0437 - Sie müssen sterben, Mr. High!
schußbereit.
»Alles okay, Alter«, sagte ich. »Heimlich können wir hier doch nichts mehr machen. Du kannst ebensogut die Kollegen rufen, damit sie den Verein hier in Empfang nehmen.«
Phil nickte und verschwand. Ich hörte wieder den Riegel klirren und gleich darauf einen scharfen Pfiff. Einzeln ließ ich die Burschen zur Tür marschieren. Dort tauchten Kollegen mit Handschellen auf. Es ging alles sehr ruhig und friedlich zu.
Fünf Minuten später wußten wir, daß es niemand weiter im Haus gab. Aber das stimmte nicht mit der Tatsache überein, daß wir einen Raum mit fast zwanzig zerknautschten Betten fanden. Wo steckten die anderen?
Nach kurzem Überlegen ließ ich den Dicken wieder hereinholen, der beim Pokern die Karten ausgeteilt hatte. Die Dicken sind manchmal sensibel, und der machte diesen Eindruck.
»Zigarette?« fragte ich freundlich.
Er nickte freundlich. Auf seiner Stirn und auf der Oberlippe glitzerten kleine Schweißperlen. Ich kramte in meinen Taschen, bis mir einfiel, daß ich keine Zigaretten mehr hatte. Ein Kollege lieh mir ein Päckchen aus. Ich riß es auf und bot an. Sogar Feuer gab ich. So freundlich sind wir manchmal zu Gangstern. »Die Geschichte auf Pier fünfzehn kann euch alle auf den Elektrischen Stuhl bringen«, sagte ich gemütlich.
Der Dicke fing noch stärker an zu schwitzen. Da er kein Jackett trug, weil es noch über der Stuhllehne hing, sah man die feuchten Flecken in den Achselhöhlen. Die schreiend bunten Hosenträger spannten sich über einem mächtig ausladenden Bauch.
»Ich war nicht dabei!« zischte er mir zu, nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand von seinen Kumpanen mehr in der Nähe war.
»Hoffentlich glaubt es die Jury«, meinte ich skeptisch. »Wo sind eigentlich die anderen?«
»Die hat der Boß nach Yonkers gejagt.«
»Yonkers? Was wollen die denn in Yonkers?«
»Da wohnt eine Familie, auf die es der Boß abgesehen hat. Ich weiß auch nicht, warum. Und hinterher wollen sie die Wohnung von dem FBI-Kerl in die Luft jagen, den es gestern auf dem Pier bloß angekratzt hat!«
Ich wurde hellhörig. Aber so ganz verstand ich nicht, was er meinte.
»Wovon redest du eigentlich?« fragte ich.
Mit seinen gefesselten Händen zeigte er auf eine auseinandergefaltete Zeitung, die neben dem Spieltisch auf einem Schränkchen lag. Ich griff mir das Exemplar und sah es mir genauer an. Es war eins von den Abendblättern und garantiert noch nicht länger als zwei Stunden im Handel. Nach einigem Suchen fand ich eine Notiz, die sich auf Mister High bezog. Ich machte große Augen. Mr. High, stand da, habe auf dem Pier nur leichte Verletzungen erlitten und liege nun in seiner Wohnung, um sich zu erholen.
»Sieh mal an«, sagte ich. »Also zuerst Yonkers und dann die Wohnung von Mr. High, he? War das richtig?«
»Ja, Sir.«
»Euer Boß ist Jack Fountain, stimmt das?«
»Ja, Sir.«
Der Dicke fühlte sich offenbar nicht wohl in seiner Haut. Ich konnte es verstehen. Wenn man mit einer gerade gegründeten Gangsterbande praktisch schon am zweiten Tage auf die Nase fällt, ist das sicher für die Betroffenen nicht sehr erfreulich. Aber vernünftige Leute schließen sich ja auch nicht einer Gangsterbande an.
»Was hat dieser Fountain eigentlich gegen Mister High? Gegen diesen Mann, dessen Wohnung er heute nacht in die Luft jagen will?«
»Ich hörte, das wäre der G-man, der ihn damals verhaftet hat.«
Ich stieß einen Pfiff aus. Sicher. Das mußte es sein. Ich schob den Dicken vor mir her zur Tür hinaus. Die Kollegen hatten inzwischen die Autos auf den Hof gefahren und waren dabei, unsere Fracht zu verstauen. Aus ersichtlichen Gründen luden sie sehr vorsichtig auch den Sprengstoff ein. So etwas kann man ja nicht einfach herumstehen lassen.
»Mir wäre wohler«, sagte Phil, der herankam und neben mir stehenblieb, »wenn wir endlich auch Fountain in die Finger bekämen.«
»Der steckt droben in Yonkers«, sagte ich. »Der Dicke hat es gerade ausgeplaudert.«
»Was will er in Yonkers?«
»Er will zu einer Familie. Da gibt es nur eine Erklärung, Phil: Es muß diese Familie sein, hinter der er so wild hertelefoniert hat. Das Mädchen aus der Pension, das einen gewissen Buston geheiratet hat, von dem niemand die Adresse weiß. Wir nehmen am besten jeden Kollegen, der entbehrlich ist, mit und brausen hinauf in unser Nachbarstädtchen. Unterwegs können wir von der Telefongesellschaft feststellen lassen, ob es in Yonkers einen Richard Buston gibt.«
»Okay. Vier
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