0437 - Das Monster im Keller
Begleiterin ihn nicht zu Gesicht bekommen hatten. Der Mann hatte in einem der Autos draußen gewartet. Seinerseits hatte er den Parapsychologen sehen können. »Verfolgen Sie jeden seiner Schritte und jede seiner Aktionen, und erstatten Sie mir Bericht, sobald er etwas aus dem Rahmen Fallendes tut. Vielleicht bringt uns dieser Mann auf die Spur des Mörders.«
***
Das Gasthaus befand sich ziemlich genau in der Mitte Duernes. Bis zum abgelegenen Mordhaus war es ein hübsches Stückchen Weg. Charlene Riveaux war es völlig egal, wo sie untergebracht wurde. Sie wollte dort nicht mehr leben und wohnen, wo ihr Freund gestorben war. Obgleich sie eine Menge Arbeit investiert hatte, um das Haus wohnlich zu machen, war es ihr fremd geworden, feindlich.
Zamorra nahm ihre Gefühlsschwingungen deutlich wahr.
Der Gastwirt hatte ein paar Zimmer frei. Eines davon bekam Charlene. Zamorra bezahlte; er belastete das Konto der deBlaussec-Stiftung, für das er zeichnungsberechtigt war. Immerhin war Charlene durch dämonische Aktivitäten indirekt geschädigt worden. Sie hatte also durchaus ein Anrecht auf entsprechende Unterstützung, zumal Zamorra nicht genau wußte, wie zahlungskräftig sie überhaupt war - vermutlich war da nicht viel auf dem Konto. Und selbst wenn sie von LaGrange testamentarisch bedacht worden war, würde sie kaum mehr als Schulden erben…
Charlene zog sich zurück. Sie wollte mit sich selbst allein sein und nachdenken. Zamorra und Nicole akzeptierten es. Zamorra hielt es zwar nicht für gut, daß das Mädchen mit niemandem reden und statt dessen den Kummer in sich hineinfressen wollte, aber Nicole hinderte ihn an seinem geplanten Protest. »Wenn du in diesem Moment versuchst, für sie zu denken und ihr deine Entscheidungen aufzuzwingen, machst du sie dir zur erbittertsten Feindin«, behauptete sie. »Warte ein paar Stunden, vielleicht kommt sie dann zur Ruhe.«
»Und was ist, wenn sie Selbstmord begeht?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Die doch nicht. Sie hat einen eigenartigen Ausdruck in den Augen… und sie ist dafür nicht verzweifelt genug. Sie kommt da durch, sie ist stark genug dafür. Sie muß nur erst einmal ein paar Stunden Ruhe haben. Vielleicht legt sie sich sogar hin und schläft ein wenig…«
»Und was tun wir so lange?«
Nicole lächelte. »Wir schmeicheln uns beim Wirt ein«, sagte sie. »Wenn in einem Ort wie diesem jemand etwas über alles weiß, dann sind es der Friseur und der Wirt.«
Es war noch Mittag, und es war schon ein Wunder gewesen, daß der Wirt, ein äußerst hagerer Mann, bei dessen Anblick Zamorra sich fragte, wie er es fertig brachte, Randalierer und Zechpreller rauszuwerfen, die Tür geöffnet hatte. Als ein noch größeres Wunder sah Zamorra es an, daß der Hagere sie beide tatsächlich bediente und sich auch zu ihnen setzte, obgleich er eigentlich erst am späten Nachmittag öffnete.
»Ich interessiere mich ein wenig für Ihr Fachgebiet, Professor«, sagte er. Zamorra hob die Brauen. Er hatte sich nur mit Namen vorgestellt… »Ein paar Ihrer Bücher habe ich gelesen und finde es faszinierend, was Sie da aussagen. Deshalb ist es mir eine Ehre, Sie heute hier bewirten zu dürfen. Fühlen Sie sich ruhig eingeladen…«
»Sie interessieren sich für Parapsychologie?« An sich war das nichts Ungewöhnliches, hier aber überraschte es Zamorra doch erheblich.
»Aber sicher, Professor. Und Sie sind doch bestimmt nicht ganz ohne Grund hier, oder? Sind Sie irgend einer okkulten Erscheinung auf der Spur?«
»So könnte man sagen«, gab Zamorra zurück.
»Darf ich fragen, worum es geht, oder ist das ein geheimes wissenschaftliches Projekt?«
Zamorra lachte leise. »Geheimhaltung ist eine feine Sache in der Wissenschaft… aber ich darf Ihnen gestehen, daß wir uns hier festgesetzt haben, weil wir uns von Ihnen Informationen erhoffen. Das braucht nicht umsonst zu sein, wenn es hilft, Unheil zu verhindern.«
»Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen kann. Worum geht es, Professor?«
»Um das weiße Haus mit den Türmchen und Erkern und dergleichen…«
»Ach, Sie meinen das, was vor ein paar Tagen an einen Fremden verkauft worden ist?«
»Patrik LaGrange.«
»Richtig, so heißt er wohl. Den kennt hier keiner. Hat sich auch nicht richtig vorgestellt. War noch nicht hier bei uns. Soll so ein junger Bursche sein, ein verrückter Künstler oder so etwas…«
»Programmentwickler«, warf Nicole ein. »Computerfritze, um’s landläufig auszudrücken.«
»Ach, so was«,
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