0434 - Die Rache der Menschengeier
selbst.«
»Dann mach dir doch keine Vorwürfe, bitte.«
»Du hast leicht reden.«
Glenda kam. Sie bemerkte die Gewitterstimmung zwischen uns, stellte Tee und Kaffee ab und ging wieder.
Ich setzte mich, umfaßte den Tassengriff und nahm den ersten Schluck.
»Hinzu kommt noch das Problem Jane Collins.«
Suko winkte ab. »Sie ist bei den Conollys gut untergebracht worden.«
»Für wie lange?«
»Die nächste Zeit.«
»Und dann?«
»Glaubst du, daß die Dämonengeier auch sie angreifen werden?« erkundigte ich mich.
Suko verzog den Mund. »Das kann natürlich sein, aber sie sollen nur kommen. Wenn sie gegen deine Silberkugeln schon nichts ausrichten können, werde ich die Dämonenpeitsche nehmen und sie zerhämmern. Das schwöre ich dir.«
Plötzlich wurde die Bürotür aufgestoßen. Ich erschrak, fuhr herum und rechnete damit, Glenda Perkins zu sehen, aber auf der Schwelle stand ein anderer. Sir James Powell!
Er starrte uns an. Eigentlich gehörte er zu den Menschen, die eine gewisse Ruhe ausströmten. In diesem Fall aber sahen auch wir, wie nervös er war.
»Sir?« Suko fragte es erstaunt. Zusammen mit mir erhob er sich.
»Bleiben Sie sitzen.« Sir James holte sich einen Stuhl und nahm ebenfalls Platz. Er hatte Glenda bereits Bescheid gegeben, die mit einer Flasche Wasser ankam und ein Glas zur Hälfte füllte, das sie Sir James servierte.
»Danke.« Unser Chef nahm einen langen Schluck, dann fragte er: »Wie ist es gelaufen?«
»Schlecht«, erwiderte ich.
»Das heißt, diese verfluchten Vögel existieren noch.«
»Drei von Ihnen.«
Der Superintendent nickte. »So etwas habe ich mir schon gedacht. Ich hörte einiges davon, aber ich mache es nicht gern, John, aber diesen Fall sollten Sie vergessen.«
»Wie?«
»Legen Sie ihn vorläufig zu den Akten.«
Ich schüttelte den Kopf. »Weshalb? Es gibt keinen Grund dafür, wie ich meine.«
»Im Prinzip haben Sie recht, aber manchmal muß man sich der Staatsräson fügen.«
»Sprechen Sie etwa vom Geburtstag der Queen?«
»So ist es.«
Ich spürte, wie das Blut in meinen Kopf stieg und das Gesicht allmählich eine rote Farbe annahm. »Sir«, sagte ich. »Sie können reden und machen, was Sie wollen. Sie wissen, daß ich selten widersprochen habe, aber das mache ich nicht mit. Es gibt Hunderte von Leuten, die die Queen beschützen können. Uns braucht man dabei nicht.«
»Das habe ich dem Innenminister auch gesagt.«
»Er wollte aber nicht.«
»Genau so ist es. Und dafür gibt es einen Grund, der wiederum in der Vergangenheit zu finden ist. Erinnern Sie sich daran, daß Sie die Queen gewissermaßen vor einer Werwolf-Attacke gerettet haben. Denken Sie mal an den Fall.«
»Ja, gegen Lupina.«
»Richtig. Das hat man nicht vergessen. Sie haben sogar einen Orden bekommen.«
»Der irgendwo in der Ecke liegt.«
Sir James winkte ab. »Spielt alles keine Rolle, mein Lieber. Es ist so beschlossen worden, und Sie müssen sich leider daran halten. Ich habe trotz meiner Bedenken und Hinweise auf aktuelle Fälle meine Zustimmung geben müssen.«
»Und wenn ich mich weigere?«
Sir James schaute mich über die Ränder seiner Brillengläser hinweg an.
»Muß ich Sie leider vom Dienst suspendieren, John.«
Ich schwieg, denn so etwas hatte ich aus dem Mund meines Chefs noch nie gehört. »Meinen Sie das im Ernst?«
»Leider.«
Auch Suko, der bisher geschwiegen hatte, schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich«, sagte er. »Das kann ich einfach nicht glauben. Die Leute können doch nicht so borniert sein…«
»Sie sind es aber. Wer sich einen Namen gemacht hat, der hat auch Verpflichtungen.«
»Darauf verzichte ich.«
»Wir könnten ja krank werden«, schlug Suko vor.
Er erntete einen Blick, den man kaum beschreiben konnte. Für Sir James war die Sache längst entschieden.
»Und diese verdammten Dämonengeier?« warf ich mit lauter Stimme ein. »Was ist mit denen?«
»Stellen Sie den Fall zurück.«
»Ich vielleicht, aber sie bestimmt nicht.«
Sir James hob die Schultern. »Es tut mir leid, doch über meinen Kopf hinweg ist alles beschlossen worden. Sie unterstehen praktisch ab sofort einem gewissen Colonel Redbury.«
»Und wer ist das?« fragte Suko.
»Ein Sicherheitsoffizier.« Sir James erhob sich. »Es tut mir leid, wir sehen uns noch.« Er verließ unser Büro so hastig, daß es mir schon wie eine Flucht vorkam.
Ich starrte auf die geschlossene Tür. Suko sah mich an. »Sag jetzt nichts!« flüsterte ich. »Verdammt, sag nur
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