0440 - Mein letzter Fall?
nicht zur Seite schaute.
»Mörder!« sagte sie leise und zischend. Es klang wie eine schreckliche Anklage. »Du verdammter Mörder!« Sie drückte ihre Hände auf die Sessellehnen und stand auf.
»Moment, Mrs. Whyler, überlegen Sie sich, was Sie noch alles sagen«, erwiderte der Geisterjäger.
»Das weiß ich!«
Sinclair schüttelte den Kopf. »Das Gefühl habe ich leider nicht. So leid es mir tut!«
»Mörder!« sagte sie in das Schweigen hinein. »Kindermörder. Ja, du bist ein Kindermörder!«
Die letzten Worte klangen schrill. Sie hatte mit einer sich fast überschlagenden Stimme gesprochen, und sie schüttelte dabei den Kopf, wobei sie hochrot im Gesicht wurde. »Du verfluchter Kindermörder, du! Ich… ich bin…«
Die Frau war am Ende ihrer Nervenkraft und drehte durch. Weit geöffnet waren ihre Augen, die Lippen zuckten, auf ihnen stand der Speichel, und sie ging plötzlich vor.
Ihr Ziel war John Sinclair.
Noch während sie sich auf dem Weg befand, holte sie mit der rechten Hand weit aus und klatschte sie in Sinclairs Gesicht. Der versuchte, durch einen schnellen Schritt zurück auszuweichen, aber er schaffte es nicht mehr ganz.
Die Nägel streiften ihn an der Wange und fuhren auch an seinem Hals entlang, wo sie auf der dünnen Haut rote Streifen hinterließen. Damit war es nicht beendet. Wieder holte Mrs. Whyler aus, doch diesmal wehrte sich der Geister Jäger.
Seine Faust traf.
Es war ein brutaler, ein fast vernichtender Hammerschlag, der Mrs. Whyler in der Körpermitte traf. Sie wurde mitten in der Bewegung gestoppt und knickte ein. Es war ihr nicht mehr möglich, sich auf den Beinen zu halten, und während sie zusammensackte, wich das Blut aus ihrem Gesicht, so daß sie kreidebleich wurde.
Der Mund stand offen, sie würgte, und Sinclair hob seinen Arm, um noch einmal zuzuschlagen.
Zwei griffen ein.
Zunächst Jane Collins, die Mrs. Whyler abstützte, bevor diese zu Boden fallen konnte.
Zum anderen sprang Suko in den zweiten Schlag des Geisterjägers hinein, hielt dessen Faust fest und schleuderte Sinclair herum, der sich drehte, gegen die Tür fiel und diese ins Schloß drückte.
»Bist du denn verrückt geworden!« fuhr Suko seinen Freund an. »Von allen guten Geistern verlassen? Du kannst die Frau hier nicht vor unseren Augen zusammenschlagen!«
Sinclair sagte nichts. Er wischte über seine Stirn, dann hob er die Schultern und nickte gleichzeitig.
Jane Collins kümmerte sich um Mrs. Whyler. Sie schleifte die Frau auf die Couch zu und legte sie dort nieder. »Ich hole ein Glas Wasser«, sagte sie und ging auf die Tür zu, wo Sinclair Platz machte und von Jane mit einem kalten Blick bedacht wurde.
Mrs. Whyler lag da und stöhnte. Suko aber starrte seinen Freund und Kollegen ungläubig an. »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Verdammt, was ist nur in dich gefahren?«
»Sie griff mich an, Suko. Ich mußte mich wehren.«
»Klar, aber nicht so. Das hast du nie getan. So kenne ich dich nicht, John. Du hast stets Rücksicht auf andere Menschen genommen. Wäre ich nicht dazwischen gegangen, hätte wer weiß was passieren können.«
Der Geisterjäger senkte den Kopf. »Ich frage mich, wie du reagieren würdest, wenn man dich permanent als Mörder beschimpft.«
»Nicht so!«
Jane kam zurück. Sie hielt das Glas mit Wasser in der rechten Hand.
Mrs. Whyler konnte nicht allein trinken, Jane half ihr dabei und setzte den Rand gegen ihre Lippen. »Schlucken Sie nur, Mrs. Whyler.«
Suko ging zum Telefon. Er kam endlich dazu, die Kollegen der Mordkommission anzurufen.
Als die seine Stimme hörten, fingen sie an zu stöhnen, versprachen aber, so rasch wie möglich zu erscheinen.
Mrs. Whyler lag auf der Couch. Beide Hände hielt sie dort auf den Leib gepreßt, wo sie der Schlag getroffen hatte. Ihr Gesicht war verzerrt, die Augen schwammen in Tränen.
Jane strich über ihre Wangen. Sie versuchte auch, die Frau durch Worte zu beruhigen. »Es wird gleich ein Arzt mitkommen, der sich um Sie kümmert.«
»Ich… ich muß noch meine Aussagen machen!« preßte sie hervor. »Ihr… ihr müßt mir glauben. Er war es.«
»Natürlich war er es!« sagte Jane. »Wir glauben Ihnen alles, Mrs. Whyler.«
Als John Sinclair einen Schritt auf die Couch zuging, hielt Suko ihn zurück. »Laß es bleiben, John. Sie hat es bestimmt nicht ernst gemeint. Jane wollte Mrs. Whyler nur beruhigen.«
»Schon gut.« Der Geisterjäger wandte sich ab.
Suko schaute auf seinen
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