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0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich den Schweiß von der Stirn. Er war erst fünfundvierzig, aber sein Kopf war schon beinahe völlig kahl, und zum Überfluß hatte er auch noch einen prächtigen Bauch angesetzt.
    »Hallo, Liebling«, rief Belinda, als er in das Wohnzimmer trat. »Das Essen ist in zehn Minuten fertig. Ich habe etwas Besonderes für dich. Aber es wird eine Überraschung. Also frag nicht erst, ich sage es doch nicht.«
    Belinda Buston, geborene Tuckle, war mit ihren siebenunddreißig Jahren eine recht attraktive Frau. Ihr naturblondes Haar war kurz frisiert und gab ihrem Gesicht einen etwas übermütigen Ausdruck. Als sie ihren Mann zärtlich auf die Wange küßte, um gleich darauf in die Küche zu eilen, hielt er sie plötzlich fest.
    »Ich werde nie begreifen, was du an mir findest«, sagte er weich und dankbar. »Ich sehe nach nichts aus, ich bin nicht mehr als ein mittelmäßiger Buchhalter, ich habe keinerlei hoffnungsvolle Karriere vor mir, und ich kann dir nichts bieten von all den schönen Dingen, die eine schöne Frau wie du verdient hätte.«
    Sie gab ihm einen Kuß auf den Mund.
    »Du bist ein guter Mann, du hast mich lieb, und du hast uns ein herrliches Haus gebaut«, sagte sie ernst. »Ich würde für alles Gold der Erde mit nichts und niemand tauschen. Und wenn du mich jetzt nicht losläßt, verbrennt meine mühsam vorbereitete Überraschung. Mix dir einen Drink oder lies zehn Minuten Zeitung, dann ist es soweit.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln sah er ihr nach. Mein Gott, dachte er, was habe ich nur für eine schöne und gute Frau. Und dabei — er schüttelte erinnerungsvoll den Kopf — und dabei hatte ich mich schon fast damit abgefunden, daß ich wohl nie eine Frau finden würde. Immer war ich zu linkisch, zu schüchtern, zu was weiß ich. Und jetzt bin ich schon fast zwölf Jahre mit Linny verheiratet, und es wird eigentlich mit jedem Jahr schöner.
    Er stand auf und ging ins Obergeschoß, um sich die durchgeschwitzte Leibwäsche auszuziehen. Bei der Gelegenheit nahm er rasch eine Dusche, zog sich um und zögerte einen Augenblick über den Gedanken, wie er die restlichen fünf Minuten bis zum Dinner verbringen sollte.
    Dann fiel ihm ein, daß er die kleine Laube neu streichen könnte, die er hinten in ihrem Garten gebastelt hatte. Er kletterte die Klappleiter zum Dachboden hinauf, um die Pinsel und die Farbkanister herunterzuholen.
    Als er durch das Zwielicht auf dem Dachboden tappte, stieß er mit dem Fuß gegen ein Paket, das verstaubt und von dickem Packpapier umgeben neben einem der Dachsparren stand. Ach ja, dachte er, der Kasten, den Linny für irgendwen aufheben soll. Seit dem Tage unserer Hochzeit begleitet er uns nun schon. Manchmal wünschte ich mir wirklich, das Ding mal aufzumachen und nachzusehen, was eigentlich drin ist. Aber so etwas gehört sich natürlich nicht. Ich würde Linnys Vertrauen und das ihres früheren Bekannten mißbrauchen. Er tappte weiter und suchte seine Malutensilien zusammen.
    Eine Minute später hatte er das Paket bereits wieder vergessen…
    ***
    Aus der brütenden Hitze, die über der Stadt lag und das Leben zu ersticken drohte, traten wir in die Kühle des Leichenschauhauses. Ann Forth fröstelte, als ich mit ihr den Kühlraum betrat. Es war, als wäre man aus einer Hitzekammer für Astronauten mit einem Schritt in die Kälte der Arktis getreten. Der jähe Temperaturunterschied zog einem die Kopfhaut zusammen.
    Die Augen des Mädchens waren plötzlich groß und ängstlich. Jetzt wirkte sie wie das, was sie eigentlich in ihrer Seele immer noch war: ein zu schnell erwachsen gewordenes Kind. Sie drängte sich an mich wie ein eingegeschüchtertes Kind. Ich legte ihr die Hand auf den Arm.
    Der Schraubverschluß quietschte laut. Das häßliche Geräusch klang überlaut. Ann Forth begann zu zittern. Zwei blanke Schienen rollten aus der Wand und auf ihnen die Bahre, bedeckt mit einem schweren, schmutzig-roten Gummilaken. Der alte Aufseher sah mich fragend an.
    »Nur den Kopf«, sagte ich leise.
    Er packte den oberen Zipfel und schlug ihn zurück.
    Neben mir wurde ein heiseres Geräusch laut. Ich packte Ann Forth fester am Arm und zog sie von der Bahre weg. Während ich sie schon hinausgeleitete, quietschten hinter uns die ausziehbaren Schienen und danach der Schraubverschluß.
    Wortlos stieg ich mit ihr die Stufen hinan. Man sollte, dachte ich, man sollte ein Gesetz machen, das Mörder zwingt, die Leichen ihrer Opfer im Schauhaus zu besichtigen. Ich griff nach den Zigaretten und

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