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0439 - Nacht der Hexen

0439 - Nacht der Hexen

Titel: 0439 - Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rafaela. »Oder irgend welche hochgestochenen Theatervorstellungen zu besuchen, wie Mamma sich das vorstellt. Und dazu hast du Anstandswauwau doch auch sicher keine Lust. Kommen noch ein paar Jungs dazu?«
    »Da muß ich dich enttäuschen. Es wird eine Dreier-Festivalität, und Teodore ist mein Partner.«
    »Schade.«
    »Es wird sicher trotzdem nicht langweilig. Er ist ziemlich weit herum gekommen in der Welt und kann gut erzählen. Ich habe gesagt, daß wir gegen acht Uhr aufkreuzen. Wenn du also wirklich dem öden TV-Programm entfliehen willst, hole ich dich ab, ja?«
    »In Ordnung«, sagte Rafaela.
    Carlotta legte auf. Sie sah auf die Uhr. Ein wenig Zeit blieb ihr noch, sich schön zu machen. Ted Ewigks Anruf - sie gehörte zu den ganz wenigen Menschen, die seine wahre Identität kannten, und für sie war es der größte Beweis seines Vertrauens und seiner Liebe, daß er ihr die Wahrheit gesagt hatte - war ihr nicht ganz ungelegen gekommen. Es gefiel ihr nicht so recht, auf die Tochter ihrer Freundin aufzupassen, aber Micaela hatte ihr schon oft geholfen, und sie konnte und durfte deshalb einfach nicht ablehnen. Sicher, lieber wäre es ihr gewesen, allein zu Ted zu fahren und seine Liebe zu genießen. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, Rafaela zu beschäftigen und ein bißchen Zeit herauszumogeln, in der sie mit Ted allein sein konnte. Außerdem: sie hatte ihn vor und nach ihrer Aushilfs-Gouvernanten-Tätigkeit, und ein Abend mit Ted in Gesellschaft war besser als kein Abend mit Ted. Sie sahen sich ohnehin nicht ständig -mal war er tagelang irgendwo in der Welt unterwegs, mal hatte sie selbst anderes zu tun. Sie überlegte sogar, ob es nicht einfacher wäre, ihre Wohnung in der Innenstadt aufzugeben und zu ihm zu ziehen. Ein einzelner Mensch konnte diese große Luxusvila ohnehin nicht vernünftig bewohnen.
    Sie wollte bei Gelegenheit einmal mit ihm darüber reden, und sie war sicher, daß er ihr von sich aus schon diesen Vorschlag unterbreiten würde, es bis jetzt nur noch nicht fertiggebracht hatte. Sie wußte, daß er einmal einen bösen Verlust erlitten hatte -die Frau, die er liebte, war von einem Dämon umgebracht worden. Ted hatte den Dämon erledigt, aber er hatte jahrelang mit keiner anderen Frau mehr Zusammensein können. Und danach hatte er sich stets nur an flüchtige Kurzbeziehungen gewagt - aus Angst, sich wirklich zu verlieben und abermals einen so schlimmen Verlust zu erleiden. Um so mehr wußte sie es zu würdigen, daß er ihr gesagt hatte: »Ich liebe dich.« Für ihn war es mehr als eine Floskel. Es war die Bereitschaft, noch einmal das Risiko einzugehen, bei einem Verlust, gleich in welcher Form, innerlich nahezu tödlich verletzt zu werden…
    Das hatte ihr gezeigt, daß er sie wirklich liebte.
    Carlotta lächelte. Sie sah ihn in ihrer Vorstellung vor sich stehen, glaubte wieder seine Küsse zu spüren. Aber dann riß sie sich aus ihren Träumen und überlegte, was sie anziehen sollte.
    ***
    Una lächelte zufrieden. Sie öffnete die Augen wieder. Ihre Hand löste sich von dem Hörer des öffentlichen Fernsprechers. Es hatte gereicht, ihn zu berühren, um sich mit ihren Hexenkräften in ein Telefonat einzuschalten.
    Sie hatte nach einem Opfer gesucht.
    Und sie hatte eines gefunden. Die Bedingungen waren günstig. Sie hatte sich gemerkt, was zwischen jenen beiden Frauen abgesprochen worden war.
    Es war diesmal Unas Aufgabe, das Opfer zu »beschaffen«. Die Auswahl war getroffen. Obgleich sie nur den Vornamen des Opfers kannte, war es kein Problem, es zu finden. Ein großer Stadtplan war vor Unas innerem Auge entstanden, und sie wußte jetzt, wo der Telefonapparat des Opfers stand. Dorthin mußte sie.
    Das war eines der geringeren Probleme.
    ***
    »Sieht aus, als hätten wir es geschafft«, sagte Professor Zamorra. Ihre Umgebung hatte sich verändert. Nach wie vor waren sie von Regenbogen-Blumen umgeben, aber statt des Türkislichtes strahlte das Licht der klaren, sonnenähnlichen Lichtquelle von der Spitze der Kuppel herab. Und ringsum gab es die Türen, die in die Räume des Arsenals sowie in den Gang zu Teds Villa und zur Schaltzentrale führten.
    Zamorra hatte sich damals, als Ted und er diese Räumlichkeiten entdeckten, die Lage der diversen Türen gemerkt. So brauchte er jetzt nicht lange zu suchen, um die richtige zu finden. Er berührte mit der Hand das Wärmeschloß, das auf die Temperatur der Haut reagierte. Das siebenstöckige Tor öffnete sich wie die Irisblende einer Kamera;

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