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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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magisches Geschöpf. Du kannst deine magische Kraft nicht verlieren, weil du keine besitzt. Deshalb bin ich auf deine Hilfe angewiesen, Drachentöter, so wie du dir Hilfe von mir erhoffst. Gilt das Geschäft?«
    »Langsam«, wehrte La-Soor ab. »Ich möchte mehr darüber wissen, auf welches Risiko ich mich einlasse. Vielleicht ist es gefährlicher, als einem Drachen entgegenzutreten…«
    »Aber nein.« Gonethos streckte sich wieder aus und ließ sich von den Mädchen kraulen. »Du gehst in die andere Welt, beschaffst das Medaillon der Macht und kehrst zurück - und du wirst jedem, der drüben lebt, überlegen sein. Zudem werde ich dich auch dafür stählen. Niemand wird dich besiegen können - sofern sich dir überhaupt jemand in den Weg zu stellen wagt.«
    La-Soor seufzte.
    »Es ist ein Geschäft«, wiederholte Gonethos. »Meine Hilfe gegen deine Hilfe. Ünd es gibt für dich kein Risiko. Verzichtest du aber auf das Geschäft, wird der Drache dich höchstwahrscheinlich töten oder verstümmeln, und du wirst für den Rest deiner Tage ein verkrüppelter Bettler sein, denn wer bezahlt schon einen Drachentöter, der keinen Drachen mehr töten kann?«
    »Vielleicht habt Ihr eine andere Aufgabe für mich«, wandte La-Soor ein.
    »Nein. Ich muß das Medaillon haben. Und du bist der geeignete Mann, der es mir beschaffen kann. Ich benötige deine Hilfe, La-Soor. Weißt du, daß ich dir nur deswegen gestattet habe, hier aufzutauchen?«
    La-Soor straffte sich. Er schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er dumpf. »Ich verzichte. Dieser Auftrag ist mir nicht geheuer. Ich will mich nicht in eine fremde Welt stoßen lassen…«
    »Dann bist du ein Narr«, sagte Gonethos lächelnd. »Und ein Feigling. Meine Macht reicht aus, dies überall verbreiten zu lassen. Jeder im Land wird erfahren, daß der Drachentöter La-Soor zu feige ist, einen kleinen, ungefährlichen Beschaffungsauftrag zu übernehmen.«
    Unwillkürlich trat La-Soor ein paar Schritte vor. Seine Hand umklammerte das Schwert. »Das ist eine Lüge!« stieß er hervor. »Ich…«
    »Du würdest mich nicht an der Verbreitung dieser Lüge hindern können«, sagte Gonethos gelassen.
    »Ich könnte Euch den Kopf abschlagen…«
    Da sprang Gonethos auf und lachte brüllend. »Du mir? Ach, du armer Narr… wie viele haben es schon versucht, mich zu töten, aber keinem ist es gelungen! Mich kann man nicht töten… Nun, so geh, du Narr, wenn du mir nicht helfen willst. Geh und stirb unter den Klauen und Zähnen des Drachen einen sinnlosen Tod, mit dem du niemandem hilfst, weil es den Drachen hinterher immer noch geben wird… oder lebe als Feigling weiter, wenn dir das lieber ist. Ich kann dir helfen, aber ich helfe dir nur, wenn auch du mir hilfst.«
    Langsam lockerte La-Soor seinen Griff um das Schwert. Er starrte den Zauberer an, der immer noch lachte. Und er erinnerte sich daran, mit welchen Vorsätzen er hierher gekommen war. Er war bereit gewesen, seine Seele dem Teufel zu verschreiben.
    War Gonethos der Teufel? Oder war er nur von ihm besessen?
    Langsam nickte er.
    »Nun gut. Ich bin bereit… ich werde versuchen, Euch dieses Medaillon der Macht zu beschaffen.«
    ***
    »Seien Sie vorsichtig«, warnte Raffael. Zamorra nickte nur. Er schritt langsam vorwärts. Schon nach ein paar Dutzend Metern erreichte er den Bereich, in dem es kein elektrisches Licht mehr gab. Er ärgerte sich ein wenig, daß er keine Taschenlampe mitgenommen hatte, aber er wollte jetzt auch nicht umkehren und auch nicht Raffael losschicken, ihm die Lampe zu besorgen. Das Amulett war ja immerhin auch in der Lage, etwas Licht zu erzeugen. Nicht viel, aber immerhin etwas Dämmerschein, der ausreichte, sich zu orientieren und Spuren zu lesen.
    Das scharrende Geräusch war jetzt deutlicher zu hören. Wer immer sich dort in den Keller-Tiefen befand, ob Riese oder nicht, war näher gekommen. Zamorra bewegte sich jetzt vorsichtiger. Der schwache Lichtschein, der von Merlins Stern ausging, ließ ihn Spuren im Staub erkennen. Staub, der zentimeterhoch lag. Auch hier überall Spinnweben, riesige grauweiße Schleier, die gleichfalls staubbedeckt waren. Zamorra fragte sich, was die Generationen von Spinnen, die an diesen Netzen gearbeitet haben mußten, gefressen hatten. Andererseits war es nicht ganz unwahrscheinlich, daß andere Insekten sich hierher verirrten, denn es gab eine schwache Luftzirkulation. Der Architekt, der vor einer kleinen Ewigkeit diese unterirdischen Anlagen geplant hatte, mußte sehr sorgfältig

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