0440 - Mein letzter Fall?
»Wahrscheinlich haben hier andere Kräfte die Hände im Spiel und versuchen nun, uns auf eine falsche Spur zu führen.«
Delmont zog die Stirn kraus. »Meinen Sie, daß jemand die Frau als Zeugin vorschiebt?«
»Das könnte ich mir vorstellen.«
»Dann müßte sie auch von der anderen Macht beeinflußt sein«, erklärte Suko und blickte seinen Freund an. »Wir sollten sie auf eine weißmagische Probe stellen.«
Der Geisterjäger nickte. »Natürlich, aber etwas später, wenn sie sich beruhigt hat.«
Jane Collins wandte sich an den Polizeiarzt. »Wie ist er eigentlich umgebracht worden?«
»Mit einem Messer.«
»Das läßt nicht gerade auf einen Dämon schließen«, murmelte Suko.
»So wie wir es uns gedacht haben.«
»Sie kennen sich besser aus«, sagte Delmont. »Wie ist das denn? Gibt es Menschen, die sofort zustimmen, wenn sie für einen Mord angeheuert werden?«
»Genug.«
»Aber Sie haben die nicht im Computer erfaßt?«
John Sinclair schüttelte den Kopf. »Nein, soweit sind wir noch nicht.«
»Wann wollen Sie die Frau sprechen?« erkundigte sich der Chiefinspektor nach einem langen Atemzug.
John Sinclair fragte den Doc. »Sie haben Mrs. Whyler untersucht. Wann wäre sie wieder in der Lage, etwas zum Fall zu sagen und nicht zur gefühlsmäßig zu reagieren?«
»Das ist schwer zu sagen. Ich müßte sie genauer untersuchen. Jedenfalls steht sie augenblicklich unter einem ungeheuer starken Druck. Ein Nervenstreß, der kaum auszuhalten ist.«
»Dann geben wir ihr mindestens einen Tag Zeit.«
»Das würde ich auch meinen, Mr. Sinclair. Am besten wäre sie in einem Krankenhaus untergebracht. Wenn Sie nichts dagegen haben, veranlasse ich das.«
»Bitte sehr.«
»Okay, das wäre dann alles. Einen Bericht schicke ich Ihnen zu.«
Nach dem Händeschütteln ließen die drei die Beamten der Mordkommission allein. Auf irgendeine Art und Weise mußte Mrs. Whyler verspürt haben, daß die anderen gingen. Sie hatte sich aufgerafft und zog die Tür zur Diele auf.
Suko und Jane befanden sich schon im Hausflur, nur John Sinclair konnte Mrs. Whyler noch sehen.
»Mörder!« schrie sie. »Verfluchter Mörder! Läßt man dich jetzt frei? Sieht so die Gerechtigkeit aus?«
Der Geisterjäger sagte nichts. Aber ein kaltes, fast grausames Lächeln umspielte seine Lippen. Dann ging auch er. Im Flur holte er die anderen ein. Sie waren auf einem Treppenabsatz stehengeblieben.
»Ich hoffe nur«, sagte Suko, »daß bei einer magischen Befragung etwas mehr herauskommt.«
»Das meine ich auch«, erklärte Sinclair. »Es ist kein Vergnügen, als Mörder tituliert zu werden.«
Dafür hatten die anderen Verständnis.
Vor dem Haus mußten sie sich trennen, weil sie mit verschiedenen Wagen wegfuhren.
»Ich bleibe bei Suko«, erklärte Jane. Sinclair zeigte sich einverstanden.
Er ging zu seinem Fahrzeug, die anderen zu ihrem. Daß sie dabei beobachtet wurden, nahmen sie nicht wahr. Zwei Männer hockten in dem blauen Mercedes, dessen Beifahrer die Seitenscheibe nach unten fahren ließ. Lautlos setzte sich der Wagen in Bewegung und scherte aus der Parklücke aus, und keiner sah, daß sich etwas Langes, Dunkles aus dem Wagenfenster schob und auf John Sinclair zielte.
Es war die Mündung einer Maschinenpistole…
***
Auf der mit Gras und Unkraut bewachsenen Steinstraße der alten Komturei lag ein Mensch und rührte sich nicht. Er lag dort wie tot, während nach dem Blitz, der ihn niedergeworfen hatte, ein Donnerschlag folgte, der sich anhörte wie ein peitschendes Triumphgrollen des Höllenherrschers.
Asmodis hatte seinen Erzfeind niedergerungen. Es sollte Sinclairs letzter Fall gewesen sein…
Kein Regen fiel.
Nur Wind kam auf, fuhr über die Straße, schaufelte Staub hoch und spielte mit dem Gras.
Aus den düsteren Fensterhöhlen der Häuser beobachteten vier teuflische, rote Gestalten den leblos wirkenden Mann mitten auf der Fahrbahn. Sie taten nichts, sie beobachteten nur.
Aber der Stein bewegte sich. Aus der Öffnung hatte vor Minuten noch ein bleicher Arm geschaut. Jetzt erschien er ebenfalls wieder, aber ihm folgten ein Kopf und ein Körper.
Arlette traf Anstalten, das Versteck zu verlassen. Ihr Haar hatte sich gelöst. Es fiel lang auf die Schultern und bewegte sich ebenso im Wind wie der geschwungene Rock.
Mit beiden Händen stützte sich das Mädchen am Rand der Öffnung ab und drückte sich so hoch, daß es aus der Luke klettern konnte. Daneben blieb Arlette stehen.
Sie hielt ihr Gesicht gegen den Wind,
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