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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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dort auf den Stuhl mir genau gegenüber. Und erzähle mir, was du eigentlich hier willst. Warum du so scharf darauf bist, meine Bekanntschaft zu machen.«
    Er druckste herum, rutschte unsicher auf dem Stuhl hin und her und wußte nicht, wie er es mir beibringen sollte. »Wissen Sie, Cotton, das ist eine heikle Sache. Mein Boß hat mir gesagt, ich soll Sie zu ihm bringen. ›Und kein Wort darüber, wer ich bin‹, hat der Boß gesagt, Cotton. Wenn Sie ihn so gut kennen wie ich, wüßten Sie, daß es ratsam ist, genau das zu tun, was er sagt.«
    Ich machte ein bedrücktes Gesicht. »Die Bosse werden heutzutage immer unumgänglicher, Mike, nicht wahr? Man kann nicht mehr mit ihnen reden. Schade nur, daß ich dir nicht sagen kann, was ich hier will.«
    »Hat es was mit Danto zu tun?« fragte Mike lauernd. Und als ich nicht sofort antwortete, fügte er hinzu: »Klar, hat es was mit Danto zu tun, denn Sie waren ja gestern bei ihm. Das weiß ich vom Boß.«
    »Er hat zwei Millionen Dollar zu vermachen«, sagte ich vor mich hin, aber es schlug bei Mike wie eine kleine Versuchs-Atombombe ein. Es ließ ihn sogar vergessen, daß ich ihm gesagt hatte, ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben.
    Mike war aufgesprungen und stand dicht vor mir. Während ich seelenruhig mein Fünf-Minuten-Ei weiter aß, stieß er heftig hervor: »Zwei Millionen? Echte Bucks? Und Sie sind nach St. Louis gekommen, um sie abzuholen?«
    »No«, sägte ich seelenruhig. »Ich bin nach St. Louis gekommen, um Dantos letzten Wunsch zu erfüllen. Hier in St. Louis wohnt ein alter Freund von Danto, und daran hat er sich erinnert, während er in der Todeszelle saß. Dem soll ich die Moneten bringen.«
    »Wem?« fragte Mike atemlos. »Wie heißt dieser Freund?«
    Ich sah ihn mitleidig an. »Well, Mike, wir haben etwas gemeinsam. Dir hat dein Boß gesagt, nur ja seinen Namen nicht zu verraten, und mir hat Danto befohlen, den Namen des Freundes bis zuletzt geheimzuhalten. Ich kann dir nur andeuten, daß der Freund mit Vornamen Carl heißt.«
    »Carl?« Mike machte ein Gesicht, als hätte er gerade beobachtet, wie ein Mann trockenen Fußes über die Wellen des Hudson Rivers gegangen war. »Carl, und wie noch?«
    Ich biß auf die Unterlippe. »Ich habe schon zuviel gesagt, Mike. Sein Vorname ist mir nur so ’rausgerutscht.«
    »Er heißt nicht zufällig Harper?« fragte Mike, und wieder war der lauernde Ausdruck in seinem Gesicht.
    Ich machte große Augen. »Woher, zum Teufel, konntest du das wissen?«
    »Das ist genau der Mann, der mich zu dir geschickt hat, Cotton. Carl Harper ist mein Boß.«
    »So ein Zufall, Mike«, sagte ich und versuchte, in meiner Stimme Erstaunen mitschwingen zu lassen. »Aber woher wußte dein Boß, daß ich nach St. Louis kam?«
    »Wir haben so unsere Verbindungen«, tat Mike auf einmal wieder großspurig. Er gewann wieder Boden, der ihm nach den beiden Kämpfen unter den Füßen weggezogen worden war. »Zwei Minuten, nachdem Sie bei Danto waren, wußte der Boß schon Bescheid. Und seitdem sind Sie ständig beobachtet worden.«
    »Dann könnt ihr mir vielleicht sagen, wer die beiden Burschen waren, die unbedingt wissen wollten, wo Dantos Geld versteckt ist.« '
    »Meinen Sie Samy und Burt? Das sind vielleicht Idioten. Der Boß will sie kaltmachen, wenn sie zurückkommen. Die beiden sollten Sie nur beschatten, Cotton, mehr nicht.«
    Ich mußte die Nachricht erst mal verdauen. Daß Harper über jeden meiner Schritte unterrichtet würde, hatte mir Danto bereits gesagt. Harper war der Syndikatsverwalter in St. Louis. Ohne seine Mitarbeit kam ich nicht an das Geld heran, deshalb mußte ich ihn bis zuletzt in dem Glauben lassen, Danto hätte das Geld ihm vermacht.
    »Ich soll Carl Harper im ›Red Tulips Saloon‹ aufsuchen«, sagte ich zu Mike. »Dann kannst du mir sicherlich sagen, ob ich ihn da jetzt schon finde.«
    »Der Boß ist in seiner Wohnung«, sagte Mike, »um diese Zeit findet er keinen Geschmack am Saloon.« Plötzlich verfinsterte sich sein Gesicht, als hätte er festgestellt, daß er sechs Richtige im Lotto, aber den Zettel nicht abgegeben hatte.
    »Ist was?« fragte ich.
    »Well, Cotton«, knurrte er bedeppert, »ich muß gerade an den Boß denken. Was wird der wohl sagen, wenn er davon erfährt, wie Sie mit mir umgesprungen sind? Daß Sie mir die Pistole abgenommen und mich sogar ins Bad gesperrt haben.«
    Ich grinste. »Okay, Mike, das geht klar. Von mir wird er kein Wort erfahren.« Als er sehnsüchtig auf seine Pistole schaute,

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