044-Die drei ??? und das Gold der Wikinger
kleinen, stämmigen Mannes in mittleren Jahren, der vor einem großen Reklameschild stand: MANNING AUTOMOBILE – JAGUAR
UND TOYOTA.
»Tut mir leid, Steven, aber . . . Oh?«
Mrs. Manning stand im Türrahmen und trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab. Die schlanke, rothaarige Frau trug nun 100
ein einfaches schwarzes Kleid und sah blaß und verhärmt aus.
Sie richtete die müden blauen Augen auf Justus.
»Dich kenne ich doch, junger Mann, oder nicht?«
»Ja, Madam, wir sind uns am Bootshafen begegnet, als meine Freunde und ich das Boot Ihres Mannes gefunden hatten.«
Die Frau starrte ihn ausdruckslos an, als wollte sie nicht an jenen Tag und an das leere Boot erinnert werden. Dann seufzte sie bedrückt.
»Natürlich. Du bist . . . ?«
»Justus Jonas, Madam.«
»Ja.« Sie nickte, als wäre der Name irgendwie wichtig. Dann wandte sie sich an den ernsten Mann. »Das ist einer der Jungen, die Williams Boot fanden, Steven.« Zu Justus sagte sie: »Steven ist der Bruder meines Mannes. Er weiß ebenso zu schätzen wie ich, was ihr getan habt. Allerdings habe ich mich bei euch noch gar nicht für die Bergung des Bootes bedankt. Ohne das hätte ich vielleicht niemals erfahren, was . . . meinem armen Bill zugestoßen ist.«
Justus erkannte plötzlich, daß er Scheu davor hatte, Mrs.
Manning von dem neuen Fund der drei ??? zu berichten. Doch tapfer fing er an: »Meine Freunde und ich waren über Nacht auf Ragnarson Rock und entdeckten dort etwas, das vielleicht Ihrem Mann gehört.«
Mrs. Manning sah Justus starr und gespannt an.
»Es ist eine schwere Segeltuchjacke«, fuhr der Erste Detektiv fort, »mit reflektierenden Streifen auf Rücken und Ärmeln, und in einer Tasche steckte ein Feuerzeug mit einem Jaguar-Emblem.«
»Das ist Bills Jacke!« rief Mrs. Manning. »Kann ich sie bitte sehen?«
»Leider nein«, sagte Justus. »Sie ist nämlich zur Zeit auf dem Polizeirevier. Aber dort können Sie sie sicherlich ansehen.«
»War sie . . . noch heil?« fragte die Frau zögernd. »Ich meine, war Bills Jacke unbeschädigt?«
Justus blickte auf seine Füße. »Nein, sie war überall zerrissen und zerfetzt und voller dunkler Flecken.«
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Mrs. Mannings Gesicht verzog sich schmerzlich. »Was . . . ?«
»Haie«, sagte Steven Manning ingrimmig. »Schrecklich. Nun wissen wir ja Bescheid. Wenigstens haben wir Klarheit.«
Mrs. Manning begann zu weinen. Sie setzte sich auf ein langes, weißes Sofa und schluchzte in ein kleines Taschentuch. Steven Manning trat zu ihr und berührte sie sacht am Arm.
»Es tut mir ja so leid, Phyllis. Ich werde zur Polizei gehen und die Jacke identifizieren, und dann komme ich heute abend wieder her. Immerhin wird das die Versicherung davon überzeugen, daß der arme Bill tot ist und daß sie seine Lebensversicherung auszahlen müssen. Kommst du allein zurecht?«
Die schluchzende Frau nickte so heftig, daß ihre roten Haare in der Morgensonne, die durch die Fenster schien, aufleuchteten.
»Es war sehr klug von Bill, daß er mit dieser Versicherung Vorsorge für dich getroffen hat«, sagte Steven Manning noch.
»Dafür sollten wir dankbar sein.«
Er nickte Justus zu und ging dann. Der Erste Detektiv hörte, wie er vor dem Haus seinen Wagen anließ und die abschüssige Zufahrt hinunterfuhr.
»Hm . . . Mrs. Manning?« meldete er sich behutsam.
Die schlanke Frau schluchzte nur immerzu in ihr Taschentuch.
Justus änderte seine Sitzhaltung und räusperte sich. »Ja, also . . .
könnte ich wohl ganz kurz mit Ihnen reden, Mrs. Manning?« Die rothaarige Frau stöhnte vernehmlich und hob dann den Kopf. Sie trocknete sich die Augen und rang sich für Justus ein schwaches Lächeln ab.
»Entschuldige, Justus. Die Nachricht hat mir all das Furchtbare wieder frisch ins Bewußtsein gebracht. Aber das Leben muß dennoch weitergehen, nicht wahr? Was wolltest du mir denn noch sagen?«
»Als ich zu Ihrem Haus radelte, sah ich einen Motorradfahrer aus Ihrer Einfahrt rollen. Können Sie mir sagen, was dieser Mann hier wollte?«
»Ein Mann? Mit einem Motorrad? Ich habe hier kein Motorrad gehört.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, wovon du redest, Justus. Ich habe keinen Mann gesehen.«
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»Er heißt Sam Ragnarson«, fuhr Justus fort. »Sagt Ihnen dieser Name etwas?«
Wieder schüttelte Mrs. Manning den Kopf. »Nein, überhaupt nichts.«
»Vielleicht hat ihn Ihr Mann gekannt?« So schnell ließ Justus nicht locker.
Sie zog die Brauen zusammen und betupfte
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