0437 - Das Monster im Keller
die Nähe des Ungeheuers gespürt, wenn es das Haus verlassen und ihnen bis zu jenem Gasthaus nachgekommen wäre. Woher also sollte es Bescheid wissen?
Noch ein Rätsel mehr…
Das Verschwinden der Unterlagen konnte noch nicht lange her sein. Deshalb also hatte das Monster sich vorhin, als sie kamen, über die Kellerräume hinaus im Haus bewegt… es hatte sein Versteck verlassen…
Und sich jetzt mit seiner Beute wieder zurückgezogen!
Sollte es etwa auch das Schwert verschwinden gelassen haben? Möglich war das schon. Zamorra verließ das Arbeitszimmer und ging zur Treppe, um wieder ins Erdgeschoß zurückzukehren und zu Nicole in den Keller vorzustoßen.
Vom Treppenhausfenster aus hatte er einen Blick über das Grundstück. Er sah den Zufahrtsweg entlang bis zur Straße, und da schimmerte etwas Graues zwischen den Sträuchern neben der Durchfahrt.
Er schmunzelte. Der Typ, der ihnen nachgefahren war, war also hier und lauerte wahrscheinlich dort draußen. Er verhielt sich ziemlich ungeschickt. Zamorra hätte eine Verfolgung unauffälliger angestellt.
Aber es konnte nicht schaden, wenn der Polizeibeamte in der Nähe war. Wichtig war nur, daß er sich zurückhielt und nicht in falsch verstandenem Eifer Zamorras Aktionen störte. Ihn einzuweihen, würde im Falle eines Falles zu viel Zeit kosten.
Zamorra ging langsam nach unten.
Er ahnte nicht, welche Überraschung auf ihn wartete…
***
Alain Rivels Überraschung hielt nicht lange an. Jetzt würde es wirklich interessant! Charlene Riveaux war ebenfalls gekommen! Was wollte sie hier! Warum war sie nicht mit Zamorra gefahren, sondern später nachgekommen? War ihr vielleicht etwas eingefallen, was sie dem Professor noch unbedingt mitteilen wollte?
Wenn ja, war das auch für die Polizei von höchstem Interesse, entschied Rivel. Er entschloß sich, dem Mädchen ins Haus zu folgen. Die Haustür stand offen; er hatte keine Schwierigkeiten. In diesem Moment war es ihm fast egal, ob seine Anwesenheit bemerkt wurde oder nicht.
Er sah gerade noch, wie das Mädchen in Richtung Keller verschwand! Rasch orientierte er sich, aber niemand schien noch in seiner Nähe zu sein. Vermutlich waren Zamorra und seine Begleiterin ebenfalls unten. Die Zielsicherheit, mit der Riveaux den Keller aufsuchte, sprach jedenfalls dafür.
Rivel ärgerte sich, daß er im Dunkeln die Treppe hinunter steigen mußte. Er versuchte, sich so lautlos wie möglich zu bewegen. Er tauchte in die Dämmerung und in die Dunkelheit ein. Auch das Mädchen Charlene bewegte sich ohne Licht durch den Keller. Rivel preßte die Lippen zusammen. Er konnte ihre Schritte nicht hören. Hatte sie ihn bemerkt, war stehengeblieben und ließ ihn jetzt in der Dunkelheit an sich vorbei tappen?
Aber er vernahm auch keine Atemzüge in seiner Nähe, so angespannt er auch lauschte. Und dann sah er einen schwachen Lichtschein aus einem der Kellerräume, dessen Tür halb offen stand.
Dort war jemand.
Alain Rivel pirschte sich heran.
Da sah er die Silhouette Charlenes durch die Kellertür nach drinnen gleiten. Sie hatte etwas Blitzendes in der Hand. Rivel sah eine weitere Frauengestalt, die herumwirbelte - und niedergeschlagen wurde.
Rivel sah auch die Waffe.
Da griff er nach seiner Dienstpistole. »Halt!« stieß er hervor. »Polizei! Bewegen Sie sich nicht und lassen Sie die Waffe fallen!«
Er entsicherte die Pistole.
Aber im dämmrigen Zwielicht hatte er das Mädchen unterschätzt. Es verschwand mit einem schnellen Sprung aus dem Sichtbereich.
Rivel setzte nach. Er bewegte sich vorsichtig. Aber er war nicht vorsichtig genug. Plötzlich war da etwas, das ihn umschlang, seine Arme förmlich fesselte. Etwas, das eklig stank und wabbelig, schleimig, aber dennoch unwiderstehlich stark war. Und noch ehe er einen Schuß in diese wabbelige Masse abfeuern konnte, sauste etwas Blitzendes auf ihn zu.
Dannach war Alain Rivel tot.
***
Zamorra hörte eine ihm fremde Männerstimme, hörte den Ruf ›Polizei‹ - und nur wenige Sekunden später ein dumpfes Poltern.
Er erstarrte.
Der verfolgende Beamte war also ins Haus vorgedrungen, in den Keller, denn von dort war seine Stimme gekommen - und dort war irgend etwas passiert!
Was, bei Merlin, ging hier eigentlich vor?
Zamorra legte die restliche Strecke im Eiltempo zurück. Noch während er sich bewegte, fühlte er einen heftigen Schlag in seiner linken Hand - in der rechten hielt er ja den Dhyarra-Kristall. Verblüfft erkannte er, daß er Merlins Stern in der Hand hielt.
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