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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Einbruch passiert?« fragte er, als er in den Wachraum trat.
    »Heute morgen in aller Frühe«, entgegnete John Sands und nickte dem Detektiv zu. »Guten Morgen, Mr. Blessington. Man möchte fast sagen, daß das Sprichwort recht hat: ›Wenn man einmal der Polizei in die Hände fällt, kommt man nicht mehr von ihr los.‹«
    »Nanu, so schlimm ist es doch nicht! Sie haben doch erst das zweitemal mit uns zu tun.«
    Blessington war ein großer, hagerer Mann mit einem bronzebraunen Gesicht, der nur sehr selten lächelte. Aber jetzt zwinkerte er John Sands vertraulich zu.
    »Es war etwa zwei Uhr in der Nacht«, fuhr Sands fort. »Ich kam gerade von einem Spaziergang mit Mr. Cassidy zurück und ging in mein Arbeitszimmer, einen kleinen Raum, in dem ich gewöhnlich meine schriftlichen Arbeiten erledige. Er liegt direkt neben meinem Schlafzimmer. Plötzlich hörte ich unten im Haus ein Geräusch.«
    Blessington nickte.
    »Wo liegt denn Ihr Haus?« fragte er unschuldig.
    »Charles Street Nummer 79. Ein kleines, bescheidenes Gebäude. Ich dachte, Sie würden es kennen.«
    »Charles Street Nummer 79«, wiederholte der Inspektor und machte sich eine genaue Notiz. »Es tut mir leid, daß Ihnen das passiert ist. Erzählen Sie nur ruhig weiter, Mr. Sands.«
    »Ich habe keinen Revolver im Haus, so nahm ich einen Bogen und ein paar Pfeile von der Wand. Ich habe nämlich eine Sammlung, die ich von einem Aufenthalt in Borneo mitbrachte, und ich kann ziemlich gut mit diesem Bogen schießen. In dem dunklen Gang sah ich einen der Einbrecher und schoß auf ihn, aber allem Anschein nach habe ich ihn verfehlt. Es müssen zwei Leute gewesen sein; sie flohen in den kleinen Hof, der auf der Rückseite des Hauses liegt, kletterten über die Mauer und entkamen.«
    »Sind Sie denn den beiden gefolgt?« »Nein.« Mr. Sands lächelte. »Dazu war ich nicht in der Stimmung.«
    »Aber nun eine wichtige Frage: Vermissen Sie etwas?«
    »Nein. Ich habe die beiden wohl gestört, bevor sie ihr Vorhaben ausführen konnten.«
    »Gut. Dann werde ich mir einmal Ihr Haus ansehen, Mr. Sands«, erklärte Blessington sofort.
    »Aber ich gebe Ihnen doch die Versicherung, daß ich nichts vermisse«, widersprach Sands schnell.
    »Das ist ganz gleich. Wenn hier auf der Polizei ein Einbruch gemeldet wird, dann gehört es zu unserer Pflicht, das Haus genau zu inspizieren. Fingerabdrücke oder sonstige Spuren an den Fensterscheiben könnten einen Anhaltspunkt dafür geben, wer die Täter waren.«
    »Nun gut. Es ist mir allerdings sehr unangenehm, wenn die Polizei in mein Haus kommt.« Als Sands dies sagte, lachte er leise. »Aber wenn Sie wollen, können Sie ruhig mitkommen.«
    Für Blessington war dies eine außerordentlich günstige Gelegenheit. Er hätte niemals gedacht, daß Sands über diesen mitternächtlichen Besuch eine Anzeige bei der Polizei erstatten würde. Nun begleitete er Sands nach dessen Wohnung und unterhielt sich unterwegs mit ihm über die kommende Kricketsaison. Außerdem besprach er die Möglichkeiten und Aussichten, die das Rennpferd des Königs beim nächsten Derby haben würde. Diese beiden Themen interessieren alle guten Engländer aufs höchste, und Mr. Sands schien mit der Gesellschaft des Detektivs sehr zufrieden.
    Die Durchsuchung des Hauses war bald erledigt.
    Blessington ging durch das Speisezimmer und die große Diele; er stieg die Treppe hinauf, inspizierte Schlaf-, Bade- und Arbeitszimmer und sah sich schließlich noch den Keller an.
    In einem großen Gang blieb er stehen.
    »Was stand denn früher hier?« fragte er und deutete auf die verstaubte Wand.
    Er wußte aber sehr wohl, was in der vorigen Nacht noch dort gestanden hatte.
    »Ein Schrank, der hier immer im Weg war.«
    »Was hatte er denn für eine Farbe?«
    »Er war weiß gestrichen.«
    »Haben den etwa die Einbrecher gestohlen?«
    Mr. Sands glaubte, der Inspektor wolle einen Witz machen.
    »Nein, das nicht. Ich habe ihn heute morgen fortschaffen lassen. Ich telefonierte einem Spediteur und ließ ihn zu meinem Landhaus bringen.«
    »Zeigen Sie mir doch einmal Ihre Waffensammlung und auch den Bogen und den Pfeil, den Sie in der vergangenen Nacht benützten.«
    Sands sah ihn erstaunt an.
    »Aber was wollen Sie denn damit? Das würde doch nicht den Einbrecher, sondern höchstens mich selbst belasten!«
    »Trotzdem möchte ich mir die Waffen einmal ansehen. Ich wollte vorhin schon fragen, als wir oben waren.«
    »Ich hatte allerdings auch die Absicht, sie Ihnen zu zeigen, aber

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