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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

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weiter, der nach einigen hundert Yard direkt am See endete.
    Das Ufer verlief sehr flach. Fast die gesamte Fläche des Sees war von hier zu überblicken. In der Umgebung klebten noch ein paar Taufetzen an den tiefhängenden Ästen der Bäume, und ein durchsichtiger Schleier des Morgennebels lag dicht über der Wasseroberfläche. Es war ein romantisches Bild, und man hätte die Gefährlichkeit der Situation leicht vergessen können, wenn ich nicht die beiden Wächter mit den häßlichen Requisiten gesehen hätte.
    Durch das dichte Gebüsch sah ich die Blockhütte, von der mir Danto erzählt hatte. Sie stand etwa 60 Meter vom Weg ab, und ein gut ausgetretener Fußpfad führte dorthin. Während wir Mike Wagen und Gepäck überließen, brachte mich Harper zur Hütte.
    »Hier könnte ich meinen Urlaub verbringen«, sagte ich überschwenglich. »Man sollte kaum glauben, daß es so etwas so nahe bei St. Louis gibt und dann noch im Privatbesitz.«
    »Wir sind wohl kaum hier, um über die Vorzüge dieser Gegend zu reden«, sagte Harper scharf.
    »Keine Aufregung«, erwiderte ich, »der See sieht genauso aus, als ob er die richtige Heimat für schwere Hechte wäre. Da wird sich mein neues Angelgerät bewähren können.«
    »Wenn hier jemand an der Angel hängen wird«, bemerkte Harper mit einem hintergründigen Lächeln, »dann ist es bestimmt kein Fisch.«
    Ich tat, als ob ich die Anspielung überhört hätte. »Sie mögen recht haben«, sagte ich scheinheilig, »es sieht so aus, als ob Sturm aufkäme. Dann werden sich die Fische verziehen.« Harper sah sich den blauen Himmel an. Weit über uns jagten sich ein paar winzige Wolkenfetzen. Für die frühe Stunde herrschte bereits eine enorme Hitze.
    »Ja«, sagte der Gangsterboß, »es wird Sturm geben. Einen heftigen Sturm wird es geben.« Er betonte jedes Wort dieses Satzes, um mir, der ich offenbar etwas schwer von Begriff war, auch ja die Warnung zuteil werden zu lassen. Es würde nicht nur einen meteorologischen Sturm geben. Nun, ich war vorbereitet.
    Bevor wir in die Blockhütte traten, sah ich noch einmal über den See. Am nördlichen Ende verlief die Grenze des Syndikats-Grundstücks durch den See, der Zaun war durch das Wasser gezogen worden.
    Ich merkte, wie Harpers Blicke auf mir ruhten. Aus den Augenwinkeln sah ich, daß er überheblich grinste.
    »Damit wir beide klar sehen«, sagte er, »wenn Sie doch noch Vorhaben, mich mit dem Geld ’reinzulegen, überleben Sie es nicht. Ich habe alle Vorbereitungen getroffen, um Ihnen jede Flucht unmöglich zu machen. Dabei schert es mich absolut nicht, daß Sie ein G-man sind, Cotton. Sie wären nicht der erste, den das FBI betrauern müßte, und Sie würden in keinem Fall der letzte sein. In Chicago fehlt jeden Monat ein Cop.«
    »Und 100 Gangster«, ergänzte ich. »Ihr Mut, einen G-man umzubringen, verdient absolut keine Bewunderung, Mr. Harper. Es zeigt nur, daß Sie nicht die Relativitätstheorie vom großen Einstein kennen.«
    Er sah mich verwundert an. »Einstein?« wiederholte er zweifelnd.
    »Wenn Sie etwas von ihm gelesen hätten, wüßten Sie, daß Sie bereits mit einem Hinterteil auf dem Elektrischen Stuhl sitzen, wenn Sie einen Cop umbringen. Das hat etwas mit dem Verhältnis zu tun. Ihr eventueller Gewinn steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko, das Sie eingehen. — Aber das ist Ihr Whisky, Mr. Harper.«
    »Darauf können Sie sich verlassen. Ich hätte Dantos Geld in jedem Fall bekommen. Ich habe Jahre darauf gewartet. Wenn Sie nicht freiwillig mitgespielt hätten, hätte ich Sie so lange verprügelt, bis ich das Versteck gewußt hätte. Es ist nur vernünftig, daß Sie mitspielen.«
    »Ich erfülle nur Dantos letzten Wunsch«, sagte ich bescheiden. Harper hätte sich in den Bauch gebissen, wenn er die Zweideutigkeit dieses Satzes verstanden hätte.
    Er hatte mich in die Hütte hineingeschoben. Ich stand in einem großen, fast quadratischen Raum, der sehr komfortabel ausgestattet war. Der Tür gegenüber war der Raum mit einem schwarzen Stoff abgetrennt. An der rechten Wand war eine recht vielseitige Bar untergebracht, sie verlangte mir ehrliche Bewunderung ab. Davor befand -sich die Fernsehecke. Ein überdimensionaler Schirm, der schräg aufgestellt war und bis zur Decke reichte, fing die Bilder auf. Unsere Gangster legten auf gepflegte Unterhaltung anscheinend großen Wert. Daß sie es sich dabei bequem machen wollten, zeigten die tiefen, weich ausgepolsterten Sessel, die zur Not jedes Bett hätten ersetzen

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