044-Die drei ??? und das Gold der Wikinger
chaotisch wie das Äußere des Hauses und die Garage. Sie sahen Sessel, deren Polsterung aufgeplatzt war. Aus einer durchge-legenen Couch stachen Sprungfedern heraus. Ein langer Tisch, einige staubige Holzstühle, verschlissene Teppiche, die achtlos zusammengeschoben in Ecken lagen – alles in diesem Halbdunkel war schmuddelig und kaputt und in Unordnung.
»Du mußt mal ganz nach hinten schauen«, sagte Peter zu Justus.
Hinter den schmutzigen Fenstern und Vorhängen glaubten sie im Zwielicht des Raumes zu erkennen, wie sich jemand in einem Hinterzimmer hin- und herbewegte. Die Gestalt führte sich äußerst sonderbar auf. Sie schwenkte die Arme, erstarrte dann in der Bewegung und sah zur Seite. Dann duckte sie sich und hielt wieder Ausschau, und nun warf sie den Oberkörper 38
nach vorn, als wolle sie zuschlagen. Die Bewegungen waren steif und abgezirkelt, wie die ruckartigen Gesten der Schauspieler in alten Filmen.
»W-was ist denn das?« stotterte Peter. »Mir fällt gerade ein, daß ich dringend weg muß, sonst falle ich um vor Hunger.«
»Ist das Sam Ragnarson?« flüsterte Bob.
Peter hielt die Hände an die Augen, weil die Scheibe spiegelte.
»Keine Ahnung. Jedenfalls trägt er eine Art Uniform.«
»Im Grunde wissen wir ja gar nicht«, sagte Justus nach einem erneuten Blick in den Raum, »wie Sam Ragnarson aussieht. Wir sahen ihn nur einmal kurz, und da war er richtiggehend vermummt in seinem Wikingerkostüm.«
»Ein Wikinger ist das aber nicht«, stellte Peter fest.
»Eines ist allerdings merkwürdig«, fuhr Justus fort, »warum geht er nicht an die Tür?«
»Vielleicht hört er uns gar nicht«, meinte Bob, »weil er sich ganz auf das, was er da treibt, konzentriert.«
»Oder er will uns nicht hören«, sagte Peter in einer bangen Ahnung. »Vielleicht will er einfach nicht aufmachen. Vielleicht ist das ein V-verrückter.«
»Du meinst« – Bob schluckte –, »der da drin ist ausgerastet . . .«
Justus beschloß resolut: »Hört mal, wir gehen jetzt wieder hinters Haus und erkunden, was sich in diesem Raum abspielt.«
Alle Fenster an der Rückseite waren mit Brettern vernagelt.
Nirgends konnte man hineinsehen.
»Was machen wir jetzt?« fragte Peter.
»Na ja . . .« Justus blickte auf die zugenagelten Fenster und die geschlossene Hintertür. »Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als so laut wie möglich an die Hintertür zu klopfen und abzuwarten, ob er darauf reagiert.«
Peter holte tief Atem. »Muß das wirklich sein?«
»Es muß sein«, entgegnete der Erste Detektiv entschlossen.
»Wir müssen feststellen, ob Sam Ragnarson etwas zugestoßen ist und wo er überhaupt steckt.«
Widerstrebend pochte Peter mit den beiden anderen an die Tür.
Noch immer regte sich nichts.
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Justus fragte mit schallender Stimme: »Ist Mr. Sam Ragnarson im Haus?«
»Wir müssen ihn sprechen, wegen der Fotos!« rief Bob. »Wir –«
Auch Peter erhob die Stimme.
Da wurde krachend die Hintertür aufgerissen. Der Mann stand im Dämmerlicht auf dem Flur dahinter und starrte die Jungen böse an. »Aufhör’n mit dem Geklingel und Gehämmer und Gebrüll, sonst bind’ ich euch an den Mast und lass’ euch aus-peitschen!«
Es war ein hagerer Mann mit hoher, spöttischer Stimme und einem buschigen weißen Schnauzbart. Die blaßblauen Augen blickten die Jungen unter einer marineblauen Schirmmütze mit goldenen Tressen durchdringend an. Er trug eine knapp-sitzende, bis zu den Knien reichende dunkelblaue Jacke mit hohem Stehkragen und einer Reihe glänzender Messingknöpfe, und dazu eine enge blaue Hose, knöchelhohe schwarze Schnürstiefel und weiße Handschuhe. In einer Hand hielt er ein Messingteleskop.
»Wir hätten gern Mr. Sam Ragnarson gesprochen«, sagte Justus in gekonnt würdevollem Tonfall.
»Is’ nich’ da.«
Der Mann machte kehrt und wollte von der Tür weggehen.
»Wir müssen wissen, ob er noch einen anderen Pickup hat!«
platzte Bob heraus.
»Einen weißen, ganz zerbeult«, setzte Peter hastig hinzu.
Der Mann drehte sich nicht einmal mehr zu den Jungen um.
»Nee, hat er nich’.«
»Es ist immerhin möglich, guter Mann, daß Sam Ragnarson einige wertvolle Fotografien gestohlen hat.« Der stämmige Anführer des Trios pflegte unübertrefflich gebieterisch aufzutreten, wenn ein Erwachsener sich den Jungen gegenüber arrogant benahm. »Und wenn das zutrifft, dann sieht es sehr schlecht für ihn aus.«
Der Mann in der langen blauen Jacke blieb stehen. Ein kalter Blick über die
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