0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
den See sehr stark bewacht wird, und daß Sie sicher sein könnten, Mr. Harper, daß ich von dort aus nicht fliehen kann.«
»Und wenn das mit dem Geld gar nicht stimmt? Wenn Sie versuchen, mich an der Nase herumzuführen?«
»Nichts einfacher als das, Mr. Harper. Danto hat an alles gedacht. Wenn wir am See in der Blockhütte sitzen, erzähle ich Ihnen, wo Danto das Geld verborgen hat. Um dorthin zu gelangen, brauchen Sie vom See aus etwa eine Stunde. Sie lassen mich im Blockhaus zurück, mit einer Bewachung natürlich, und wenn Sie das Geld nicht finden, rufen Sie die Wache an. Rufen Sie nicht an, sollen mich die Bewacher laufen lassen. Na, ist das kein fairer Vorschlag?«
»Wirklich fair, Mr. Cotton. Sie hätten nämlich keine Chance, aus dem Gebiet um den See herauszukommen, denn es ist ausgezeichnet bewacht. Und ich werde die Wachen sogar noch verstärken. Das ist mir die Sache wert.«
»Wie Sie es für richtig halten, Mr. Harper.«
»Okay. Was machen wir? Fahren wir sofort zum See?«
»No«, antwortete ich. »Wir müssen uns noch etwas gedulden. Bevor wir fahren, möchte ich mir noch eine Angelausrüstung kaufen, Mr. Harper. Im See sollen ein paar große Hechte sein, hat mir Danto erzählt.«
»Kann schon sein«, knurrte Harper wenig interessiert. »Wann reisen wir ab?«
»Schon bald. Aber Sie brauchen sich nicht um den Termin zu kümmern. Ich werde bei Ihnen vorbeikommen, wenn es soweit ist.«
»Das kann ich Ihnen nur empfehlen«, zischte Harper, und es sollte wohl eine Warnung sein. Aber als ich aufstand, um mich zu verabschieden, hatte er ein breites Lachen in seinem Gesicht. »Seien Sie vorsichtig, Mr. Cotton. Vielleicht bin ich nicht der einzige in St. Louis, der davon gehört hat, daß Alberto Danto ein Vermögen zurückgelassen hat.«
»Mich soll’s nicht stören. Aber vielen Dank für den Hinweis.«
Zwei Minuten später stand ich auf der Straße. Ich hielt ein Taxi an und ließ mich zum Hotel fahren. In der Halle saß ein Bursche, der sich hinter einer aufgeschlagenen Zeitung verbarg, als er mich sah. Ich winkte dem Empfangschef zu, ging zum Lift und ließ mich hinauftragen.
Ich mußte ein Telefongespräch führen, aber nach einigem Überlegen entschied ich mich, es von einem Post Office aus zu erledigen. Möglicherweise hatten die Wände in dem Hotelzimmer Ohren.
Ich ging also hinunter, stieß wieder auf den Burschen hinter der Zeitung und ging zum Ausgang. Hinter mir hörte ich Zeitungspapier rascheln. Als ich ein paar Schritte gegangen war, zeigte mir der Spiegeleffekt eines blitzblank geputzten Schaufens'ters, daß der Zeitungsbursche mir folgte. Ich wollte es ihm nicht allzu schwer machen, und er war mir noch auf den Fersen, als ich in der Sportabteilung eines Warenhauses stand.
Während er mich auch noch zum Mittagessen begleitete, hatte er offenbar meine Spur verloren, als ich im Gedränge der Mittagszeit durch das Verkehrsgewühl Slalom lief. Erst als ich sicher war, daß ich allein und unbeobachtet war, lenkte ich meine Schritte zum Post Office.
Die Stimme am Telefon kam mir bekannt vor. Es war Myra, das Girl in der Telefonzentrale des New Yorker FBI-Distrikt. Ich ließ mir Phil geben.
Es wurde ein langes Gespräch. Von Phils genauem Zuhören hing die gesamte Operation ab. Ich erklärte alles haarklein, bis es keine Frage mehr gab. Phil, der auf meinen Anruf gewartet hatte, sagte zum Schluß ein knappes »Okay«, dann legten wir auf.
Ein Taxi brachte mich zum Hotel zurück. Wie ich schon vermutet hatte, traf ich in der Halle wieder auf meinen zeitungslesenden Freund. Ich kümmerte mich auch diesmal nicht um ihn — er konnte nur für Harper arbeiten, und Harper sollte ruhig glauben, daß ich die Beschattung nicht bemerkt hätte. Je weniger Harper mir zutraute, desto einfacher wurde mein Plan.
Ich war gerade dabei, mir mein Angelgerät anzusehen, als es an die Tür meines Hotelzimmers klopfte.
»Herein.«
Die Tür ging auf, und — Sandy stand da, Carl Harpers Ex-Freundin, die er vor meinen Augen herausgeworfen hatte. Die rothaarige — es war ein feuriges Rot — Sandy trug einen enganliegenden Pullover und einen Rock, der ebenso eng wie kurz war. Wahrscheinlich stammten die Kleidungsstücke noch aus der Teenagerzeit Sandys.
Ich blieb sitzen und widmete dem Angelgerät mehr Aufmerksamkeit als meinem unverhofften Gast. Sie schien sich nichts daraus zu machen, sondern kam hüftenrollend auf mich zu. Als sie nur noch wenige Inches vor mir stand, fragte ich: »Sind Sie durch
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