0440 - Mein letzter Fall?
hatte keine Überzeugungskraft. »Sollten Sie wirklich recht behalten, Mrs. Whyler, werden wir dies auch herausfinden und die Konsequenzen ziehen.«
Sie lachte bitter. »Wollen Sie gegen Ihren eigenen Kollegen ermitteln?«
»Ja.«
»Das kann ich nicht glauben.«
Der Inspektor enthielt sich eines weiteren Kommentars, denn sie hatten das Haus inzwischen erreicht.
Sinclair wartete schon im Flur. Dort war es kühler als draußen, es roch aber auch muffig. Am Ende des ersten Treppenabsatzes stand eine Frau; die ein Kopftuch um ihre Haare geschlungen hatte. Sie schaute neugierig nach unten und fragte: »Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Mrs. Whyler?«
»Schon gut. Die Herren und die Dame sind Bekannte von mir.«
Die Mitbewohnerin lachte unecht. »Was Sie nicht sagen.« Sie zog sich nicht in ihre Wohnung zurück, blieb in der offenen Tür stehen und sah der Gruppe nach, als sie die Stufen hochschritt und sie passierte.
John Sinclair stand schon an der Wohnungstür. »Haben Sie den Schlüssel greifbar, Mrs. Whyler?«
Sie nickte, ohne den Geisterjäger anzusehen. Aus der Handtasche holte sie ihn.
Suko durfte öffnen.
John machte ihm Platz. »Sie hält mich noch immer für den Killer?« flüsterte er fragend.
»Ich konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen.«
»Schade.«
Suko schloß auf. »Es wird sich alles aufklären.« Er legte seine Hand auf Johns Schulter. »Geh du vor.«
Sinclair betrat als erster den kleinen Flur. Die anderen drängten nach. Mrs. Whyler blieb in Janes Nähe. Sie hob einen Arm und deutete auf die Wohnzimmertür. »Dahinter liegt er.«
Suko sah seinen Freund an. »Ich gehe als erster, okay?«
Sinclair hatte nichts dagegen, blieb hinter dem Inspektor und betrat nach ihm den Raum. Quer über dem Bett lag der tote Junge im Sonnenlicht.
Auch Mrs. Whyler war nicht im Flur stehengeblieben. Sie stand hinter der Schwelle, stützte sich an der Wand ab und auch an Jane, denn wiederum traf sie der Schock.
Sinclair und Suko näherten sich dem Bett. Sie blieben so nah vor ihm stehen, daß ihre Knie die Kante fast berührten. Eine Wunde sahen sie erst, als Suko den Toten umdrehte.
»Da ist nichts mehr zu machen«, erklärte er mit kratziger Stimme. »Was ist deine Meinung, John?«
Sinclair nickte.
»Nach einem Dämonenmord sieht es mir nicht aus«, erklärte der Chinese, wobei er seinen Freund und Kollegen anschaute. »Was sagst du dazu?«
»Finde ich auch.«
»Dann kann es doch ein Mensch getan haben. Ein gedungener Killer, was weiß ich?«
»Wer könnte Interesse daran haben, einen nicht einmal erwachsenen Menschen zu töten?«
»Die Frage ist gut, John.« Jane Collins hatte sich zu den beiden Männern gestellt. »Sogar sehr gut.«
»Hatte er Feinde?«
Jane hob die Schultern. »So etwas mußt du Mrs. Whyler fragen.«
Die Frau hatte sich in einen Sessel gesetzt und die Hände vor ihre Augen gepreßt. Suko brachte es einfach nicht übers Herz, sich bei ihr zu erkundigen.
Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Der blaue Mercedes stand noch immer am selben Fleck. Wegen der getönten Scheiben war aus dieser Entfernung nicht zu erkennen, ob sich der Fahrer noch im Wagen aufhielt. Wenn ja, mußte er regungslos hinter dem Lenkrad sitzen.
»Was ist deine Meinung?« erkundigte sich Jane bei dem Geisterjäger.
Sinclair schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht und habe auch keinen Verdacht, wenn man eine dämonische Aktivität einmal ausschließt. Für mich kommt der Teufel nur in Frage.«
»Dem steht Mrs. Whylers Aussage gegenüber. Sie hat einen Menschen aus dem Mordzimmer kommen sehen.«
John sah der ehemaligen Hexe ins Gesicht. »Hast du mich jetzt auch noch in Verdacht?«
»Das habe ich damit nicht gemeint.«
»Es hörte sich aber so an.«
»Mag sein, doch ich gehe davon aus, daß der Teufel nicht nur in dieser einen Gestalt zu erscheinen braucht. Du weißt selbst, wie flexibel er ist.«
»Das stimmt leider.« Suko kam wieder zurück. »Tun wir unsere Pflicht«, sagte er. »Die Mordkommission muß gerufen werden. Vielleicht werden wir irgend etwas herausfinden.«
Niemand widersprach, aber Mrs. Whyler regte sich. Sehr langsam senkte sie ihre Hand. »Der Mordkommission werde ich meine Aussage mitteilen. Ob sie nun Ihren Kollegen belastet oder nicht.«
Suko lächelte knapp. »Wir haben nichts dagegen, wenn Sie sagen, was Sie gesehen haben. Es ist sogar Ihre Pflicht, die Kollegen auf diese Art und Weise zu informieren.«
Sie nickte. Ihr Blick pendelte sich auf John Sinclair ein, der
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