Tier ihn hoch.
Piers konnte sich nicht mehr fangen. Er wurde auf die Wand zugeschleudert, klatschte dagegen, prallte auch noch mit der Stirn davor und spürte kaum, daß er auf dem Boden aufschlug.
Dort blieb er liegen…
Schmerzen rasten durch seinen Schädel. Er hatte sich auch eine Platzwunde geholt, aus der ein Blutfaden sickerte und sich auch auf der Stirn verteilte.
Mühsam drehte er sich zur Seite, weil er weitermachen wollte. Das aber ließen die Vögel nicht zu.
Sie waren plötzlich zu dritt, er hatte noch etwas krachen gehört, aber nichts gesehen, nur diese verdammten, dunklen Körper und die verfluchten Schatten.
Krallen schlugen gegen ihn.
Sie waren hart und spitz. Seine Kleidung wurde zerfetzt. Er hatte den Mund aufgerissen, schrie verzweifelt, bis auch eine Kralle den Weg in seine Mundhöhle fand und die Spitze
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