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044 - Peckinpahs Höllenflug

044 - Peckinpahs Höllenflug

Titel: 044 - Peckinpahs Höllenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Krankheit gestorben war.
    Zusehen zu müssen, wie die Frau dahinsiechte, ohne ihr helfen zu können, war schrecklich für Mescari gewesen. Er wäre damals zu jedem Opfer bereit gewesen. Er hätte nicht einmal davor zurückgeschreckt, die Mafia um Hilfe zu bitten, obwohl er wußte, was das für Folgen gehabt hätte, denn wer Hilfe von der Cosa Nostra annimmt, ist ihr ein Leben lang verpflichtet, kommt nicht mehr von ihr los.
    Es ist wie ein Pakt mit dem Teufel.
    Aber es war nicht nötig, daß er seine Seele verkaufte. Selbst die einflußreiche Verbrecherorganisation hätte Mescaris Frau nicht helfen können.
    Es gibt Grenzen, die kein Mensch zu überschreiten vermag. Irgendwann ist man machtlos und kann nur noch zusehen, was geschieht.
    Giuseppe Mescari saß in seiner Hütte am Hafen von Capo d’Orlando und trank Grappa. Er hatte nicht die Absicht, sich zu betrinken, wollte mit dem Schnaps nur den erlittenen Schock besser bewältigen.
    Was er draußen auf dem Meer gesehen hatte, war so ungeheuerlich gewesen, daß er es den Polizisten nicht übelnahm, daß sie ihm nicht glaubten. Er zweifelte ja selbst schon an seinem Verstand.
    Seit seiner Geburt lebte er in Capo d’Orlando. Keine zehnmal war er in seinem Leben in Palermo gewesen. Mit sieben Jahren hatte ihn sein Vater zum erstenmal mit zum Fischen genommen, und seither war er Tag für Tag draußen, abgesehen von den wenigen Tagen, an denen ihn eine Krankheit an der Ausfahrt hinderte.
    Capo d’Orlando, dieses winzige Nest, wäre ein zu kleiner Lebensbereich für ihn gewesen. Er brauchte die Weite des Meeres, dort draußen fühlte er sich wohl, und er würde gemütskrank werden, wenn er auch nur auf eine einzige Ausfahrt verzichten mußte.
    Der Fischfang war für ihn nicht nur Broterwerb, sondern auch seine Weltanschauung. Er liebte diese Tätigkeit, konnte sich nicht vorstellen, daß ihn irgendeine andere Arbeit glücklicher gemacht hätte.
    Er war sein eigener Herr, niemand konnte ihm Befehle erteilen, er war nur sich selbst Rechenschaft schuldig und hatte neben seiner Arbeit genügend Zeit, um sich seiner Tochter zu widmen.
    Claudia war zum erstenmal verliebt, war unerfahren und unsicher in diesen Dingen, und ihr Vater versuchte ihr den Halt zu geben, den sie jetzt brauchte.
    Mescari betrachtete die Grappaflasche. Sollte er sich noch ein Gläschen genehmigen? Er überlegte, wie viele er schon getrunken hatte, und horchte in sich hinein, um zu ergründen, ob er noch einen Grappa vor seinem Gewissen verantworten konnte.
    »Aber ja«, murmelte er und drehte den Schraubverschluß. »Einer geht noch. Ich habe allen Grund, meine Nerven ein bißchen in Alkohol zu baden.«
    Er goß sich ein und erhob sich, um die Schnapsflasche wegzustellen. Er schloß sie in einen alten Schrank, dessen Tür beim Öffnen und Schließen kläglich ächzte.
    Dann kehrte er zum Tisch zurück und ließ sich seufzend auf den wackeligen Stuhl fallen. Wenn er die Augen schloß, hatte er eine grauenvolle Vision.
    Er sah sich wieder auf seinem Boot, vor ihm ragte der unheimliche Monte Fuoco aus dem Meer, und eine dicke Rauchsäule stand über dem Feuerberg…
    Mescari schüttelte sich. »Wird das eine Nacht werden«, brummte er. »Schreckliche Alpträume werden mich quälen.«
    Er überlegte, ob er sich Schlaftabletten besorgen sollte. An und für sich war er gegen jede Art von Pillen; der Arzt mußte sie ihm jedesmal hineinzwingen, aber sollte er heute nicht eine Ausnahme machen?
    Er hatte Angst vor der Nacht, denn in der Dunkelheit konnte sich die grauenvolle Erinnerung besser ausbreiten. Mit einem schweren Seufzer griff er nach seinem Grappaglas.
    Plötzlich vermeinte er ein Geräusch zu hören. Ein Krächzen? Er stutzte und hob den Kopf, um zu lauschen. Er war nicht ganz sicher, aber es war möglich, daß er den Schlag von Flügeln hörte.
    Saßen Vögel auf dem Dach seines Hauses? Möwen?
    Er setzte das Glas an die Lippen und leerte es – und auf einmal war ihm, als hätte er Gift getrunken. Es passierte schlagartig. Ein furchtbarer Hieb schien den Kopf des Fischers zu treffen.
    Giuseppe Mescari stieß einen grellen Schrei aus und schnellte hoch. Zwischen seinen Schläfen pendelte ein glühender Schmerz hin und her, heiß wie Lava!
    Mescari riß verstört die Augen auf, faßte sich stöhnend mit beiden Händen an den Kopf, durch den sich dieser wahnsinnige Schmerz wühlte, wurde bleich, wankte, fiel gegen die Wand und brachte nur noch lallende Laute über die dicken Lippen.
    Er zitterte, die

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