0439 - Das Folterbett
holen dort ihre Ware weg.«
»Die hatte er bestimmt.« Bender räusperte sich. »Aber Sie fragen immer den Falschen. Ich hatte kaum Kontakt mit meinem Vater. Da weiß meine Frau mehr.«
»Ist sie zu Hause?«
»Ja.«
Ich nickte Will zu. »Dann sollten wir hin. Wir müssen dieses verdammte Bett finden.«
»Und wenn wir es haben«, erklärte Bender mit lauter Stimme, »nehme ich eine Axt und haue es kaputt. Darauf können Sie sich verlassen, meine Herren.« Er streckte den Arm aus und fasste nach der Hand seiner Tochter. »Los, Ute, wir gehen jetzt!«
Das Mädchen machte den Eindruck, als wollte es nicht so recht. Der Vater musste sie schon ziehen, sie drehte den Kopf, schaute zu Will und mir hin, und wir sahen das Flehen in ihren Augen.
»Ist noch etwas?« fragte ich und ging einen großen Schritt auf die beiden zu, die an der Treppe standen.
Ute wollte etwas sagen, doch ihr Vater fuhr ihr barsch in die Parade.
»Komm jetzt, wir haben uns in diesem Haus lange genug aufgehalten. Das Bett finden wir hier nicht.«
Ute musste mit ihrem Vater gehen, ob sie wollte oder nicht. Die beiden verschwanden aus unserem Blickfeld, und wir hörten ihre Schritte auf den hölzernen Treppenstufen.
Will sprach mich an. »Irgendwie komme ich mir vor, als hätte mir jemand mit einem Hammer gegen den Schädel geschlagen.«
»Wieso?«
»Wir finden nichts. Wir rennen einem Phantom nach. Wenn dieses Phantom wenigstens noch ein Mensch wäre, aber das ist ein altes Bett, und darüber kann ich nicht mehr lachen.«
»Ich finde, dass hinter der Sache mehr steckt, als wir bisher angenommen haben.«
»Wie kommst du darauf?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich verfolge ebenfalls die Phantom-Theorie, bin aber der Ansicht, dass man Phantome aufspüren kann. Bisher habe ich mein Kreuz noch nicht eingesetzt. Möglicherweise zeigt es eine Reaktion, wenn ich in den Raum gehe, wo das Bett ge…«
Der Schrei war spitz, schrill und sirenenhaft. Er war unten in der hallenartigen Diele aufgeklungen. Axel Bender hatte ihn bestimmt nicht ausgestoßen.
»Ute!«
Will Mallmann fuhr schon herum und rannte zur Treppe. Auch ich jagte los und überholte den Kommissar noch.
Wie ein finsterer Racheengel musste ich wirken, als ich auf den oberen Stufen stand und in die Tiefe schaute, wo sich eine schreckliche Szene meinen Blicken bot.
Axel Bender lag auf dem Rücken. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, dass er stark blutete. Irgendeine Waffe musste ihn erwischt haben, aber ich sah keine in der Hand seiner Tochter. Ute stand neben ihm und schrie nicht mehr.
Ich nahm die letzten vier Stufen mit einem gewaltigen Satz. Dicht hinter mir polterte Will Mallmann die Treppe hinab. Als er mich erreicht hatte, kniete ich schon neben Bender.
Es hatte ihn hart erwischt. An der Brust und am Hals sah ich das Blut.
Die Wunde musste ihm mit einem langen Gegenstand beigebracht worden sein, weil sie sich in einem Halbkreis hinzog und fast noch bis zum Ohr reichte.
Aber der Mann lebte.
Der Kommissar stand schon am Apparat und telefonierte. Er sprach hastig, aber verständlich.
Ute Bender musste mir weiterhelfen. Ich stand auf und drehte mich herum. Beide Hände legte ich auf ihre schmalen Schultern. Da ich Axel Bender durch meinen Körper deckte, konnte sie den schwerverletzten Vater nicht sehen.
»Wer, Ute? Wer war es?«
»Eine… Gestalt.«
»Wo kam sie her?«
»Nicht von draußen. Aus dem Keller!«
»Und wo ist sie wieder hingelaufen?«
»Zurück!«
Das war die Top-Information. Ich drückte Ute gegen den Kommissar.
»Achte auf sie, ich hole mir den Killer.«
»Weißt du denn wer…?«
»Nein!«
An der Tür erreichte mich die Stimme des Mädchens. »Das war eine Frau, Herr Sinclair.«
Ich gab mir noch eine Sekunde und kostete fast die Gänsehaut aus, die über meinen Rücken rann.
Eine Frau?
Egal, wer immer hier auch mitmischen mochte. Ob Mann oder Frau, ich konnte mich nicht mehr länger aufhalten und riss die Kellertür mit einem heftigen Ruck auf. Ich schaute in die düstere Tiefe, suchte den Schalter, fand ihn auch, legte ihn herum und sah ebenfalls eine Holztreppe vor mir.
Sie bestand nur aus flachen Stufen. So leise wie möglich nahm ich sie, aber ohne Geräusche konnte ich auch nicht in die Tiefe steigen.
Der Keller war breit und lang. Es roch nach Farbe, nach Leim und auch nach frischem Holz.
Max Bender hatte sich hier unten eine Werkstatt eingerichtet gehabt, in der er auch restaurierte. Es sah so aus wie in vielen
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