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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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machte eine Pause, als ob er eine Antwort von Faith erwartete, aber sie schwieg.
    »Nehmen wir zum Beispiel Ihren eigenen Fall, Miss Léman. Durch die Dummheit und den Verrat meiner Frau sind Sie die Erbin Mr. Harry Lémans geworden. Es stimmt, daß er Ihnen sein ganzes Vermögen vermacht hat, und zwar wurde das Testament auf Anraten meiner Frau aufgesetzt.«
    »So war es nicht. Der alte Mann hatte selbst die Absicht, es zu tun«, sagte Margaret leise.
    »Wenn du nicht gewesen wärst und ihm die verrückten Ideen in den Kopf gesetzt hättest, wäre das alles nicht geschehen«, entgegnete er. »Aber darauf kommt es jetzt nicht an. Das Testament wurde jedenfalls gemacht. Und welche Bedeutung hat es für mich?«
    Er hob die Hand und zählte die einzelnen Tatsachen an den Fingern ab.
    »Erstens wurden meine sorgfältigen Vorbereitungen und die Arbeit vieler Jahre in wenigen Minuten wertlos. Zweitens habe ich mein für mich sehr kostbares Leben dadurch aufs Spiel gesetzt, daß ich Harry Léman umbringen mußte. Ich verlor dadurch die Belohnung, für die ich soviel gewagt hatte, ferner die bedeutenden Summen, die ich bereits auf die Durchführung dieses Plans verwandt hatte. Und schließlich würde das meinen vollkommenen Ruin verursacht haben, denn wenn ich zum einundzwanzigsten Juni nicht meine große Zahlung leisten kann, bin ich bankrott.«
    »Wozu erzählen Sie mir das alles? Was erwarten Sie von mir?« fragte Faith. »Wollen Sie ein Lösegeld für mich haben? Oder glauben Sie, daß Sie mich zur Aufgabe meiner Erbschaft zwingen können?«
    Sands schüttelte den Kopf.
    »Es hätte keinen Zweck, denn eine Schenkung unter Zwang hat keinen gesetzlichen Wert. Nein, es handelt sich hier um andere Dinge: Im Fall Ihres Todes fällt die Erbschaft an meine Frau. Niemand nimmt an, daß ich sie unter Lémans Namen geheiratet habe. Außer Ihnen, ihr und mir weiß ja keiner um diese Tatsache. Und was sie anbetrifft, brauche ich mir weiter keine Sorgen zu machen.«
    Es lag etwas Unheimliches in seinen Worten, und sie zitterte.
    »Wenn ich Sie - erledigt habe«, fuhr er in aller Seelenruhe fort, »wird meine Frau alle die Schritte tun, die ich ihr vorschreibe, um die Erbschaft des alten Léman anzutreten, und ich zweifle nicht daran, daß es gelingen wird, uns den größeren Teil seines Vermögens anzueignen. Voraussetzung dazu ist natürlich immer, daß Sie sterben.«
    »Daß ich sterbe«, wiederholte Faith.
    »Ja, Sie haben mich vollkommen richtig verstanden.«
    Er erhob sich, ging zu dem kleinen Schrank, der an der Wand hing, und öffnete ihn. Faith sah zwei Reihen glänzender Flaschen, und ihr Herz hörte fast auf zu schlagen.
    »Als Giftmörder«, sagte John Sands und wandte sich nach ihr um, »bin ich der reinste Laie, aber ich habe mich mit Begeisterung diesem Fach zugewandt. Früher wäre es mir niemals eingefallen, das Leben eines Menschen auf diese Weise zu beenden, aber ich hatte ja das große Glück, Margaret kennenzulernen.
    Nachher erfuhr ich, daß sie nicht nur im Zuchthaus gesessen hatte, sondern auch, daß sie wegen Giftmordes verurteilt worden war. Sie hat gute medizinische Kenntnisse, die ich mir zunutze machte. In früherer Zeit habe ich mich viel und häufig mit Margaret unterhalten und dadurch manches gelernt. Ihr kam natürlich die Tatsache nicht zum Bewußtsein, daß ich all diese Kenntnisse nur für die Zukunft sammelte. Wenn ich irren sollte, Margaret, dann stelle bitte meine Angaben sofort richtig«, sagte er höflich.
    Er nahm die Giftflaschen der Reihe nach aus dem Schrank und behandelte sie sehr vorsichtig. Die eine oder andere streichelte er sogar, und es schien ihn Überwindung zu kosten, daß er sie zögernd wieder in den Schrank stellte.
    Nachdem er noch einen bewundernden Blick auf den Inhalt geworfen hatte, schloß er den Schrank wieder zu.
    »Ich zeige Ihnen das nur, weil ich nicht die Absicht habe -«
    Er hielt plötzlich inne, denn aus der Ecke des Zimmers kam das Geräusch einer elektrischen Klingel. Mit einigen großen Schritten eilte er zur Tür und ging hinaus.

18
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Faith.
    »Er spannt immer einen dünnen Draht über den Weg, der zum Haus führt«, erwiderte Margaret leise. »Jemand kommt auf das Bootshaus zu. Aber machen Sie sich nur keine Hoffnung, das ist früher auch schon geschehen. Manche Leute gehen zufällig den Weg am Ufer entlang.«
    Auf dem Treppenabsatz schob Sands ein Brett zurück, das ein kleines Beobachtungsfenster verdeckte, und suchte das

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