0437 - Das Monster im Keller
Dabei hatte er den Ruf gar nicht ausgesandt. Diesmal war das Amulett von selbst zu ihm gekommen.
Als wäre es geflohen…
Das bedeutete, daß sich das Monster unten befand. Daß es dort war, wo sich auch Nicole aufhielt - und daß sie jetzt ungeschützt war!
Das hatte es noch nie gegeben. Einen einmaligen Vorgang erlebte Zamorra hier, etwas, das er dem Amulett nie zugetraut hätte, selbst wenn er davon ausging, daß es mit dem allmählich erwachenden Bewußtsein, dieser ›künstlichen Intelligenz‹, auch so eine Art Selbsterhaltungstrieb entwickelte.
Schlagartig fühlte Zamorra, wie sich um ihm herum in der Luft Widerstand bildete, der versuchte, ihn am Weitergehen zu hindern.
Er schüttelte den Kopf.
»Diesmal nicht, Freundchen«, murmelte er. »Diesmal unterläßt du deine Spielchen, du Verräter… oder ich werde dich zwingen, mitzukommen. Notfalls breche ich deinen Widerstand mit Gewalt!«
Das Amulett zerrte immer noch in der entgegengesetzten Richtung. Zamorra preßte die Lippen zusammen. Es ging mit ziemlicher Sicherheit um Sekunden, und dieses magische Metall, einst von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, wollte ihm Schwierigkeiten machen und ihn behindern, gerade so, als stände es plötzlich auf der anderen Seite…
Er wog den Dhyarra-Kristall in der Hand. »Ich weiß genau, daß du verstehst, was ich will, und ich weiß auch genau, daß du die Dhyarra-Energie nicht verträgst, Blechdiskus«, knurrte er grimmig. »Soll ich dich mit dem Dhyarra zwingen, mir zu Willen zu sein?«
In seinem Kopf vernahm er einen lautlosen Klagelaut. Der Widerstand schwand. Er konnte sich wieder ungehindert vorwärts bewegen.
Augenblicke später befand er sich in dem Kellerraum.
Das Amulett vibrierte, es war fast heiß und zeigte damit die Nähe Schwarzer Magie an. Ein grünlich flirrendes Licht floß aus der Silberscheibe und legte sich um Zamorra, hüllte ihn ein. Da wurde ihm klar, daß er sich in Gefahr befand, angegriffen zu werden.
Das Monster war ganz nah!
Aber es zeigte sich nicht!
Dafür sah er Nicole reglos am Boden liegen, und neben ihr - einen ihm unbekannten Mann.
Das mußte der Polizist sein.
Zamorra sicherte nach allen Seiten, konnte aber keinen Gegner erkennen. Die Reaktion des Amuletts aber bewies ihm, daß dieser Gegner da war, und eine zur Hälfte aufgelöste Polizeipistole verriet, daß er bereits die Zeit genutzt und auf seine Weise aktiv geworden war.
Der Polizist war tot.
In seiner Brust befand sich eine tiefe Wunde. Zamorra kannte Verletzungen dieser Art leider nur zu gut, hatte sie oft genug gesehen. Der Beamte in Zivil war mit einem Schwert umgebracht worden…
Und kein Tropfen Blut war zu sehen!
Wie bei Patrik LaGrange, mußte der Mörder auch hier das Blut des Opfers aufgesogen haben. Der Beamte sah blaß aus, seine Wangen waren eingefallen, sein Gesicht faltig. Er war blutleer.
Aber wenigstens lebte Nicole noch. Sie war nur bewußtlos. Zamorra zerrte sie aus dem Kellerraum und trug sie die Treppe hinauf. Das grüne Licht des Abwehrfeldes, das seit der Berührung auch Nicole mit eingehüllt hatte, wurde blasser und verschwand. Hier oben drohte also keine Gefahr mehr.
Zamorra konnte es riskieren, sie vorübergehend allein zu lassen.
Er stieg wieder in den Keller zurück. Merlins Stern warnte wieder, weigerte sich diesmal aber nicht mehr.
Zamorra bemühte sich um den toten Polizisten. Seinem Ausweis nach hieß er Alain Rivel. Alles Metall, das er bei sich liegen hatte, war verschwunden. Aúch die Pistole war in den wenigen Augenblicken, in denen Zamorra sich um Nicole bemüht hatte, völlig verschwunden. Aber jetzt klang das Gefühl, ein schwarzmagisches Wesen in der Nähe zu haben, ab. Es wich noch weiter zurück, verließ den Keller -weiter in die Tiefe…
Zamorra versuchte, über den Dhyarra-Kristall zuzupacken, die unsichtbare Kreatur festzuhalten. Aber da er keine konkrete Vorstellung hatte, wie dieses Wesen aussah oder beschaffen war, verlief sein Versuch wirkungslos. Außerdem störten sich die Energien des Amuletts und des Dhyarra-Kristalls gegenseitig.
Das Ungeheuer entwischte wieder einmal.
»Warte nur«, murmelte Zamorra. »Ich werde dich schon wieder aus der Reserve locken… ich kriege dich verdammtes Biest.«
Von dem Schwert, mit dem Rivel getötet worden war, war wieder nichts zu sehen. Zamorra tastete die Wände des Kellerraumes ab. Er suchte nach einer Art Geheimtür, fand aber nichts. Dafür hatte er das Gefühl, daß das Ungeheuer zwar
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