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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte er Nina zu. »Um Himmels willen keine falsche Bewegung!«
    Er löste sich von der Theke und schritt lautlos auf sie zu. Bevor er den Fuß aufsetzte, tippte er die rauhen Bohlen mit der Fußspitze an, dann erst ging er weiter und ließ dabei das kleine Schlangenmaul nicht aus den Augen.
    Die Zunge bewegte sich vor und zurück. Nina blieb auch weiterhin erstarrt, während über ihr im Gebälk sich die braungrünen Wesen bewegten.
    Jorge verspürte keine Angst. Er vertraute voll und ganz auf sein Amulett, durch dessen Hilfe er unter Umständen auch die Schlangen kontrollieren konnte.
    Nina sah ihn an. In seinem jungen Leben hatte er noch nie eine so große Angst im Gesicht eines Menschen gesehen. Da schien alles zerfallen zu sein, jeder Muskel stand anders, die Augen waren weit geöffnet, und Nina schielte zur Seite. In Strömen lief der Schweiß über ihre Wangen.
    Jorge hörte kaum, daß sie Luft holte, so schwach atmete sie.
    »Rühr dich nicht!« hauchte er. »Du darfst dich auf keinen Fall rühren…«
    Er redete und griff zu.
    Dabei wunderte er sich über sich selbst, daß er seinen Arm vorschnellen ließ und die Schlange dicht hinter dem Kopf packte. Er drückte fest zu, und die Schlange biß ihn nicht.
    Das Amulett schützte ihn. Er konnte mit den Schlangen umgehen.
    Langsam zog er das Tier vom Hals seiner Begleiterin. Der trockene Körper glitt über ihre Haut. Nina gab ein Geräusch von sich, das an einen stöhnenden Atemzug erinnerte.
    Dann schleuderte Jorge die Schlange zur Seite. Mit der linken Hand stützte er Nina ab, damit sie nicht fiel. Er beobachtete das Tier, als es sich über den Boden drehte und versuchte, sich irgendwo zu verkriechen.
    »Sie hätte auf uns hören sollen!« sagte der Wirt.
    Mit Nina im Arm drehte Jorge den Kopf. »Halt dein Maul, du Panscher!« fuhr er den wesentlich älteren und auch stärkeren Mann an, der sich nicht rührte und tatsächlich den Mund hielt.
    Nina aber weinte. Der Schock löste sich bei ihr. Jetzt wurde ihr noch einmal bewußt, was tatsächlich hinter ihr lag. Sie hatte eine kleine Hölle durchgemacht. Es würde länger dauern, bis sie diese überstanden hatte.
    Jorge hatte sich vorgenommen, an ihrer Seite zu bleiben, und das würde er auch einhalten.
    Er mußte sie auch weiterhin stützen, als sie die ersten Schritte ging. Wie ein Kleinkind, das laufen lernt, bewegte sie sich vor. An der Theke blieben sie stehen. Jorge hob den Weinbecher an und preßte ihn dem Mädchen gegen die Lippen.
    »Du mußt trinken!« flüsterte er, als er den Becher kippte, sie den Mund öffnete und schluckte.
    Der Wirt schaute zu. »Ihr kommt hier nicht raus. Das Schicksal hat die Weichen gestellt.«
    »Du meinst Vasco?«
    »Ja.«
    Jorge überlegte, während sich Nina zum Glück wieder erholte. »Weißt du mehr über ihn?«
    »Er ist mein Freund.«
    »Dann besitzt du auch ein Amulett -oder?«
    »Nein, das nicht.« Der Wirt hob die Schultern. »Wir haben auf das Amulett gewartet.«
    »Also auf mich?«
    »Sehr richtig.«
    Jorge überlegte. »Vasco ist der Schlüssel«, flüsterte er. »Ich will ihn finden.«
    »Deshalb bist du hier.«
    »Es sieht so aus, als würdest du mehr wissen. Deshalb frage ich dich, ob du seinen Aufenthaltsort kennst.«
    Der Kaschemmen-Besitzer bewegte den Kopf. »Ja, ich weiß, wo er steckt! Ich habe extra auf dich gewartet, um dich zu ihm zu führen.«
    »Und wo ist er?«
    Der Wirt streckte den rechten Arm aus und zeigte mit dem Daumen nach unten. »Es gibt nicht nur die äußere Altstadt, auch die Höhlen unter den Häusern. Sie sind groß und breit, haben oft eine Verbindung zum Meer und zum Fluß. In ihnen kann man sich die Jahre über verstecken, ohne gefunden zu werden.«
    »Und da hockt Vasco?«
    »Ja.«
    Jorge überlegte. Er schaute auf das Amulett, das ihm der verräterische Mönch überlassen hatte. »Weshalb hat er es mir gegeben, als ich ihn sah?« fragte er.
    »Du bist bestimmt, ihn und alle anderen zu erlösen. Meine Freunde, zum Beispiel.«
    »Auch dich?«
    »Nein, mich nicht. Ich bin so etwas wie ein Wärter und laufe außer Konkurrenz.« - Jorge nickte. »Verstehe.«
    »Lange solltest du nicht mehr warten. Vasco braucht die Erlösung. Er will dich. Der Schlangenzauber muß wirksam werden. Es waren schon zwei Besucher hier, die ihn kennenlernen wollten.«
    »Wer war es?«
    »Fremde«, erwiderte der Wirt. »Sie kamen aus einem anderen Land. Aber sie waren nicht ungefährlich.«
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Bei ihm. Zusammen mit meinen

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