Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaute. Will Mallmann fiel sofort die Veränderung in ihrem Gesicht auf. Es war nicht nur blass geworden.
    Auch die Augen des Mädchens kamen ihm seltsam verdreht und abweisend vor, als würde sie über irgend etwas nachdenken.
    Ihrer Mutter war dies ebenfalls nicht entgangen. Sie wollte aufstehen und hinlaufen, doch Will hatte etwas dagegen. »Nein, lassen Sie das Kind. Es hat bestimmt Kontakt.«
    »Wieso? Mit wem?«
    »Bitte, Frau Bender.«
    Ute betrat den Raum. Sie war etwas steif über die Kante der Terrassentür geschritten, kam noch zwei Schritte auf die Sitzgruppe zu und blieb stehen, ohne sie erreicht zu haben.
    Dann streckte sie ihren linken Arm vor. »Ich… ich spüre etwas!« hauchte sie. »Ich habe es bemerkt. Es kommt wieder. Es will nicht, dass wir etwas machen.«
    »Was kommt wieder, Ute?« Mallmann saß schon auf dem Sprung. Die neben ihm hockende Carola Seidel hatte er vergessen.
    Das Mädchen hob die Schultern, als würde es frösteln. »Das… nein, der Geist, den ich auch kenne. Ich… ich habe ihn gesehen, als ich im Bett lag. Da ist er mir schon begegnet.«
    »Sagte er was?«
    »Er will töten!«
    »Und jetzt ist er hier?«
    »Ich spüre ihn genau.«
    »Wo ist er denn? Kannst du ihn uns zeigen, Ute?«
    Das Mädchen drehte sich langsam auf den Hacken herum. An ihrer Mutter schaute Ute vorbei und richtete ihren Blick gegen die Couch, auf der Will Mallmann und Carola Seidel saßen. Aber sie schaute nicht den Kommissar direkt an, sondern interessierte sich mehr für die Frau.
    »Sie?« fragte Will.
    Das Mädchen kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben. Will spürte plötzlich, wie ihn etwas streifte, er wandte sich der Frau zu, hörte Christel Benders Schrei und bekam plötzlich einen hämmernden Schlag ins Gesicht, denn Carola Seidel hatte mit den beiden zusammengelegten Händen zugeschlagen.
    Der Kommissar hatte den Treffer voll nehmen müssen und kippte gegen die seitliche Stützlehne der Couch, während Carola Seidel hochsprang und sich in Sekundenschnelle zu einer mordgierigen Furie verwandelte…
    ***
    Ich hatte Mühe gehabt, Karl Richters Haus zu finden. Zweimal musste ich fragen.
    Einmal hatte man mich verkehrt geschickt, da war ich im Kreis gefahren, beim zweiten Mal wäre ich fast gegen eine Einbahnstraße gerollt, doch schließlich hatte ich die schmale Gasse gesehen, an deren Ecke ein kleiner Bäckerladen lag.
    Ich fuhr durch die Gasse. Sehr bald verschwanden die Hausfronten.
    Rechts und links breitete sich das grüne Land der kleinen Gärten aus.
    Dahinter standen ältere Häuser. Sie waren meist mit Frühlingsblumen geschmückt, die als bunte Vielfalt aus den Balkonkästen ragten und sich im Wind bewegten.
    Geschmückt war das Haus, in dem Karl Richter lebte, nicht. Der graue Steinbau stand an einem Hang. Dicht hinter ihm wuchsen dunkelblaue Tannen, die so zahlreich waren, dass sie schon ein kleines Wäldchen bildeten.
    Zum Haus hin führte ein staubiger Feldweg, der an der linken Seite von einem teils eingerissenen und verfaultem Holzzaun begleitet wurde. Ich konnte den Wagen vor dem Bau abstellen, zwischen rostigen Wassertonnen und einem alten Wagenrad, das an der Hauswand lehnte und in der Sonne gebleicht worden war.
    Das Gebäude machte auf mich nicht nur einen ungepflegten, sondern auch unbewohnten Eindruck. Die Scheiben kamen mir dunkler vor als bei anderen Häusern. Wahrscheinlich mussten sie mal geputzt werden.
    Ich schritt auf die Tür zu. Auch sie sah ebenso grau aus wie die Mauern.
    Da ich keine Klingel entdeckte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu klopfen.
    Mit der Faust hämmerte ich gegen das trockene Holz. Die Schläge hallten im Innern des Hauses wider. Wenn jemand da war, musste er sie auch hören.
    Irgendwo bellte ein Hund. Von der Straße her hörte ich die Geräusche der vorbeifahrenden Wagen. Der Sonnenball war bereits tiefer gesunken. Er stand hinter dem Haus und auch jenseits des Hügels. Nur noch dessen oberer Rand wurde von einem helleren Schein vergoldet.
    Dann hörte ich Schritte.
    Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, trat von der Tür weg und wartete darauf, dass sie aufgezogen wurde.
    Das geschah auch. Sehr vorsichtig öffnete jemand, und in der oberen Hälfte des dunkleren Spalts erschien das Gesicht, das einen lauernden und abweisenden Ausdruck zeigte.
    »Karl Richter?« fragte ich.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich komme von einer Versicherung.« Schnell nannte ich einen Namen, der mir einfiel. »Sie wissen, dass Max Bender verstorben

Weitere Kostenlose Bücher