0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
DYNASTIE DER EWIGEN einzugehen, dem Erzfeind der Höllenmächte. So hatte ein Tribunal ihn zum Tode verurteilt trotz seines hohen Amtes, und der Fürst der Finsternis hatte das Urteil liebend gern vollstreckt - und das Amulett an sich genommen, ehe ein anderer es bemerken konnte. Auch er selbst hatte nichts davon gewußt, bis er es bei dem Hingerichteten fand.
Er hatte sich diebisch gefreut, diese magische Superwaffe sein eigen nennen zu können.
Und mit der Zeit hatte er festgestellt, daß Eysenbeiß trotz seiner Hinrichtung nicht tot war, daß er es geschafft hatte, im Augenblick des körperlichen Todes seinen Geist in eben dieses Amulett fließen zu lassen. Und da lauerte er jetzt darauf, trachtete danach, dem Fürsten der Finsternis zu schaden.
Daß er ihm jetzt Hilfe angeboten hatte, hielt Leonardo für einen üblen Trick. Und er wünschte sich, eine Möglichkeit zu finden, auch diesen Rest von Eysenbeiß endgültig zu beseitigen. Erst dann würde er Ruhe haben, wenn sein alter Freund ausgelöscht war.
»Irgendwann«, murmelte er grimmig. »Irgendwann kriege ich dich!«
Aber dann erwachte in ihm die Neugier, was Eysenbeiß getan hatte, der andererseits ja auch Zamorra am liebsten tot gesehen hätte…
***
Das, was einmal Magnus Eysenbeiß ausgemacht hatte, hatte sich erinnert.
An seine Vergangenheit. An sein Amt als Großer der Sekte der Jenseitsmörder, die in einer Parallelwelt ihren Ursprung hatte, in einer anderen Dimension. Dort hatte Leonardo deMontagne ihn einst aufgespürt, als er noch nicht Fürst der Finsternis war, und dort war er auch erstmals mit Professor Zamorra zusammengestoßen. Damals hatte alles seinen Anfang genommen.
Seine besondere Fähigkeit hatte Eysenbeiß behalten, auch nachdem er aus der anderen Dimension zur Erde überwechselte - wenngleich er sie nur noch sehr, sehr selten benutzt hatte. Aber er hatte diese Kraft nie verloren, mit der er im Wahrtraum in die Zukunft greifen und Gegenstände von dort in die Gegenwart holen konnte.
Daran hatte er sich jetzt, als Geist im Amulett, erinnert, und diese Fähigkeit setzte er nun nach langer Zeit wieder ein, verstärkt durch die Kraft des vierten Amuletts, um nicht einen Gegenstand zu holen, sondern ein Wesen.
Eine dämonische Kreatur aus der Zukunft einer Welt, die Eysenbeiß kannte, die für die Menschen der Erde aber nicht mehr als eine Sage war. Zu viel verdrängten sie doch, was sie nicht begriffen, durch ihre Handlungen in andere Dimensionsebenen, aber zerstören konnten sie die alten Dinge nicht.
Eysenbeiß griff in die Vorbereitungen zu Ragnarök, der Götterdämmerung, und er zog ein schlangenhaftes dämonisches Ungeheuer in die Welt der Menschen der Gegenwart. Er konnte sicher sein, daß Zamorra diese Herausforderung annehmen würde, aber auch, daß selbst die Kraft des siebten Amuletts nicht ausreichen würde, das aus der mythischen Zukunft stammende Ungeheuer zu töten.
Die Aktivität des 4. Amuletts verlosch wieder. Eysenbeiß zog sich in sich zurück, verkapselte sich. Er war erschöpft. Ein solches Ungeheuer aus der Zukunft zu holen, über die Grenzen der Wirklichkeit hinweg, hatte all seine Kraft gekostet. Davon mußte auch er sich erst wieder erholen.
Aber er schlug vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe.
Denn er wußte sehr genau, was er mit dieser Aktion wirklich angerichtet hatte.
Nur von einer anderen Sache -hatte er keine Ahnung…
***
Etwas wurde abermals stärker.
Wiederum war eines der niederen Amulette benutzt worden, und wiederum spiegelte sich die von ihm abgegebene Energie. Das, was gespiegelt wurde, ohne daß die eigentliche Kraft dadurch verringert wurde in ihrer Wirkung, drang bis zu dem WERDENDEN vor, wurde von IHM begierig aufgenommen.
Und abermals wurde ES wieder etwas kräftiger, wurde sich selbst bewußter. Nicht mehr lange, und ES würde endgültig erwachen.
Jedesmal, wenn eines jener Amulette benutzt wurde, half es dem WERDENDEN zu werden. Und niemand ahnte etwas davon - bis auf einen. Er hatte einen der Amulett-Träger gewarnt. Doch jener, Lucifuge Rofocale, hatte über die Warnung gelacht und sie wahrscheinlich längst vergessen. Denn zu viel Zeit war seither vergangen, ohne daß in der Welt des Sichtbaren etwas geschah.
Doch in der Welt des Unsichtbaren wuchs ES.
Jedesmal etwas mehr…
***
In einer Welt, deren Struktur und Inhalt Menschen nur erahnen können, war der Einäugige aufmerksam geworden. Etwas hatte sein Interesse geweckt.
Er verspürte für kurze Zeit eine
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