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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren?«
    »Wieso? Natürlich! Sein Rechtsanwalt Andersen war bei mir und hat mich gebeten, seinen Klienten aufzusuchen.«
    »Sie hatten keine Ahnung, warum Danto Sie sehen wollte?«
    »Keine Ahnung«, bestätigte ich. »Aber jetzt weiß ich es. Es betraf Sie.« Ich machte eine kleine Pause. »Er hat mir nahegelegt, mit Ihnen unter vier Augen zu reden.« Angelegentlich schaute ich in die Runde.
    Harper schien das nicht so recht zu passen. »Warum allein?« fragte er ungehalten.
    »Danto hatte seine Gründe«, gab ich zurück.
    Harper blickte die beiden Gorillas an, die daraufhin ohne ein Wort zu sagen verschwanden. Die Rothaarige feilte beflissen an ihren Fingernägeln herum und schien völlig desinteressiert zu sein.
    Ich sah in ihre Richtung, als ich Harper zu verstehen gab: »Danto wollte, daß ich allein mit Ihnen rede.«
    »Okay, du bleibst hier, Sandy, leere die Aschenbecher oder tu sonstwas. Cotton, Sie kommen mit mir.«
    Sandy warf mir einen wütenden Blick zu. Harper öffnete die Tür, trat zur Seite, und ich schritt in den Raum. Er war als Bibliothek eingerichtet, die Wände waren bis zu den zahlreichen Bücherregalen holzvertäfelt. Harper griff mit seiner rechten Hand in die Tasche seines Morgenmantels, in der ich schon vorher eine leichte Ausbuchtung bemerkt hatte, die nur eine Ursache haben konnte. Blitzschnell zauberte ich deshalb meine Pistole in die Hand. Um den Bruchteil einer Sekunde kam ich Harper zuvor.
    Er schaute mich verblüfft an. In seiner Hand lag eine zierliche Pistole, deren Griff mit Perlen verziert war.
    »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich es ohnehin vorhatte, Harper. Kein Mensch hätte mich zwingen können, Dantos Auftrag anzunehmen. Aber mit diesen Mätzchen kriegen Sie nichts aus mir ’raus.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich gefangen hatte. Mehrmals schluckte der große Harper, der das Syndikat in St. Louis repräsentierte. Dabei war es wirklich keine Kunst, seiner geplanten Überraschung zuvorzukommen.
    Dann versuchte er, gute Miene zum mißlungenen Spiel zu machen. »Ich sehe, wir verstehen uns, Cotton«, lachte er mickrig »scheinen ja auf Draht zu sein. Bin immer mit solchen Leuten gut ausgekommen.« Er steckte die Waffe weg, und ich kam seinem Beispiel nach.
    »Um ehrlich zu sein, hatte ich mir den Empfang bei Ihnen etwas anders vorgestellt«, sagte ich. »Mr. Danto erzählte mir, daß Sie ein guter Freund von ihm sind.«
    »Guter Freund?« wiederholte Harper und lachte wieder sein mickriges, spitzes Lachen. Er sah mich an, als ob er es nicht glauben könnte. Freilich hatte er allen Grund dazu. Danto hatte mich vor Harper gewarnt: »Er ist ein unberechenbarer Typ, mit dem die meisten nicht auskommen. Er mißtraut jedem, wahrscheinlich sich selbst. Sie müssen ihn auf Ihre Seite bekommen, Cotton, Sie müssen so lange wie möglich versuchen, ihn hinzuhalten.« Das hatte mir Danto gesagt, aber stattdessen erzählte ich Harper: »Danto vergißt nicht, wer seine guten Freunde waren. Sie sollen sein Geld bekommen.«
    »Und deshalb kamen Sie nach St. Louis, nicht wahr, Cotton?«
    Ich nickte, dann legte ich meinen Zeigefinger auf die Lippen und deutete zur Tür. Dort hatte ich ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch gehört. Ohne Harpers Reaktion abzuwarten, sprang ich hoch und riß die Tür auf.
    Die rothaarige Sandy fiel ins Zimmer!
    »Ich… ich… ich…« Sie stand in der Mitte des Zimmers und konnte den Satz nicht über ihre Lippen bekommen, so sehr hatte sie sich erschreckt. Vor Verlegenheit biß sie sich auf die Unterlippe. Schweigend starrte sie auf Harper, vor dem sie stand. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm wenden, und wir warteten beide gespannt auf Harpers Reaktion.
    Er überraschte uns. Er lachte. Nicht mehr mickrig, sondern schallend. Sandys dummes Gesicht schaltete um. Auch sie lachte, fast hysterisch. Er legte noch mehr los, als er merkte, daß sie mithielt.
    Carl Harpers Gesicht war puterrot geworden, als er plötzlich aufhörte zu lachen. Er strich sich über den runden Bauch und wartete, bis er wieder bei Atem war. »Das war Wirklich lustig, liebe Sandy, es war wirklich lustig.«
    »Ja«, stimmte sie zu, glücklich darüber, daß er sich amüsierte.
    »Du standest dort an der Tür und hast gelauscht, und dabei bist du von Cotton überrascht worden.« Er sagte es in einem so feierlichen Ton, als ob ein Facharzt die Diagnose von einem Röntgenbild ablese. Dann lachte er wieder. »Und dann bist du hier ’reingefallen, weil dir der Halt genommen wurde,

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