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0438 - Der Drachenturm

0438 - Der Drachenturm

Titel: 0438 - Der Drachenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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La-Soor wurde bewirtet. Er achtete aber nicht darauf. Vorsichtshalber ignorierte er Speisen und Getränke einfach. Ihm war eingefallen, daß man sagte, man sollte im Haus eines Zauberers nichts zu sich nehmen, um nicht vielleicht verhext zu werden. Er hoffte, daß es dafür nicht schon zu spät war, denn immerhin hatte er draußen vor Gonethos Festung eine der Früchte gegessen…
    Wenn diese Frucht verhext war, dann…
    Er schluckte. Dann war es zu spät, dann befand er sich bereits in der Gewalt des Zauberers. Er war zu leichtsinnig gewesen. Eigentlich hätte ihm ein solcher Fehler nicht unterlaufen dürfen. Wer gegen Drachen kämpfte, durfte sich keinen Fehler erlauben, denn der erste war meist schon der letzte.
    Aber diese sieben verführerisch aussehenden, splitternackten Mädchen hatten ihn verwirrt. Die Situation war zu bizarr und irreal gewesen. Er begriff die Zusammenhänge immer noch nicht. Wie hatte eine so umfassende Illusion erzeugt werden können, in der alles aus jedem Blickwinkel so unglaublich echt gewirkt hatte?
    Oder war jetzt das hier eine Illusion?
    Ganz sicher war La-Soor immer noch nicht.
    »Du brauchst nicht zu befürchten, daß ich dich in meinen Bann schlage, La-Soor«, sagte der Zauberer. »Ich hätte es lange vorher tun können, und viel einfacher. Mit einem Fingerschnippen.« Er machte eine schnelle Bewegung, es schnalzte, als Daumen und Mittelfinger gegeneinander rieben, und unmittelbar zwischen Gonethos und La-Soor entstand aus dem Nichts ein kleiner Drache. Ein Jungtier nur, aber immerhin größer als ein Pferd. Unwillkürlich sprang La-Soor zurück, überzeugte sich mit einem blitzschnellen Rundblick, daß die Mädchen sich außerhalb der Gefahrenzone befanden, und hatte schon sein Schwert angriffsbereit in der Hand, als der Zauberer abermals mit den Fingern schnipste und den Drachen wieder verschwinden ließ.
    »So einfach könnte das gehen«, sagte er. »Glaube mir, Drachentöter - der Drache, so klein er auch war, hätte dich verbrennen und verspeisen können, während du ihn mit deinem Schwert nicht hättest verletzen können. Die Klinge wäre durch ihn hindurch gegangen.«
    Er setzte sich halb auf. »Du besitzt eine bemerkenswerte Waffe, La-Soor. Darf ich das Schwert aus der Nähe betrachten, es vielleicht gar in die Hand nehmen?«
    La-Soor umklammerte den Griff fester. »Nein«, preßte er hervor. Er wollte nicht, daß Gonethos das Schwert verzauberte.
    »Ach, was bist du für ein Narr, La-Soor«, sagte Gonethos. Der Zauberer lachte und ließ sich auf das Lager zurücksinken. Das Mädchen verwöhnte ihn mit streichelnden Händen. La-Soor preßte die Lippen zusammen.
    »Du kommst zu mir, weil du Hilfe von mir erwartest«, sagte Gonethos. »Aber du hast Angst davor, was ich tun könnte. Wie soll ich dich gegen deinen Drachenfeind stählen, wenn du es nicht zuläßt?«
    »Ihr lest meine Gedanken!« entfuhr es dem erschrockenen Drachentöter.
    »Natürlich.« Gonethos machte eine wegwerfende Handbeweugng. »Ich hätte kaum so lange gelebt, wenn ich diese Fähigkeit nicht besäße. Nun, du brauchst keine Angst zu haben. Solange du selbst mir offen und ehrlich entgegentrittst, hast du von mir keine Heimtücke zu erwarten - auch das ist ein Grund, weshalb ich immer noch lebe.«
    La-Soor schob das Schwert langsam in die Scheide zurück.
    »So sagt, Zauberer: Könnt Ihr mir helfen, oder habe ich den Weg vergebens gemacht?«
    »Ich kenne dein Problem«, sagte Gonethos. »Ein riesiger Drache, der größte, der jemals gesehen wurde, bedroht das Land und verlangt seine Opfer - wie jeder Drache, doch dieser ist größer und verlangt mehr als die anderen. Und er ist mächtiger. Nun, es ist euer Recht, euch zu verteidigen und den Drachen zu bekämpfen, und du, La-Soor, bist der einzige, der es schaffen könnte.«
    »Ihr sagt mir Dinge, die ich weiß, Zauberer. Ich bin wohl doch vergeblich gekommen.« Unbehagen stieg immer stärker in ihm auf, das er zu überspielen versuchte, indem er forsch zum Angriff mit Worten überging. Fast bereute er bereits, daß er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte.
    Aber jetzt konnte er wohl nicht mehr zurück…
    Dieser Zauberer, der so gar nicht seinen Vorstellungen entsprach, wurde ihm trotz seines jugendlichen und durchaus freundlichen Aussehens und Auftretens immer unheimlicher.
    »Du bist nicht vergeblich gekommen, wenn du bereit bist, einen Handel abzuschließen«, sagte Gonethos.
    »Einen Handel?«
    »Du zuckst zusammen? Nun, du bist alt genug, um zu

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