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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß Nina Angst bekam.
    Jorge schien sich um die Worte nicht zu kümmern. Jedenfalls ging er auf die Theke zu und blieb dicht vor ihr stehen. Sein Blick traf die Augen des Mannes dahinter. »Wo ist er?« fragte er.
    »Von wem sprichst du?«
    »Vasco!«
    Der Wirt hob die Augenbrauen. »Vasco, der Verfluchte? Gibt es- ihn überhaupt?« zischelte er. »Oder ist er nur eine Legende, eine Sage, ein Märchen, so wie ihr?«
    »Tut mir leid, aber ich empfinde mich nicht als Legende. Ich existiere, und ich bin nicht umsonst hergekommen.«
    »Das stimmt.« Der Kaschemmenbesitzer bückte sich und holte zwei Becher, in die er Wein füllte. »Bester Port, meine Freunde. Allerbester sogar, wenn ihr versteht.«
    »Ja, wir verstehen.«
    Nina sah sich um. Diese alte Hafenkneipe wirkte auf sie wie eine Filmkulisse. Es gab kein elektrisches Licht. An den Wänden standen Öllampen in eisernen Haltern. Auf den Tischplatten hatten Kerzen ihre Plätze gefunden. Feuerzungen verlängerten die Dochte. Die Flammen bewegten sich beim leisesten Windzug und zauberten Schattenmuster an die Wände.
    Er schob ihnen die beiden Becher zu.
    »Hier, meine jungen Freunde. Trinkt den Wein. Er ist herrlich kühl.«
    Sie griffen nach den Bechern. Tatsächlich spürten sie die Kühle des Weins durch den Ton des Bechers. Die Becher waren von außen beschlagen. Der Schweiß auf ihren Handflächen vermischte sich mit der Feuchtigkeit. Nina wartete, bis ihr Begleiter seinen Becher angehoben hatte. Erst dann trank auch sie. Dabei wäre ihr der Becher fast aus der Hand gerutscht.
    Der Wirt trank mit. Er hatte sich selbst einen Schnaps eingeschenkt, der scharf und bitter roch. Als er das Glas leerte, schüttelte er sich, schloß für einen Moment die Augen, öffnete sie wieder und blickte seine Gäste grinsend an.
    »Gut, nicht?« Von seinem dunklen Oberlippenbart wischte er noch einige Tropfen und leckte die Fingerspitzen ab.
    Jorge ließ den Becher sinken. »Ja, er ist stark.«
    »Nicht nur das. Es ist mein bester Wein. Mein allerbester.«
    »Das glaube ich dir.«
    Auch Nina hatte ihr Glas wieder zur Seite gestellt. »Weshalb sind hier keine Gäste?« fragte sie.
    Der Wirt grinste. »Das ist manchmal eben so. Es gibt Tage, da kommen wenige.«
    Nina wollte das nicht akzeptieren. »Nein«, sagte sie. »Nein, daran glaube ich nicht. Ich kenne Lissabon. Ich war auch öfter in dieser Gegend. Hier herrschte immer Stimmung. Hier war…«
    Der Mann hinter der Theke winkte scharf ab, und Nina verstummte.
    »Das kannst du nicht behaupten, kleine Senhorita. Nein, das glaube ich dir nicht.«
    »Wieso?«
    »Du kannst gar nicht so oft hier gewesen sein, da du nicht so alt bist, meine Kleine.«
    »Immerhin bin ich schon…«
    »Bist du über zweihundert Jahre alt?«
    Nach dieser Frage schwieg nicht nur Nina, auch ihr Begleiter sah den Wirt staunend und stumm an. Die Antwort stand in seinen Augen zu lesen, nur wagte er nicht, sie auszusprechen.
    »Ja«, sagte der Wirt, »ihr habt richtig gehört. Zweihundert Jahre. Habt ihr nicht die Segelschiffe im Hafen gesehen?«
    »Schon. Aber…«
    »Habt ihr nicht bemerkt, wie ungewöhnlich euer Gang zu mir gewesen ist? Manchmal mußtet ihr doch das Gefühl haben, ins Leere zu treten. Da habt ihr nicht selbst gehandelt, sondern die Umwelt hat das Kommando übernommen. Versteht ihr? Nur Figuren, meine Freunde. Ihr wart nur Figuren in diesem Spiel.«
    »Auch jetzt?«
    »Sicher, auch jetzt.«
    Nina drehte sich halb. Sie langte nach Jorges Arm. »Laß uns von hier verschwinden.«
    Bevor der Junge eine Antwort geben konnte, begann der Wirt zu lachen.
    »Verschwinden wollt ihr? Nein, das ist nicht möglich. Man hat auf euch gewartet, versteht ihr? Nur auf euch.«
    Ninas Griff wurde härter. »Jorge, stimmt das?«
    »Ja, es kann hinkommen.«
    »Und wieso?«
    Er lächelte knapp. »Ich trage etwas bei mir, das jemand wahrscheinlich haben will.«
    »Nicht nur wahrscheinlich«, erklärte der Kaschemmen-Besitzer. »Er will es haben.«
    »Vasco - oder?«
    »Genau!«
    Die Blicke der beiden so unterschiedlichen Männer brannten ineinander.
    Sie sprachen in den folgenden Sekunden nicht mehr. Jorge spürte die Hitze, die durch seinen Körper strömte und ihm das Blut in den Kopf steigen ließ.
    »Du weißt Bescheid?«
    »Ich bin eingeweiht.«
    Jorge sah den Wirt scharf an, bevor er in die Tasche griff und es riskierte. Langsam holte er das Amulett hervor, behielt es aber noch in der Faust, die er mit dem Handrücken auf die Theke legte.
    Langsam senkte

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