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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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Matte. Ich startete und folgte Mike zu Harpers Wohnung.
    Als wir ankamen, stieg Mike aus und kam zu meinem Wagen. »Sie bleiben hier«, sagte er im Befehlston, »Hai'per kommt gleich.«
    Er kam wirklich sofort und setzte sich zu mir in den Wagen. »Mike folgt uns«, teilte mir der Boß mit. Er lächelte mich an, als ob wir zusammen Pferde stehlen wollten. Dabei wäre er der letzte gewesen, mit dem ich dieses Vergnügen geteilt hätte. Er zeigte noch einmal seine glitzernden Zähne. »Ich werde Sie leiten.«
    »Okay.«
    »Hat jemand versucht, mit Ihnen im Hotel in Verbindung zu kommen?« fragte Harper. Seine Frage hatte beiläufig geklungen, aber er konnte seine Spannung nur schlecht verbergen.
    Das sollte wieder ein Test sein. Hätte ich Sandy verschwiegen, würde er mir vielleicht mißtrauen. Außerdem hätte er glauben können, daß ich mit Sandy etwas ausgemacht hätte, was ich ihm verschweigen wollte. Also sagte ich mit möglichst naiv klingender Stimme:
    »Ihre Freundin war da.«
    »Meine Freundin?« tat er entrüstet. »Sandy?«
    Ich nickte. Er tat, als ob er nach Atem ringen müßte. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    »Ich habe zwanzig Leute auf die Suche geschickt, um sie zu finden«, keuchte Harper, aber sein Keuchen klang gekünstelt. »Ich will nicht, daß sie Scherereien macht. Wie kam sie denn ins Hotel?«
    »Durch den Hintereingang, nehme ich an.«
    »Und was wollte sie?«
    Er stellt die falschen Fragen, dachte ich. Es genügt nicht, ein guter Schauspieler zu sein, auch die entsprechenden Fragen müssen einstudiert sein. Sonst kauft man es nicht ab.
    Ich sagte: »Sie wollte mit mir nach New York. Sie glaubte, ich würde bald ein reicher Mann sein.«
    Er überlegte einen Augenblick. »Wo ist sie jetzt? Warum haben Sie sie entkommen lassen? Sie wissen doch selbst, daß sie uns gefährlich werden kann, wenn sie etwas über das Geld gehört hat.«
    Endlich die richtigen Fragen!
    »Sie hat mich mit einer Pistole bedroht«, log ich. »Und das hätten Sie doch nicht haben wollen, Mr. Harper, daß ich plötzlich tot gewesen wäre?«
    Wieder keuchte er, und das war das einzige Geräusch, das ich in den nächsten drei Minuten hörte. »Meine Leute werden sie kriegen«, sagte er dann.
    »Davon bin ich überzeugt. Schließlich ist es Ihr Geld, das Sandy verpfeifen könnte. Ich habe keinen Schaden durch die Kleine.«
    Er fluchte und schwieg dann. Nach zwanzig Minuten knurrte er: »Hier kommt die Abfahrt.«
    Ich verlangsamte die Geschwindigkeit. Im Rückspiegel sah ich Mike im schwarzen Buick etwa 50 Yard hinter mir. Ich lenkte meinen Wagen auf eine von Schlaglöchern übersäte Straße, die meine volle Aufmerksamkeit erforderte. Plötzlich verbesserte sich die Straße, die Decke bestand aus glattem, unbeschädigtem Teer.
    Ich trat aufs Gaspedal. Große Schilder mit der Aufschrift »Privat! Unbefugten ist das Betreten verboten« huschten an uns vorüber.
    »Die'schlechte Straße entmutigt Wochenendfahrer«, erklärte Harper und grinste.
    Etwas weiter erwartete uns eine noch größere Entmutigung. Ein übel aussehender Bursche hatte ein Gewehr quer über den Leib gebunden. Das Requisit war völlig überflüssig — der Bursche sah auch ohne Waffe furchterregend aus. Hinter ihm erhob sich ein wuchtiger Stahlzaun.
    »Stop«, kommandierte Harper unnötigerweise.
    Ich bremste. Mike stand mit seinem Buick hinter uns. Der Bursche mit dem Gewehr kam auf uns zu und ging zu Harper. Der Boß kurbelte das Fenster herunter und hielt seinen Kopf heraus.
    »Alles in Ordnung, Fitz«, erklärte er lässig.
    Der Bursche grinste. »Okay«, sagte er. »Gehen Sie fischen, Mr. Harper?«
    »So etwas ähnliches.« Er drehte sich zu mir. »Das ist Mr. Cotton.«
    Der Bursche studierte mein Gesicht und nickte.
    »Sieh ihn dir ruhig genau an«, forderte ihn Harper auf, und Fitz kam diesem Angebot gern nach. Und ausführlich.
    »Er soll als mein Gast behandelt werden«, fuhr Harper fort, »aber er darf das Gebiet nicht verlassen, wenn ich nicht die Erlaubnis dazu gegeben habe.«
    »Das geht klar, Mr. Harper.« Fitz deutete eine leichte Verbeugung an und ging zum Stahlzaun. Er nahm einen Schlüssel aus der Tasche und schloß irgend etwas auf. Ein Ausschnitt im Zaun surrte zurück, er ließ gerade so viel Platz, daß ein Wagen durchkam.
    Etwa zehn Meter hinter dem Zaun stand ein kleiner Schuppen, vor dem ein weiterer Kerl lehnte. Er trug ein Maschinengewehr spazieren. Während die beiden noch einmal grüßten, gab ich Gas und huschte auf dem Weg

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