044 - Peckinpahs Höllenflug
werden Sie merken, wenn ich Sie hinauswerfe, Signore Ballard!«
Er nahm eine drohende Haltung ein. Ich hielt ihm abwehrend meine Hand entgegen und sagte: »Vorsicht, mein Guter. Ich bin lammfromm, wenn man mich in Ruhe läßt, aber ich kann auch anders, wenn’s erforderlich ist!«
»Gehen Sie, Signore Ballard!«
»Mescari, ich appelliere an Ihre Vernunft, und an die Pflicht, die Sie Ihren Mitmenschen gegenüber haben! Freunde von uns befanden sich mit einem Privatjet auf dem Weg von Damaskus nach Rom. Die Funkverbindung riß über den Liparischen Inseln ab. Seither sind das Flugzeug und unsere Freunde verschwunden. Wir möchten mit Ihrer Hilfe Licht in die Sache bringen. Verstehen Sie, daß wir Ihr Haus nicht verlassen können? Wir wissen nicht, an wen wir uns sonst wenden sollten.«
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, behauptete der Fischer starrsinnig.
Allmählich verlor ich die Geduld, schließlich bin ich auch nur ein Mensch, und das Schicksal Tucker Peckinpahs und seiner Freunde ging mir nahe.
Noch blieb ich freundlich und sanft, aber mein Geduldsfaden wurde immer dünner und brüchiger. Er würde bald reißen, und dann würde ich den störrischen Fischer nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen.
»Sie waren mit Ihrem Boot draußen auf dem Meer!« sagte ich. »Sie befanden sich in der Nähe des Monte Fuoco, als das Unglück passierte, und ich möchte von Ihnen nun jede Einzelheit hören.«
Er sah mich nur grimmig an. »Nichts werden Sie hören, Ballard, gar nichts! Weil ich nämlich nur eine Halluzination hatte!«
»Vorhin behaupteten Sie, sie hätten der Polizei eine Lügengeschichte aufgetischt.«
»Damit geben Sie sich ja nicht zufrieden«, erwiderte der Sizilianer grinsend. »Also hören Sie jetzt die Version von der Halluzination, wenn Sie mir keine Ruhe lassen!«
Mir kam ein Gedanke. »Möchten Sie Kapital aus der Sache schlagen? Ist es Geld, was Sie für Ihre Geschichte wollen? Okay, Mescari, nennen Sie den Preis, ich werde nicht feilschen.«
Der Fischer lachte. »Sind Sie denn ein so reicher Mann, Signore Ballard?«
»Machen Sie sich über meine Finanzen keine Gedanken. Wieviel?«
»Nichts«, brummte Giuseppe Mescari. »Ich bin an Ihrem Geld nicht interessiert.«
»Sagen Sie bloß nicht, Sie können keines gebrauchen.«
»Ich habe nichts zu verkaufen, das ist alles.«
»Na schön, dann erzählen Sie uns mal von Ihrer Halluzination.«
Sein Gesicht verzog sich zu einem penetranten Grinsen. »Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
Verdammt, er überspannte den Bogen, und ich verlor die Beherrschung. Als ich ihn packen und kräftig schütteln wollte, betrat ein hübsches schwarzhaariges Mädchen das Haus.
Sie erklärte, sie wäre Claudia Mescari, die Tochter des Fischers, und Vicky Bonney informierte sie über den Grund unseres Besuchs.
Daraufhin erfuhren wir von Claudia, wie sehr sich ihr Vater innerhalb einer Stunde verändert hatte.
Sie sagte, sie hätte ihn ohnmächtig auf dem Boden liegend vorgefunden, als sie nach Hause kam, und mir kam ein Verdacht.
»Na schön, wenn Sie nicht reden wollen, kann man eben nichts machen«, sagte ich – zu Vicky Bonneys großer Verwirrung.
Sie sah mich an, als zweifelte sie an meinem Verstand. Ich streckte dem Fischer die Hand entgegen, und es hatte den Anschein, als wollte ich mich verabschieden.
»Nichts für ungut, Signore Mescari«, sagte ich freundlich, und er griff nach meiner Hand.
Als er sie berührte, riß er die Augen auf und stieß einen entsetzten Schrei aus. Ich hatte ihn überlistet.
***
Mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers hatte ich unbemerkt einen meiner magischen silbernen Wurfsterne aus der Tasche gezogen.
Der Stern klebte förmlich an meiner Handfläche, und Giuseppe Mescari konnte ihn nicht sehen. Er fiel auf den Trick herein und schlug ein.
Im selben Moment bestätigte sich mein Verdacht. Der Mann stand unter dämonischem Einfluß, den ich mit dem Silberstern zerstörte.
Mescari zitterte und zappelte, als hätte er die beiden Pole eines stromführenden Kabels berührt.
Er schrie und wand sich und wollte sich losreißen, doch ich hielt seine Hand fest und wartete, bis sein »Anfall« vorbei war. Seine Haut verfärbte sich für einen Sekundenbruchteil, wurde grau und unansehnlich, aber im nächsten Augenblick war es vorbei. Der Mann verstummte, beruhigte und entspannte sich.
Der schwarze Einfluß, der ihn verändert hatte, war aufgehoben, das erkannte ich an Mescaris Blick, der nun nicht mehr kalt und unfreundlich
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